Die eine Hälfte der Stammbesetzung sitzt gerade im TV-Container, folglich brauchte Martin Harnik für die neueste Ausgabe des „Flatterball“-Podcasts prominenten Ersatz – und den hat der 37-Jährige wahrlich gefunden. Denn anstelle von Max Kruse, der derzeit an der Sendung „Promi Big Brother“ teilnimmt, saß nun in Niclas Füllkrug ein weiterer Ex-Spieler des SV Werder Bremen am zweiten Mikrofon. Und der jetzige Stürmer des Londoner Stadtteil-Clubs West Ham United gewährte einige spannende Einblicke in sein Leben und schwärmte auch noch einmal ausführlich von seiner Zeit an der Weser.
Füllkrugs emotionale Verbindung zum SVW ist hinlänglich bekannt. Nicht nur in der Jugend hat er viele Jahre dort verbracht, auch als gestandener Profi prägte er eine Zeit lang das Spiel des Clubs. Die Rolle des Publikumslieblings hatte er so schnell inne – nicht nur, aber eben auch wegen seiner vielen Treffer. Doch Füllkrugs positive Erinnerungen basieren auch auf anderen Gegebenheiten. „Es ist das eine, von den Fans gefeiert zu werden. Das andere ist, dass du ein Tor schießt und nach dem Spiel die ganze Mannschaft kommt und dich in den Arm nimmt“, erklärte der Angreifer ganz allgemein. „Du spürst Liebe, Dankbarkeit und dieses Gefühl, das Spiel für die Mannschaft gezogen zu haben. Als Stürmer hast du diese zehn Jungs hinter dir, die sich für dich über 90 Minuten zerreißen, damit du vorne der gefeierte Held bist. Und wenn du das erfüllst, dann danken sie dir das auch und machen das gerne. Dieses Gefühl habe ich so krass in der Nationalmannschaft, aber ich hatte es auch geisteskrank bei Werder.“
Und damit hatte der gebürtige Hannoveraner erst die Einleitung zu einem großen Lob an die Ex-Kollegen serviert. „Mit der Mannschaft, mit der wir aufgestiegen sind und die erste Liga dann absolviert haben – da war es, als hätte ich meine neun Krieger hinter mir, die für mich durch jeden Krieg gehen und das schon regeln würden“, schilderte Füllkrug. „Und es sind deshalb nur neun, weil es neben mir noch Duckschi (Marvin Ducksch, Anm. d. Red.) gab, von dessen intelligenter, zuarbeitender Spielweise ich wahnsinnig profitieren konnte. Deswegen habe ich es so geliebt, mit dieser Mannschaft zu spielen.“
Nach schwierigen Jahren mit schweren Knieverletzungen war Niclas Füllkrug plötzlich wieder ein sehr gefragter Mann, schaffte es von Werder aus über Borussia Dortmund nicht nur in die Premier League, sondern ist seit knapp zwei Jahren auch ein ganz wichtiger Faktor in der DFB-Auswahl. „Die Nationalmannschaft ist für mich das Größte. Ein Länderspiel fühlt sich für mich wie ein Titelgewinn an“, sagte der Torjäger. „Ich weiß nicht, warum das bei mir so krass ist. Ich bin jedes Mal so unfassbar stolz, dieses Trikot mit der Nummer neun tragen zu dürfen.“
Aktuell kann der Ex-Bremer genau das allerdings nicht tun, denn er ist verletzt und arbeitet nach Problemen an der Achillessehne an einem zeitnahen Comeback. Denn er will auch in neuer Umgebung endlich so richtig zeigen, was er draufhat. Auf einen Treffer in England wartet Füllkrug noch, überhaupt hat er wegen seiner Blessur erst drei Einsätze nach Einwechslungen auf dem Konto. Den Wechsel auf die Insel hat er dennoch nicht bereut – und widerspricht auch allen Kritikern, die den Transfer zu West Ham United nicht gerade für eine attraktive Option halten. „Wenn du irgendwann an einem Punkt deiner Karriere bist, an dem du einfach das machen kannst, worauf du gerade Lust hast, dann ist das doch auch schön“, erklärte Niclas Füllkrug. „Und ich hatte einfach wahnsinnige Lust, noch einmal eine neue Herausforderung anzunehmen und etwas zu machen, was richtig aus der Komfortzone rausgeht. Wenn ich daran wachse, dann kann ich nochmal reifen und einen weiteren Schritt machen.“