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Werder-Legende Diego "Thomas Schaaf hat mir mehr vertraut als ich mir selbst"

Er war ohne Zweifel der Star-Gast zum 125. Geburtstag des SV Werder Bremen: Wo immer Diego auch auftauchte, war das Interesse an dem einstigen Mittelfeld-Magier riesig. Ein Interview.
12.02.2024, 10:44 Uhr
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Von Malte Bürger

Willkommen zurück in Bremen, Diego. Was bedeutet es Ihnen, wieder hier zu sein?

Ich habe nur gute Erinnerungen. Für mich ist es eine große Freude, wieder hier zu sein. Ich bin den Fans nach mehr als zehn Jahren noch immer sehr nah. Alles, an das ich beim Gedanken an Werder zurückdenke, ist fantastisch.

Wie sieht Ihre schönste Erinnerung aus? Ist es der Moment, als Sie 2009 mit den Fans und dem DFB-Pokal in der Hand auf dem Rathausbalkon gefeiert haben?

Ich denke vor allem an die Zeit auf dem Platz zurück, wie ich die Atmosphäre aufgesogen habe und alle Fans glücklich waren. Das Team hat damals wie ein großes Orchester zusammengespielt. Die Vorlagen, die Tore, die Trophäe – es gibt da viele, wirklich sehr schöne Erinnerungen.

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Und die Fans lieben Sie noch immer. Sie mussten rund um das Werder-Jubiläum viele Fotowünsche erfüllen, Autogramme geben. Was bedeutet es Ihnen, noch immer so beliebt hier in Bremen zu sein?

Es ist wirklich unglaublich, schließlich ist es das erste Mal für mich nach mehr als zehn Jahren, dass ich wieder hier nach Bremen gekommen bin. Und überall sind diese wunderbaren Erinnerungen. Ich habe darüber auch sehr viel mit meiner Frau und meinen Freunden gesprochen, es ist wirklich etwas ganz Besonderes. Es gibt auch die Idee, dass wir hier vielleicht eines Tages ein Abschiedsspiel machen. Es wäre wirklich wundervoll, wenn wir das hier mit Werder Bremen hinbekommen könnten, das wäre ein ganz spezieller Tag für mich und die Fans. Ich habe meine Karriere zwar in Brasilien beendet, doch ich würde diesen Kreis in Europa, wo ich zwölf Jahre gespielt habe, gerne noch schließen. Und vielleicht könnte das den Fans etwas um ein Vielfaches zurückgeben, was sie mir einst gegeben haben.

Beim letzten Abschiedsspiel, das bislang im Weserstadion stattfand, konnten sie nicht dabei sein. Sie mussten damals Claudio Pizarro absagen, weil Sie in Brasilien ein wichtiges Spiel hatten.

Ja, da war es leider nicht möglich, zu kommen. Leider hat man als Profi immer einen sehr strikten Plan, den man befolgen und respektieren muss. Das habe ich 2022 getan, als ich leider nicht zu Claudio kommen konnte. Aber ich erinnere mich noch sehr gut an das Jahr 2013 und das Abschiedsspiel von Torsten Frings. Da war ich damals dabei und das war ein ganz spezielles Erlebnis.

Wer war während Ihrer Werder-Zeit die wichtigste Bezugsperson für Sie? War es Trainer Thomas Schaaf? Oder doch eher Naldo oder eben Claudio Pizarro?

Es gab eine Menge Menschen, die auf meiner Reise wichtig waren. Aber ich denke, dass Thomas Schaaf eine der wichtigsten Personen ist, die es bislang in meinem Leben gab. Er ist eine echte Führungsfigur und hat mir mehr vertraut als ich mir selbst zu der Zeit.

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Hatten Sie nie wieder einen Trainer wie ihn?

Ich hatte viele gute Coaches, insgesamt waren es 14 während meiner Profikarriere. Aber keine Frage, Thomas Schaaf war einer der wichtigsten für mich.

Wenn Sie aus heutiger Sicht auf Ihre Karriere und Ihre Zeit in Bremen zurückschauen – was es damals ein Fehler, Werder zu verlassen?

Nein. Wenn ich zurückschaue, dann ist wirklich alles so gelaufen, wie es sein sollte. Ich kann sagen, dass ich viel richtig gemacht habe. Natürlich habe ich auch Fehler gemacht, aber so ist das Leben. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und am Ende sicherlich mehr richtig als falsch gemacht. Das Wichtigste ist ohnehin, wenn ich zurückblicke, dass ich ausnahmslos gute Erinnerungen habe.

Sie arbeiten mittlerweile als Motivationsredner und Mentor, sind häufig bei großen Firmen zu Gast. In Bremen gibt es auch einige riesige Unternehmen – sehen wir Sie also bald wieder?

Sehr gern. Ich werde mein Englisch noch weiter verbessern, und mein Deutsch natürlich auch. Eines Tages komme ich dann bestimmt wieder, denn ich habe insgesamt 21 Jahre als Profi auf dem höchsten Niveau für viele verschiedene Vereine gespielt. In dieser Zeit lernt man als Spieler eine ganze Menge. Bislang arbeite ich in Brasilien mit großen Unternehmen zusammen, aber auch mit Vereinen – eigentlich mit jedem, der in seiner Karriere gern erfolgreich sein möchte. Ich denke, dass ich diesen Menschen etwas mitgeben kann. Ich möchte mit ihnen alles teilen, was ich in meinem Leben erlebt habe.

Sie haben Werders Spiel gegen Heidenheim live im Stadion verfolgt. Wie haben Sie die Niederlage erlebt?  

Es war ein schwieriges Spiel und die Mannschaft kann sich sicherlich noch verbessern, aber ich denke, dass es bei Werder Schritt für Schritt in die richtige Richtung geht.

Haben Sie ganz besonders auf die Mittelfeldspieler geschaut, weil das Ihr Wirkungskreis war? Und gab es irgendjemanden, der so etwas wie Diego-Gefühle versprüht hat?

Sie machen das alle gut, arbeiten hart an sich und haben einen gesunden Konkurrenzkampf innerhalb des Teams. Das ist das Allerwichtigste. Aber die jetzige Mannschaft spielt in einem anderen System als wir damals, den klassischen Zehner gibt es dort aktuell nicht. Deshalb kann ich dazu nicht viel sagen.

Sagen können Sie aber sicherlich abschließend noch etwas zu den Werder-Fans. Gibt es noch einen kleinen Gruß, den Sie nach all den Jahren loswerden wollen?

Ich liebe euch wirklich alle. Vielen Dank für alles, es ist wirklich eine große Freude, jedes Mal wieder in Bremen zu sein und all die schönen Erinnerungen zu genießen, die wir gemeinsam gesammelt haben. 

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