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Die Bundesliga-Kolumne von Christian Stoll Die Youngster haben sich richtig gut entwickelt

Die Hinrunde ist beendet, und Christian Stoll zieht in der Bundesliga-Kolumne eine Bilanz aus Bremer Sicht. Mit den jungen Spielern ist Werders Stadionsprecher zufrieden, die Offensive bereitet ihm Sorgen.
22.01.2021, 05:00 Uhr
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Von Christian Stoll

Halbzeit in der Fußball-Bundesliga. Hohe Zeit also für eine Zwischenbilanz zum SV Werder Bremen. Erste Feststellung: Der momentane 13. Tabellenplatz entspricht ziemlich genau den Leistungen der Mannschaft in der ersten Hälfte der Saison. Einigen ziemlich verstörenden Auftritten daheim im Weserstadion (Hertha, Stuttgart, Union) stehen durchaus bemerkenswerte Darbietungen in der Fremde gegenüber (Frankfurt, München, Leverkusen). Die mittlere, lange Phase der Unentschieden war Fluch und Segen zugleich. Das Team war auf dem richtigen Weg, aber eben doch noch nicht so weit wie einige gedacht und sich, verständlicherweise, viele gewünscht hatten.

Das krachende 3:5 in Wolfsburg war eine Art Rückfall in alte Zeiten, aber es blieb, Respekt, bei dieser einen unrühmlichen Ausnahme in Sachen Tag des offenen Tores. Womit wir bei der zweiten Feststellung wären: Werders Abwehr hat sich deutlich stabilisiert, auch weil man, bis auf einige wenige Ausnahmen, stets auf dieselbe Formation setzen konnte. Dreier-Kette defensiv mit Milos, Ömer und Marco, Fünfer-Kette offensiv mit Theo rechts und wahlweise Ludde oder Felix links. Das hat insgesamt doch gut funktioniert, und davon profitiert hat sicher auch Jiri Pavlenka im Kasten, der wieder an Form gewonnen hat. Mal sehen, welcher Keeper jetzt, nach dem Kapino-Abgang Richtung Sandhausen, neu hinzukommt, um den Druck auf unseren guten Tschechen hoch zu halten. Fußballerisch und vom Tempo der Spieleröffnung her ist jedenfalls aus meiner Sicht noch Luft nach oben beim Langen.

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Dritte Feststellung: Unsere Youngster haben sich richtig gut entwickelt. Vor der Saison war aufgrund der ökonomischen Rahmenbedingungen der neue Werder-Weg „Jugend forsch“ definiert worden. Das war wahrlich nicht risiko-, wohl aber alternativlos. Mein Zwischenfazit: Mbom, Agu und Schmid top, Woltemade und Chong auf guten Pfaden, Schönfelder, Dinkci und Gruev noch in der Warteschleife. Nehmen wir Josh Sargent als weiteren Youngster dazu, so hat diese erfreuliche Entwicklung freilich auch dazu geführt, dass sich Leute wie Moisander, Erras oder Osako häufig auf der Bank wiederfinden.

Und mit dem Japaner kommen wir zur bedenklichen vierten Feststellung: Wir haben definitiv große Schwierigkeiten in der Offensive, denn ein Problem der Vorsaison ist geblieben: Werder lässt zu viele Großchancen liegen. Wie zuletzt durch Milot und Leo in den Gladbacher Schlussminuten. Nie und nimmer hätten wir dort verlieren müssen, der SVW war wie in München oder bei Bayer mindestens auf Augenhöhe. Ein fitter „Fülle“ fehlt vorne im Angriff an allen Ecken und Enden.

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Womit wir bei Davie Selke und seinem Ex-Verein Hertha BSC, unserem Gegner am Sonnabend, wären. Keine Frage, in Berlin, besser im alten Westend, ist Feuer unterm Dach. Fans wollen vor dem Spiel am Olympiastadion protestieren. Ihnen geht es dabei weniger um Trainer Bruno Labbadia. Präsident Werner Gegenbauer und Manager Michael Preetz, ein untrennbares Duo seit dem Amtsantritt, stehen im Fokus der Kritik. Der Name Ralf Rangnick wird bereits kolportiert. Dabei geht es auch immer noch um die Klinsmann-Nachwirkungen. Denn der „Big City Club“ hat zwar für sein neues Team große Geldsummen ausgegeben, es stehen leider meist nur elf Einzelkönner und keine Mannschaft auf dem Feld. Die eingefleischten Herthaner fürchten bereits den dritten Abstieg seit 2010.

Diese Verunsicherung könnte Werder in die Karten spielen. Zumal eine 1:4-Niederlage aus dem Hinspiel zu korrigieren wäre. Für mich ist jedenfalls eines klar: Die nächsten drei Spiele in Berlin, gegen Schalke und in Bielefeld machen die Restsaison. Mahlzeit!!!

Zur Person

Zur Person

Christian Stoll (60) ist seit 1996 Stadionsprecher von Werder Bremen im Weserstadion. Im wöchentlichen Wechsel mit Jörg Wontorra, Lou Richter und Daniel Boschmann schreibt Christian Stoll in unserer Zeitung, was ihm im Bundes­liga-Geschehen aufgefallen ist.

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