Es war ungefähr Mitte der zweiten Halbzeit, als auf der Bank des SV Werder Bremen am Freitagabend das große Tschüss-Sagen begann. Während des letzten Testspiels vor der Sommerpause beim OSC Bremerhaven (4:1) verabschiedete sich eine ganze Reihe von nicht eingesetzten Bremer Profis – unter anderem Marvin Ducksch, Marco Friedl, Jens Stage und Senne Lynen – vorzeitig in die Ferien. Umarmungen, Schulterklopfer, beste Wünsche, dann verließ die Gruppe das Nordseestadion. Ohne genau wissen zu können, wie es nach der Sommerpause weitergeht. Zum einen ist die Zukunft von Spielern wie Stage und Ducksch weiterhin offen, zum anderen auch die ihres Trainers Ole Werner. Wer sich also in welcher Konstellation nach dem Urlaub bei Werder wiedersieht? Fraglich. Was seine eigene Personalie angeht, wünscht sich Werner jedoch zeitnah Fakten.
„Ich glaube, dass es allen Beteiligten guttut, wenn man Klarheit hat. Die versuchen wir schnellstmöglich zu schaffen. Am Ende ist es aber natürlich wichtig, dass man es gut entscheidet“, sagte der 37-Jährige, der nach wie vor mit Werder über eine Verlängerung seines bis 2026 laufenden Vertrags verhandelt. Klar ist dabei inzwischen: Dass Werner weitermacht, ist trotz des gemeinsamen sportlichen Erfolgs in den vergangenen Jahren alles andere als ein Selbstläufer.
Vor allem durch folgende Aussage im Interview mit unserer Deichstube hatte der Trainer einen Tag vor dem Bremerhaven-Test aufhorchen lassen: „Wenn man immer wieder neue Energie schaffen möchte, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder es müssen sich um einen Trainer herum Dinge verändern, oder irgendwann ist es an dem Punkt, wo es für alle gut ist, wenn sich auf der Position des Trainers etwas tut.“ Weiter führte Werner aus: „Die Kernfrage ist: Wie viel Veränderung um einen Trainer herum kann ein Verein leisten, und ist das sinnvoll für die Gesamtentwicklung des Vereins?“
Zieht Werner den Abgang in Betracht?
Sätze, die plötzlich einen Abgang in den Bereich des Möglichen rücken. Ein Bekenntnis klingt jedenfalls anders. Zur Erinnerung: Per Ausstiegsklausel könnte Werner in diesem Sommer gehen. Seine erfolgreiche Arbeit in Bremen wird von anderen Bundesligisten aufmerksam registriert – konkrete Angebote sollen dem Trainer aktuell aber nicht vorliegen. Bisher spricht er nur mit Werder.
„Wir sind seit sehr langer Zeit über alle möglichen Themen im Austausch und arbeiten schon sehr lange vertrauensvoll zusammen“, hielt Werner in Bremerhaven fest. „Es ist nicht so, dass es da jetzt wahnsinnig viele neue Erkenntnisse gibt. Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben und was die Themen sind. Das werden wir in den nächsten Tagen noch mal glatt ziehen und dann auch eine Entscheidung treffen.“ Wie die aussehen könnte? „Da möchte ich nicht vorgreifen.“ Für den Chefcoach ist es im Fußball „das Normalste von der Welt, dass es in einem emotionalen Umfeld, in dem immer wieder Höchstleistung gefordert wird, darum geht, wie man neue Reize setzen kann“. Dass er beim Thema Transfers Verbesserungspotenzial sieht, hatte Werner gegenüber unserer Deichstube bereits betont. Grundsätzlich geht sein Blick aber noch weiter in die Zukunft: „Es sind eher langfristige Planungen und Themen als die aktuelle Kaderplanung, die da entscheidend ist. In ein paar Tagen werden wir weiter sein.“