Natürlich durfte das Ziegen-Emoji nicht fehlen. Jenes kleine Symbol, das im Englischen „goat“ heißt – und somit per Abkürzung auch als Synonym für „Greatest of all time“ steht. Der „Größte aller Zeiten“ war aus Sicht vieler Profis des SV Werder Bremen dieses Mal Mittelfeldspieler Jens Stage, nach dessen Dreierpack gegen die TSG Hoffenheim (4:3) wurden zahlreiche Fotos des Dänen von den Kollegen via Instagram mit der Ziege ausgestattet. Mitchell Weiser schrieb zu einem gemeinsamen Jubelbild gar: „Der beste Spieler, den ich je gesehen habe.“ Peter Niemeyer probierte es ein paar Nummern kleiner, doch auch Werders Leiter Profifußball kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus.
„Ich freue mich für ihn. Er ist ein super Junge und trägt das Herz am rechten Fleck“, adelte der 40-Jährige den Mann aus Aarhus, der am Montag erneut riesigen Grund zum Jubeln hatte. Denn: Nach dreijähriger Abstinenz ist Stage wieder für die dänische Nationalmannschaft nominiert worden und wird somit bei den kommenden Nations-League-Partien gegen Spanien (12. Oktober, 20.45 Uhr) und die Schweiz (15. Oktober, 20.45 Uhr) dabei sein. Und womöglich darf er auch dort jene Qualitäten auf den Platz bringen, die ihn schon bei Werder so wichtig machen. „Er macht unheimlich viele Meter für die Mannschaft, auch Meter, die wehtun", sagte Niemeyer. "Er ist einfach ein Charakterspieler, der unserer Mannschaft sehr guttut.“
Satte 11,92 Kilometer hatte Stage auch dieses Mal wieder abgespult, kein anderer Werder-Profi brachte es im Kraichgau auf mehr. Dem Matchwinner selbst war es derweil regelrecht unangenehm, so sehr im Mittelpunkt zu stehen. Als das Team nach dem sonntäglichen Werder-Wunder vor dem Gästeblock jubelte und Stage für einen verdienten Sonderapplaus vor die Kurve geschoben wurde, feierte er nur kurz, winkte in die Menge und machte schnell mit beiden Händen eine beschwichtigende Geste.
Danach ging es flugs zurück in den Kreis der Kollegen – dort, wo er sich am wohlsten fühlt. Für die er schuftet, die er anspornt. Denen er die Philosophie der kleinen Ziele vorlebt und beim Stand von 0:3 nicht gleich die Mammutaufgabe einer Vier-Tore-Rückkehr abverlangt. Ihm geht es nach eigener Aussage zunächst um einen Treffer. Und dann um den Nächsten. Und wieder den Nächsten. Auch dieses spezielle Denken kann Teil einer gemeinsamen Stärke sein.
Die Krönung war aber natürlich der Dreierpack, nachdem sich Stage in den Wochen zuvor noch Kritik hatte gefallen lassen müssen, weil er einige hochkarätige Chancen ausgelassen hatte. „Ich hoffe nicht, dass er jetzt sein ganzes Pulver verschossen hat“, meinte Peter Niemeyer und schob lachend hinterher: „Da wollen wir gleich mal wieder ein bisschen Druck ausüben.“