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Die Zweitliga-Kolumne Werner passt menschlich und macht keine verrückten Sachen

Das erste Zweitligaspiel nach der Winterpause sieht Oliver Reck als große Chance für die Mannschaft, erklärt der frühere Werder-Torhüter in seiner Kolumne. Er ordnet auch den Trainerwechsel in Bremen ein...
13.01.2022, 13:54 Uhr
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Von Oliver Reck

Wir alle kennen diese Spiele, vor denen man denkt: Der Ausgang könnte für den weiteren Saisonverlauf ziemlich entscheidend sein. Werders Heimspiel am Sonnabend gegen Düsseldorf ist so ein Spiel. Vor der kurzen Winterpause hat die Mannschaft bei ihren drei Siegen gegen Aue, Regensburg und Hannover gezeigt, wozu sie in der Lage ist – wenn die Spieler auf dem Platz stehen, die von ihrer Qualität und Führungsstärke her unverzichtbar sind. Das sind für mich Leo Bittencourt im Mittelfeld und Abwehrchef Ömer Toprak. Diese beiden machen Werder besser, und es macht einen großen Unterschied, ob sie in der Startelf stehen oder nicht. Gleich dahinter in der Bedeutung fürs Team kommen Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch.

Gegen Düsseldorf musst du jetzt gewinnen, so werden es die Jungs in der Bremer Kabine auch selbst sehen. Denn die Fortuna spielte zuletzt nicht gut, Werder hingegen möchte das neue Selbstbewusstsein und den zurückgekehrten Glauben an den Aufstieg nicht verspielen. Mit einem Sieg würde die Mannschaft noch näher an die Spitze der zweiten Liga rücken, bei einer Niederlage oder einem Unentschieden wäre das gute Gefühl schnell wieder weg – es steht also sportlich, aber auch vom Kopf her einiges auf dem Spiel. Ich sehe das als eine gute Chance für Werder.

Der neue Trainer Ole Werner fällt in seinen ersten Wochen dadurch auf, dass er keine verrückten Sachen macht. Er hat ein gutes Fundament vorgefunden, zumal ihm die Leistungsträger der Mannschaft direkt zur Verfügung standen. Mit diesem Kader ist Werder besser besetzt als andere Zweitligisten – und Werner hat es gut verstanden, das in seinen ersten Spielen auszunutzen. Werner ist kein Mann für große Sprüche, er will die Leistungen auf dem Platz sprechen lassen. Das hat bisher gut geklappt. Damit hat er zum Ende einer komplizierten Hinrunde natürlich auch Hoffnung auf mehr geschürt. Die Tabelle ist eng, und nun könnte Werder durch einen Sieg gegen Düsseldorf tatsächlich so richtig in den Kampf um die Aufstiegsplätze eingreifen. Damit könnten jetzt Erwartungen erfüllt werden, die viele Fans schon zu Saisonbeginn hatten.

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Ob der notwendig gewordene Trainerwechsel von Markus Anfang zu Werner der Grund für den Aufschwung ist, kann man nur schwer einschätzen. So etwas hat es im deutschen Fußball ja noch nicht gegeben. Erst am Saisonende werden wir nach einer Halbserie unter Werner wissen, wie gut dieser Wechsel für die Mannschaft und den Verein war. Ich hätte auch Markus Anfang zugetraut, um den Aufstieg mitzuspielen, gerade nach der Genesung von Toprak und Bittencourt. Werner bringt einen Vorteil mit, der schon bei Anfang wichtig war: Er kennt diese zweite Liga. Nach den ersten Eindrücken habe ich das gute Gefühl, dass es auch menschlich zwischen der Mannschaft und Werner gut funktioniert. Das ist nach der ganzen Aufregung sicherlich auch wichtig.

Was mein Trainerkollege Markus Anfang da gemacht hat mit dem gefälschten Impfpass, ist eigentlich nicht zu verzeihen. Er hat sich selbst, dem Verein und der Branche damit geschadet. Es war gut und wichtig, dass er die Vorwürfe nicht mehr bestreitet, sondern alles zugegeben hat. Wir Trainer haben eine Vorbildfunktion – und die hat er mit dem Einsetzen eines gefälschten Impfpasses mit beiden Füßen getreten. Er hat auch seine Spieler und Werder damit im Stich gelassen. Ich glaube trotzdem: Wenn die Leistungsträger bei Werder nun dauerhaft auf dem Platz stehen, wird schon bald niemand mehr über diesen Trainerwechsel reden.

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Als früherer Torhüter möchte ich noch etwas zu Jiri Pavlenka sagen: Der Umstand, dass sein Vertrag am Saisonende ausläuft, sollte keine Rolle dabei spielen, wer im Tor steht. Es muss der Torhüter spielen, der dieser Mannschaft am meisten hilft. Pavlenka hatte zuletzt einige schlechtere Szenen, richtig ist aber auch, dass die Mannschaft dadurch in keinster Weise verunsichert wurde. Wie es vertraglich mit ihm weitergeht, hängt wie bei Ömer Toprak und anderen ganz einfach von der Liga ab, in der Werder nächste Saison spielt. Gelingt der Aufstieg, dann kann eine Vertragsverlängerung für alle Seiten Sinn machen. Bei einem weiteren Jahr in der zweiten Liga wird das wahrscheinlich anders sein. 

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