Für einen kurzen Moment herrschte gespenstische Stille, die Spieler des SV Werder Bremen waren mehrheitlich auf den Rasen gesunken und hatten das Gesicht in den Händen vergraben. Etwas mehr als 90 Minuten lang hatten sie gegen RB Leipzig alles reingeworfen, sich zahlreiche Chancen erspielt – und am Ende doch nur ein 0:0 zustande gebracht. In die Lähmung nach dem Schlusspfiff schickte Stadionsprecher Arnd Zeigler die schonungslose Gewissheit: „Hier sind gerade zwei Träume geplatzt: die der Leipziger von der Champions League und die von Werder für Europa“. Und Letzteres tat – das war auf dem Rasen ebenso wie auf den Rängen deutlich zu sehen – ordentlich weh.
„Ich kann mich an wenige Spiele erinnern, in denen wir so viele Chancen hatten“, sagte Kapitän Marco Friedl hinterher. „Ich bin generell stolz auf die Mannschaft, weil ich weiß, was sie im Stande ist zu leisten. Daher hat mich die Leistung auch nicht überrascht, aber die Enttäuschung überwiegt jetzt gerade.“ Abwehrkollege Amos Pieper erging es ganz ähnlich, auch er fühlte diese gewisse Ohnmacht. „Die Leere ist groß. Wir hätten den Fans gerne einen anderen Ausgang der Saison beschert, weil er heute und in den letzten beiden Spielen möglich war“, meinte der 27-Jährige mit Blick aufs internationale Geschäft und den dafür mindestens benötigten Sprung auf Platz sechs, aus dem nichts mehr wird. „Das ist bitter und enttäuschend und wird auch noch dauern, bis man vielleicht irgendwann sagen kann: ,Ey, es ist doch cool, dass wir lange darum spielen konnten“. Auch Niklas Stark befand sich in einem regelrechten Gefühlschaos: „Es ist bitter, dass wir nicht gewonnen haben. Das überwiegt ein bisschen“, erklärte der gebürtige Franke. „Aber wenn man die letzten Spiele sieht, können wir auch stolz auf uns sein.“
Die Fans waren es jedenfalls, das zeigte sich kurz nach der niederschmetternden Nachricht vom Europa-Adieu. Mit aufbauendem Applaus wurde die Mannschaft gefeiert, schon während der Partie war das Weserstadion in eine phänomenale Atmosphäre getaucht worden. Es wirkte, als wolle eine ganze Stadt dem Team zum dringend benötigten Torerfolg verhelfen. Doch der Ball wollte einfach nicht über die Linie, weshalb Profis und Zuschauer im Parallelflug litten. „Heute war es total anstrengend, obwohl man selbst gar nicht gespielt hat, weil so ein Druck drauf war“, bestätigte auch Werders Leiter Profifußball Peter Niemeyer sichtlich mitgenommen, der das Bremer Anrennen von der Bank aus mitverfolgt hatte. Ein paar Meter vor ihm an der Seitenlinie sehnte Trainer Ole Werner vergeblich die Erlösung herbei. „Dass dieses mitreißende Fußballspiel 0:0 ausgeht, ist schwer zu erklären“, sagte der 37-Jährige. „Das Einzige, von dem ich heute enttäuscht bin, ist das Resultat. Denn vor dem Auftreten und der Leistung kann ich nur den Hut ziehen.“