Ole Werner wirkte auch knapp 24 Stunden später noch etwas mitgenommen. „Das ist eine wahnsinnig bittere Diagnose für ihn und für uns“, sagte der Trainer von Werder Bremen am Donnerstag während der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart (Sonnabend, 18.30 Uhr). Gedacht hatte er bei diesen Worten an Verteidiger Amos Pieper, der sich tags zuvor einen Knöchelbruch im Training zugezogen hat. Die fällige Operation hat der 25-Jährige zwar inzwischen hinter sich gebracht, dennoch wird er jetzt erst einmal monatelang ausfallen. Was Werder fraglos in personelle Nöte bringt. Und ein Handeln auf dem Transfermarkt im Winter sehr wahrscheinlich macht.
„Es ist noch recht frisch, aber wir werden uns auf jeden Fall zusammensetzen und uns darüber unsere Gedanken machen in den nächsten Tagen, wie wir damit umgehen und wie wir da weiter verfahren bezüglich eines Winter-Transfers im Januar“, erklärte Clemens Fritz als Leiter Profifußball.
Personell wird es schwierig
Aktuell bilden bekanntlich Milos Veljkovic, Kapitän Marco Friedl und Anthony Jung die Dreierkette in der Abwehr, Niklas Stark steht als einzig echte verbliebene Alternative parat. Denn sonst? Da wird es ziemlich dünn. Nicolai Rapp könnte die Position zwar auch bekleiden und hat das in dieser Spielzeit auch schon während der 2:3-Heimniederlage gegen die TSG Hoffenheim von Beginn an getan – hatte dabei aber nicht immer einen sattelfesten Eindruck gemacht. Obendrein plagt sich Rapp selbst schon seit einiger Zeit mit Fußproblemen herum.
Bleibt noch Routinier Christian Groß. Der 34-Jährige wäre ebenfalls eine Aushilfe, schleppt aber auch immer wieder das eine oder andere Wehwehchen herum. Auch er kam letztmals am siebten Spieltag gegen Hoffenheim zum Einsatz. Aus dem Nachwuchsbereich drängt sich aktuell niemand auf, der im Ernstfall Werders Tor bundesligatauglich verteidigen könnte. Defensivtalent Fabio Chiarodia, dem lange der große Durchbruch an der Weser orakelt wurde, wechselte im Sommer lieber zu Borussia Mönchengladbach, weil er dort die bessere Perspektive für sich sah.

Könnte die Lücke von Amos Pieper füllen: Christian Groß.
Negativer Schlusspunkt für Amos Pieper
In einem Kader, der ohnehin gern als knapp bemessen bezeichnet wird, sind das nicht die allerbesten Voraussetzungen, um den jetzigen Pieper-Ausfall zu kompensieren. Da wäre es im Grunde enorm gefährlich, während der nächsten Transferphase nicht zu handeln. „Deswegen beschäftigen wir uns jetzt ja damit“, wiederholte Fritz mit Nachdruck.
Für Amos Pieper ist der neuerliche Ausfall dagegen der negative Schlusspunkt eines ziemlich verkorksten Jahres. Im vergangenen Januar tauchten beim Ex-Bielefelder erstmals Fußprobleme auf, immer wieder – so schilderte es der Verteidiger später – schoss ihm ein akuter Schmerz durch die Knochen. Lange Zeit quälte er sich durch die Rückrunde, im Mai führte dann kein Weg mehr an einer Operation vorbei. Weil zwei Überbeine die Störungen verursachten, wurden Pieper zwei kleine Knochen entfernt. Pünktlich zur Vorbereitung auf die neue Saison war der U21-Europameister von 2021 wieder zurück auf dem Platz, stand beim Ligastart in der Startelf. Doch nach sechs Partien setzten ihn muskuläre Probleme mehrere Wochen außer Gefecht, erst kürzlich gelang die Rückkehr in den Kader. Doch dann kam der verhängnisvolle Mittwoch.
„Es war eine Situation, die gar nicht so gefährlich aussah“, schilderte Werner den Moment aus der Einheit, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. „Es war ein Richtungswechsel, er ist dann zu Boden gegangen. Von außen betrachtet könnte man sagen, dass er hängengeblieben ist. Für ihn war dann relativ schnell klar, dass da was kaputt ist.“ Der Beginn einer neuen Leidenszeit – die laut Werner ausdrücklich nicht mit der vorherigen Fuß-Problematik in Verbindung steht. „Natürlich gehören diese Sachen zum Sport dazu, aber es ist trotzdem so, dass Amos in diesem Kalenderjahr schon eine ganze Menge abbekommen hat“, meinte Werner. „Es ist auch so bitter für uns, weil er ein super Teamplayer ist, jemand, der der Mannschaft ganz viel gibt.“
Wann die Bremer genau diese Qualität zurückbekommen werden, ist noch völlig unklar. „Die Operation ist gut gelaufen. Ab heute läuft die Uhr für ihn und für uns rückwärts“, betonte Werders Chefcoach optimistisch. „Wir unterstützen ihn bestmöglich auf dem Weg zurück.“ Ein Weg, der Amos Pieper im schlimmsten Fall die restliche Saison kostet. Deshalb ist Ole Werner mit konkreten Prognosen bezüglich einer Rückkehr vorsichtig. „Das ist bei der Verletzung tatsächlich schwer zu sagen, deshalb will ich mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen“, meinte der 35-Jährige. „Aber wir reden sicherlich darüber, dass es mehrere Monate sind. Wir haben schon die Hoffnung, dass das noch im Laufe dieser Saison vielleicht so sein kann, dass Amos wieder zur Verfügung steht. Aber die Spanne ist relativ groß.“