Sechs Länderspiele hat er inzwischen bestritten, was von der nackten Zahl her noch vergleichsweise wenig ist. Und dennoch: Niclas Füllkrug ist längst eines der Aushängeschilder der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, vielleicht sogar das Aushängeschild. Mit seiner authentischen, bodenständigen Art kommt der treffsichere Mittelstürmer des SV Werder Bremen gut an. Beim Trainer, bei Mitspielern - und vor allem auch bei den Fans, bundesweit. Kein Wunder also, dass Füllkrug bei der dringend benötigten Imagekorrektur der Mannschaft eine zentrale Rolle zukommt. Die DFB-Elf möchte nicht länger wie ein unnahbares Kunstprodukt wirken, sondern die Herzen ihrer Anhänger zurückgewinnen. Vor dem Länderspiel in Bremen gegen die Ukraine (Montag, 18 Uhr) betonte Füllkrug deshalb: "Wir wollen Profis zum Anfassen und nahbar sein."
Entscheidend für diesen Plan sei es, authentisch zu bleiben, erklärte der 30-Jährige, dem keineswegs eine Nationalmannschaft nur aus angepassten, stromlinienförmigen Profis vorschwebt. Es sei "doch auch zum Anfassen, wenn jemand kritisch ist, wenn jemand mal über die Stränge schlägt, wenn jemand vielleicht mal nicht perfekt ist", sagte Füllkrug. Und weiter: "Ich glaube, dass das wenig damit zu tun hat, ob man immer bodenständig ist, immer perfekt ist, sich immer an alle Regeln hält. Ich glaube, es geht darum, echt zu sein. Und darum, dass die Fans und die Leute dir das abkaufen." Früher seien gerade Spielertypen wie Mario Basler frenetisch abgefeiert worden, "auch wenn er nicht ganz wie ein Vollprofi gelebt hat", sagte Füllkrug mit einem Lächeln.
Ein Jahr vor dem Anpfiff der Heim-EM am 14. Juni 2024 in München möchte die DFB-Auswahl von Bundestrainer Hansi Flick jedes Spiel dazu nutzen, um die Fans nach dem Vorrunden-Aus bei zwei Weltmeisterschaften nacheinander zurückzugewinnen. Nach der Partie gegen die Ukraine folgen die Spiele in Warschau gegen Polen am kommenden Freitag sowie am 20. Juni in Gelsenkirchen gegen Kolumbien. "Ich bin total begeistert, es sind nicht alle unbegeistert", sagte Füllkrug über die allgemeine Fußball-Stimmung im Land. "Wir wollen eine Begeisterung entfachen, das ist klar." Dazu gehörten auch die Medien und "auch der Fan, der vielleicht einen Schritt auf uns zugeht, den wir dann auch brauchen".