Nachdem Mio Backhaus beim 2:0-Auswärtssieg in Albanien am vergangenen Freitagabend bereits in der zweiten Hälfte sein Debüt für die deutsche U21-Nationalmannschaft feiern durfte, stand der neue Stammtorwart des SV Werder Bremen am Dienstagabend im EM-Qualifikationsspiel gegen Lettland (5:0) im Rostocker Ostseestadion über die kompletten 90 Minuten zwischen den Pfosten. Groß überrascht zeigte sich der 21-Jährige über die Entscheidung allerdings nicht: „Man geht halt davon aus, dass man spielt. Ich bin froh, dass die Entscheidung dann für mich gefallen ist", sagte Backhaus nach der Partie gegenüber dem „kicker“. Dass er sich dadurch nun automatisch Stammtorhüter der U21 nennen darf, ist aber nicht der Fall, wie Nationaltrainer Antonio Di Salvo klarstellte: „Es ist noch überhaupt keine Torhüter-Entscheidung gefallen. Für dieses Spiel war es jetzt so." Trotzdem betonte Di Salvo auch, dass „Mio seine Sache gut gemacht hat."
Gutgetan haben dürfte dem Youngster vor allem, dass er zum zweiten Mal in Folge ohne Gegentor blieb. In seinen beiden ersten Bundesligaspielen für Werder hatte er ganze sieben Treffer kassiert – auch wenn er daran kaum Schuld trug. Dass er überhaupt für Werder und nun auch für den DFB im Kasten steht, hätten vor wenigen Wochen wohl die wenigsten erwartet. Vor dem DFB-Pokalspiel bei Arminia Bielefeld Mitte August hatte Werders Cheftrainer Horst Steffen noch Backhaus’ damaligen Konkurrenten Michael Zetterer als Nummer eins bestätigt. Doch nur eine Woche später verließ Zetterer den Verein in Richtung Frankfurt – und Backhaus rückte auf. „Es ist natürlich viel für den Kopf aktuell", gibt Backhaus zu, dass die vergangenen Wochen nicht spurlos an ihm vorbeigegangen sind. Gleichzeitig betont er aber: „Man muss das ein Stück weit nach hinten schieben, weil ich glaube, dass das sonst eher eine Blockade sein kann."
Neue Rolle bringt mehr Verantwortung
Und eine Blockade kann der gebürtige Mönchengladbacher, der 2018 in Werders Jugend wechselte, derzeit nicht gebrauchen – dafür stehen zu viele wichtige Aufgaben bevor. „Es geht jetzt Schlag auf Schlag. Es ist gefühlt Tag für Tag etwas Neues." Bleibt dabei überhaupt Zeit, alles auch ein wenig zu genießen? „Klar – denn es war immer mein Traum, für die U21 zu spielen, aber vor allem für Werder", macht Backhaus deutlich.
Die neue Rolle bringt aber eben auch mehr Verantwortung mit sich – und den Druck, den Platz behaupten zu müssen. „Weder beim DFB noch im Verein möchte ich meinen Platz wieder hergeben. Dafür werde ich hart arbeiten." Während seine Zukunft in Bremen durch die Vertragsverlängerung in diesem Sommer vorerst geklärt ist, steht die Entscheidung auf Nationalmannschaftsebene noch aus. Denn Backhaus, dessen Mutter Japanerin ist und der selbst einige Jahre in Tokio lebte, könnte auch für den japanischen Verband spielen. „Das ist keine leichte Entscheidung für mich", gibt Backhaus offen zu, betont aber auch: „Wenn ich hier bin, dann heißt es 100 Prozent für Deutschland. Und ich kann mir vorstellen, dass es die nächsten Monate oder Jahre auch so bleibt – aber wer weiß, was im Fußball alles passieren kann." Wie schnell es manchmal gehen kann, haben die vergangenen Wochen bei Mio Backhaus schließlich eindrucksvoll gezeigt.