Es gibt Dinge, die ändern sich vermutlich nie, die zählen längst zur grün-weißen Folklore. Und so betrachtet, war es keine allzu große Überraschung, dass ein gewisser Ailton zu den letzten prominenten Partygästen zählte, die am Sonnabend in der "Alten Werft" in der Bremer Überseestadt eintrudelten. "Das ist Ailton, immer zu spät", lachte der Brasilianer, der es mit der Pünktlichkeit schon während seiner aktiven Laufbahn nicht ganz so genau genommen hatte. Dann stürzte er sich ins Getümmel. Mit rund 900 geladenen Gästen feierte der SV Werder Bremen seinen 125. Vereinsgeburtstag, der zu einem Klassentreffen der Legenden wurde.
Diego, Per Mertesacker, Petri Pasanen, Niclas Füllkrug, Uli Borowka, Günter Bernard, Naldo, Thomas Schaaf, Mirko Votava, Fin Bartels, Klaus-Dieter Fischer, Ivan Klasnic und Claudio Pizarro – um an dieser Stelle nur einige Namen zu nennen –, sie alle waren aus allen Himmelsrichtungen gekommen, um bei der Party dabei sein zu können. Wynton Rufer war eigens aus seiner Heimat Neuseeland angereist, knackige 30 Stunden war der coolste Elfmeterschütze der Bremer Vereinsgeschichte unterwegs gewesen. "Werder ist eine zweite Heimat für mich - 125 Jahre sind eine unglaublich schöne Geschichte", sagte er in der "Alten Werft", wo die vorangegangene 1:2-Heimniederlage des aktuellen Bundesliga-Teams gegen Heidenheim zunächst zwar vorherrschendes Gesprächsthema, irgendwann aber nicht mehr ganz so wichtig war. "Es war ein schwieriges Spiel, aber ich denke, dass es bei Werder Schritt für Schritt in die richtige Richtung geht", sagte Diego, der sich die Partie gemeinsam mit den anderen Ex-Profis im Weserstadion angesehen hatte – und in der "Alten Werft" der wohl gefragteste Selfie-Partner war.
Ein grünes Bällebad, Live-Musik, mehrere Essensstände, an denen unter anderem Grünkohl serviert wurde, eine Galerie der schönsten Trikots, grün-weiße Projektionen an den Wänden sowie Meisterschale, DFB- und Europapokal zum Anfassen – Werder hatte wirklich alles dafür getan, um seinen Gästen einen schönen Abend zu bereiten und sie in Erinnerungen schwelgen zu lassen. "In Sachen Atmosphäre rund um den Verein hat Bremen in der Bundesliga einfach eine sehr bedeutende Stellung", schwärmte Per Mertesacker, der aus London angereist war. Fin Bartels betonte: "Meine Verbundenheit mit diesem Verein ist immer noch groß, ich verfolge Werder ganz intensiv."
Neben den Klub-Legenden und der aktuellen Bundesliga-Mannschaft stießen noch weitere prominente Gesichter auf den Werder-Geburtstag an. TV-Moderator Jan Böhmermann gehörte ebenso dazu wie Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte, der zu Protokoll gab: "Werder ist einfach etwas, das das Herz berührt und ganz, ganz wichtig ist.“ Mit dieser Sichtweise war der SPD-Politiker am Samstagabend freilich nicht allein, was sich auch an der gut gefüllten Tanzfläche ablesen ließ, auf der Werder bis 4 Uhr in der Früh gefeiert wurde.
Ein ganz besonderes Andenken an den Tag hatte sich DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig übrigens schon am Nachmittag gesichert: einen Werder-Regenponcho, der Teil der großen Jubiläumschoreografie im Weserstadion gewesen war. "Den nehme ich nächstes Jahr an Karneval als Kostüm", scherzte er.