Die ganze Angelegenheit ist sensibel, da kann jedes unbedacht geäußerte Wort schnell zu einem Bumerang werden. Genau deshalb waren sie beim SV Werder nach der 0:2-Niederlage in Stuttgart auch schwer darum bemüht, das Torwartthema nicht noch größer werden zu lassen als es ohnehin schon ist. Was am Samstagabend nicht ganz so einfach war, schließlich war Michael Zetterer, die neue Nummer eins der Bremer, direkt an der Entstehung der beiden Gegentreffer beteiligt. Und prompt waren sie wieder da, die Nachfragen nach der Rangfolge im Werder-Tor. Chefcoach Ole Werner schmeckte das gar nicht. „Er bleibt die Nummer eins und da müsst ihr jetzt auch nicht jede Woche nachfragen“, sagte der 35-Jährige sichtlich genervt im „Sky“-Interview.
Zetterer selbst scheute ebenfalls nicht den Gang vor die Mikrofone und schilderte detailliert, wie er die entscheidenden Momente erlebt hatte. „Ich wollte den Ball nach außen weglenken, weil er aufspringt. Und bei den Platzverhältnissen war es dann sehr schwer, ihn festzuhalten“, meinte der 28-Jährige beispielsweise mit Blick auf das 0:1, bei dem er eine unglückliche Figur machte und Deniz Undav deshalb nach einem Distanzschuss des VfB zur Stelle war. Auch Werner verteidigte den Schlussmann. „Wir haben in der ersten Halbzeit viel zu viele Torschüsse zugelassen. Da haben wir zwei, drei Szenen, in denen ,Zetti‘ uns dann überhaupt im Spiel hält.“
Clemens Fritz, Werders Leiter Profifußball, argumentierte: „Wir müssen den Gegenspieler schon vorher attackieren. Die gegenseitige Unterstützung ist der Punkt, den wir uns vorwerfen lassen müssen.“ Das zweite Tor der Gastgeber, bei dem es viele Diskussionen um Schiedsrichter Bastian Dankert und das Hereinwinken von VfB-Profi Chris Führich gab, hatte Zetterer dann mit einem missratenen Pass auf den Weg gebracht.
„Ich beschäftige mich natürlich damit und analysiere die Szenen, aber es ist nichts, was ich lange auf meinen Schultern trage“, betonte der Werder-Profi. „Mit der heutigen Leistung bin ich grundsätzlich zufrieden. Klar, über das erste Gegentor kann man reden, da bin ich selbst mein größter Kritiker. Es war jetzt aber auch kein krasser Torwartfehler, also über was reden wir da?!“
Der gebürtige Münchener hat lange auf einen Stammplatz im Bundesligator warten müssen, zuletzt nutzte er eine Verletzungspause von Jiri Pavlenka zu seinen Gunsten. Aus dem Herausforderer wurde schließlich die Nummer eins – ein Umstand, an den sich Zetterer kurz gewöhnen musste. „Ich habe es in der letzten Woche in den ersten zehn Minuten gemerkt, dass es schon ein anderer Rucksack ist, den man da jetzt aufhat. Es ist ein etwas anderer Druck“, gestand er hinsichtlich der Leverkusen-Partie (0:3). Negative Folgen habe diese veränderte Rolle aber nicht, befand Ole Werner: „Er hat genau die gleiche Ausstrahlung wie in den Wochen zuvor.“ Und damit war das Thema für ihn an diesem Abend auch erledigt.