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"Fischkopp deLux" Luxemburger lieben Werder – mit einem ganz besonderen Konzept

Ungefähr 780 Fan-Clubs des SV Werder Bremen gibt es weltweit. Einer davon liegt in Luxemburg und hat ein besonderes Konzept. Das ist „Fischkopp deLux“.
25.12.2023, 15:30 Uhr
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Von Martin Siegel

Der SV Werder Bremen ist ein echter Traditionsverein, steht in der  ewigen Bundesligatabelle auf Rang drei hinter Bayern München und Borussia Dortmund. Deshalb verwundert es nicht, dass Anhänger der Grün-Weißen fast überall auf dem Globus zu finden sind. Auch im kleinen Luxemburg. In Baschleiden, einer 600-Seelen-Gemeinde im Nordwesten des Nachbarlandes, liegt der Sitz von „Fischkopp deLux.“ Ein kleiner Werder-Fanclub, der seit seiner Gründung vor rund eineinhalb Jahren einen ganz besonderen Weg geht.

„Wir wollten den Fanclub von Anfang an so aufziehen, dass er von Jugendlichen geleitet wird. Die Idee, jungen Menschen einen Club anzuvertrauen und zu sagen, schmeißt ihr den Laden mal und wir unterstützen euch, hat uns direkt begeistert“, erzählt Romain Schroeder, Vorstandsvorsitzender von „Fischkopp deLux“, im Gespräch mit unserer Deichstube. Deshalb wurde ein geteilter Vorstand ins Leben gerufen. Damit der Fanclub ein eingetragener, nicht gewinnorientierter Verein werden konnte, musste jede Position im Vorstand offiziell von einem Erwachsenen ausgefüllt werden. Aber Kinder übernehmen dieselben Posten mit derselben Verantwortung. Gegenpart von Romain Schroeder ist Emily Münch. Die 15-Jährige gibt damit die jugendliche Vorstandsvorsitzende des Vereins. Ihre Mutter ist Luxemburgerin, ihr Vater Deutscher. „Mein Vater kommt ursprünglich aus Bremerhaven. Er ist Werder-Fan, seit er ein Kind ist, und hat das von Anfang an in unsere Familie eingebracht. Er hat uns alle angesteckt“, erzählt die Schülerin begeistert von ihrer Verbindung zu Werder. Als jugendliche Vorstandsvorsitzende darf sie bereits einiges im Fanclub mitorganisieren.

Der Ort Baschleiden wird durch „Fischkopp deLux“ nun ein Stück weit zum grün-weißen „gallischen Dorf“. Denn die Luxemburger bejubeln in der Bundesliga eher die Spitzenclubs oder aufgrund der Erreichbarkeit den 1. FC Köln oder den 1. FC Kaiserslautern. „Werder-Fan bist du hier meistens wegen persönlicher Geschichten und Verbindungen“, berichtet Schroeder. Beim 46-Jährigen ist es der legendäre 6:2-Sieg über Spartak Moskau im Jahr 1988 gewesen, der seine Liebe zum SVW geweckt hat. „Das Spiel hat es mir angetan. Rune Bratseth fand ich besonders toll“, erinnert sich der gebürtige Luxemburger. Die Idee mit dem Fanclub hatte Schroeder 2022 mit zwei Freunden aus dem Ort. „Wir waren alle drei Fans und haben die Spiele sowieso zusammen geschaut – hin und wieder auch im Stadion. Mein Kumpel Stefan Münch hatte dann die Idee, unsere Leidenschaft für Werder zu professionalisieren.“ Stefan Münch, der Vater von Emily Münch, ist nun Kassenwart des Fanclubs.

Mittlerweile zählt der eingetragene Verein bereits 20 Mitglieder. „Wir sind noch relativ klein, aber Luxemburg ist ja auch klein“, so Schroeder mit einem Augenzwinkern. Ihm und seinen Mitgründern war neben dem innovativen Jugendkonzept sowieso noch eine zweite Sache deutlich wichtiger, als möglichst schnell viele Mitglieder zu generieren: Jeder Cent, der über Mitgliedsbeiträge oder Ähnlichem eingenommen wird, geht seit Anfang an komplett an gemeinnützige Organisationen. Auswärtsfahrten, Getränke oder sonstige Fanclub-Anschaffungen zahlen die Mitglieder aus eigener Tasche. Dieses Jahr kamen stolze 882 Euro für humanitäre Einrichtungen zusammen. Das soziale Engagement des Clubs lockt mittlerweile nicht nur Grün-Weiße an. „Werder wird hier durch unseren besonderen Weg als Fanclub für manche zum Zweitverein. Wir haben mittlerweile einen Dortmund-Fan, einen St.-Pauli-Fan und einen Bayern-Fan bei uns. Die schließen sich dem Club an, weil sie das einfach cool finden. Einerseits, dass die Kids hier etwas mit aufbauen können, und anderseits, dass alles, was hier passiert, für den guten Zweck ist. Das macht Werder und unseren Fanclub für die Leute so sympathisch“, freut sich Schroeder, der beruflich im Luxemburger Zentrum für politische Bildung tätig ist.

Das grün-weiße Engagement hat sich in diesem Sommer schon mal so richtig ausgezahlt: Die Werder-Bremen-Fußballschule war vier Tage lang zu Gast in Luxemburg - beim lokalen Fußballverein „Green-Boys Harlange“. Kassenwart Stefan Münch hatte durch einen persönlichen Kontakt zu Werder die Stippvisite der Fußballschule in die Wege geleitet. „Das war schon eine enorm große Nummer für alle. 40 Kids konnten am Camp teilnehmen –  und natürlich war Werder dann Thema bei den Jungs. Einer zum Beispiel, der läuft jetzt nur noch im Werder-Trikot herum. Eigentlich war er BVB-Fan, aber jetzt ist er konvertiert.“ Und vielleicht gehört der Ex-Dortmunder dann bald auch zum jungen Vorstand von "Fischkopp deLux". 

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