Es war schon ein besonderer Gefühlsmix, mit dem sich Christian Groß in den vergangenen Wochen konfrontiert sah. Einerseits war da diese große Vertrautheit, denn hinter den Kulissen des SV Werder Bremen kennt sich der 36-Jährige bestens aus. Andererseits war aber irgendwie auch alles neu, weil eben Groß‘ Rolle inzwischen eine andere ist. Nachdem der Ex-Profi seine aktive Karriere in Bremen im Sommer 2024 beendet hatte und danach ein Jahr lang als Scout für Bayer 04 Leverkusen aktiv war, kehrte er Anfang Juli als Co-Trainer an den Osterdeich zurück. Während Werders Trainingslager im österreichischen Zillertal hat Groß nun erklärt, weshalb es zum schnellen Wiedersehen kam, er sich mittlerweile für eine Laufbahn als Trainer entschieden hat – und wie genau seine Rolle unter dem neuen Chefcoach Horst Steffen eigentlich aussieht.
Mit Raphael Duarte hatte Steffen seinen Wunsch-Assistenten direkt aus Elversberg mit nach Bremen gebracht, bei der Suche nach einem zweiten Co-Trainer setzte sich Groß dann gegen mehrere Kandidaten durch, zu denen nach Informationen der Deichstube unter anderem Christian Schulz, Nelson Valdez und Ömer Toprak zählten. „Es gab immer mal wieder einen Austausch mit Werder“, berichtet Groß, „als dann die Sache mit dem Co-Trainer-Posten aufkam, ging es relativ schnell“.
Direkt nach der Rückkehr aus dem Sommerurlaub traf sich der gebürtige Bremer mit Werders Verantwortlichen um Steffen, wobei allen Beteiligten schnell klar wurde, dass die Chemie stimmt. „Für mich war es wie nach Hause gekommen. Ich habe direkt beim ersten Gespräch die Harmonie gespürt. Das war für mich ausschlaggebend“, betont Groß. Steffen und dessen Vertrauter Duarte „waren von Tag eins an total offen mir gegenüber. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.“
Dass sich die beiden neuen Kollegen bereits seit Jahren kennen und genau wissen, wie der andere tickt, ist in den Augen von Groß kein Nachteil für ihn. Seine eigene Rolle im Trainerteam war schnell gefunden. „Raphael leitet während des Trainings taktisch sehr viel an, während für mich einzelne Coaching-Aufgaben im Vordergrund stehen“, erklärt er. Beispielsweise ist Groß stark in die Umstellung auf die Viererkette eingebunden. Während der Einheiten führt der Co-Trainer viele Einzelgespräche, nimmt sich die Spieler bei Bedarf kurz zur Seite. „Ich bringe meinen Blickwinkel ein, weil ich aus meiner Zeit als Spieler weiß, wie sich die Jungs in bestimmten Momenten fühlen.“ Im Nachgang arbeitet Groß mit den Profis einzelne Szenen analytisch auf. Aufgaben, die ihn erfüllen.
Das Jahr als Scout in Leverkusen beschreibt Groß zwar als „richtig gute und lehrreiche Zeit“. Dennoch sei irgendwann ein Gedanke aufgekommen und nicht mehr weggegangen: „Da war dieses Kribbeln. Ich wollte wieder dichter ran und die Nähe zum Platz spüren.“ Dort profitiere er nun von den Erfahrungen als Scout. „In keinem anderen Job im Fußball siehst du so viele Spiele und Märkte. Du hast einen super Quervergleich, der mir jetzt hilft, wenn es um Profile und Einschätzungen geht.“ So war ihm Werders Neuzugang Samuel Mbangula bereits lange ein Begriff, ehe er den Belgier im Zillertal persönlich kennenlernte.
Groß‘ Zukunftsplan sieht vor, zeitnah mit der Trainer-B-Lizenz anzufangen. Ein erster Schritt, auf den viele weitere Folgen sollen. „Der Fokus auf die Arbeit als Trainer ist bei mir voll da“, betont der Ex-Profi, der sich mit seinen alten Kollegen in neuer Rolle „auf Augenhöhe“ sieht, sich in den Trainingsspielen aber doch lieber einen Platz am Rand sucht: „Es würde bei mir maximal noch für vier, fünf gute Minuten reichen, dann ist der Tank leer.“