„Wir haben entschlossen, Veranstaltungen mit über 1000 Personen abzusagen“, sagte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard am Dienstagmittag. „Das klingt willkürlich, aber ist erst einmal eine Richtlinie. Wir müssen irgendwo eine Grenze setzen.“ Übersetzt bedeutet das für Werder: Die Bundesliga-Partie am kommenden Montag, 16. März, gegen Bayer Leverkusen wird nach jetzigem Stand im Weserstadion ohne Zuschauer stattfinden. Innensenator Ulrich Mäurer ergänzte: „Wenn nur 22 Mann im Stadion sind, kann die Veranstaltung durchgeführt werden.“
Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte forderte derweil die DFL auf, die Bundesliga-Spiele des kommenden Wochenendes sogar allesamt zu verschieben „und die Zeit zu nutzen, mit den Fachbehörden des Bundes und der Länder eine einheitliche Linie für die nächsten Spieltage abzustimmen“, heißt es in einem offenen Schreiben an den Ligaverband. Ähnlich argumentierte Mäurer: „Geisterspiele sind keine wirkliche Alternative. Werder gegen Leverkusen kann als Geisterspiel stattfinden oder gar nicht. Ich erwarte eine bundesweite Entscheidung der DFL.“
Spielabsage noch möglich
Nun ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich ein Teil der Werder-Fans am kommenden Montag trotzdem auf den Weg zum Stadion macht, um die Mannschaft lautstark von außerhalb der Arena anzufeuern. Nicht ausgeschlossen, dass auch dort die ominöse Zahl der 1000 Teilnehmer schnell überschritten wird. „Es gibt einen Teil der Fanszene, von dem ich erwarte, dass er kommen wird“, sagte Mäurer. Nur was passiert dann? So ganz sicher ist sich diesbezüglich auch der Bremer Senat noch nicht. „Ich habe mit Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald telefoniert und abgesprochen, dass wir uns unmittelbar nach der Senatsentscheidung zusammensetzen, um die Situation auch mit der Polizei zu besprechen“, sagte Mäurer. „Wir haben diesbezüglich noch keine Erfahrungswerte.“
Ein Ergebnis dieses Austauschs könnte sein, dass die Werder-Partie gegen Leverkusen sogar noch komplett abgesagt wird. Auf die Frage, ob dies tatsächlich möglich sei, wenn absehbar ist, dass mehr als 1000 Fans auf dem Stadiongelände auftauchen werden, antwortete Mäurer mit einem klaren „Ja“ und führte aus. „Das ist eine Frage, die wir mit Werder diskutieren werden. Ich muss auch an meine Polizeikräfte denken, die brauche ich für andere Situationen. Deswegen bin ich auch ein entschiedener Gegner dieser Geisterspiele.“
Mäurer, der aufgrund des Polizeikostenstreits ein angespanntes Verhältnis zur DFL hat, wäre es aber am liebsten, wenn der Ligaverband die Spiele erst einmal komplett absagen würde. „Die DFL muss sich ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung stellen“, forderte der Innensenator. „Dass sie die Verantwortung an die Länder und Kommunen delegiert, kann nicht sein. Wir brauchen ein einheitliches Vorgehen der DFL. Man muss sich doch nur einmal die Verhältnisse in Italien anschauen.“
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!