Der SV Werder Bremen hat es am Samstagabend im Heimspiel gegen Borussia Dortmund trotz 45-minütiger Überzahl verpasst, etwas Zählbares einzufahren. Am Ende verlor die Mannschaft von Trainer Ole Werner knapp mit 1:2 (0:2), weil sie einen 0:2-Pausenrückstand nicht mehr aufholen konnte. Mit weiter 30 Zählern belegt Werder nach 25 Spieltagen den neunten Platz, kann am Sonntag aber noch vom SC Freiburg überholt werden. Die Treffer im mit 42.100 Zuschauern ausverkauften Wohninvest Weserstadion erzielten Donyell Malen (21.) und Jadon Sancho (38.). Für Werder konnte Justin Njinmah in Durchgang Nummer zwei nur noch verkürzen (70.). Vor der Pause war Dortmunds Marcel Sabitzer nach grobem Foulspiel mit Rot vom Platz geflogen (45.).
Werder-Trainer tauscht zweimal in seiner Anfangsformation
Trainer Ole Werner hatte die Anfangsformation des SV Werder Bremen im Vergleich zur 1:2-Niederlage bei der TSG Hoffenheim am vergangenen Wochenende auf zwei Positionen verändert. In der Defensive ersetzte Rückkehrer Niklas Stark nach überstandenen Hüftproblemen Christian Groß in der Dreierkette. Vorne durfte Justin Njinmah, der in Sinsheim zuletzt als Joker von der Bank kam und für Belebung sorgte, wieder von Beginn an auflaufen. Für ihn musste Nick Woltemade Platz machen. Die Dreierkette vor Keeper Michael Zetterer komplettierten neben Kapitän Stark Julian Malatini und Anthony Jung. Auf den Flügeln waren erneut Mitchell Weiser (rechts) und Felix Agu (links) unterwegs. Senne Lynen und Jens Stage bildeten die Doppel-Sechs, der Dreiersturm bestand aus Justin Njinmah, Romano Schmid und Marvin Ducksch, der nach seiner Fan- und Medienkritik nach dem Hoffenheim-Spiel unter besonderer Beobachtung stand.
„Die Qualität des Gegners kannst du nicht verhindern, die steht auf dem Platz. Wir wollen es dem Gegner unbequem machen und das kannst du heute durch zwei Dinge“, erklärte Werder-Trainer Ole Werner vor der Partie am Sky-Mikrofon den Matchplan: „Erstmal muss in der Defensive jeder dem anderen helfen. Es ist wichtig, dass du gute Abstände hast, sodass du Zweikämpfe konsequent und energisch führst. Und, und das ist nochmal wichtiger, dass du im eigenen Ballbesitz immer Gefahr ausstrahlst, zu jeder Zeit. Gegen Dortmund ist es wichtig, dass du Tiefe und Abschlüsse findest.“
Im mit 42.500 Zuschauern restlos ausverkauften Weserstadion gelang den Bremern dieses Vorhaben bei der erstmaligen Rückkehr von Stürmer Niclas Füllkrug und BVB-Co-Trainer Nuri Sahin zunächst ganz gut. Die erste große Chance der Partie gehörte Werder: Einen feinen Chip-Ball von Weiser erlief Ducksch aus abseitsverdächtiger Position und kam im Strafraum frei zum Abschluss, doch sein Heber missglückte völlig und war leichte Beute für BVB-Keeper Gregor Kobel (8.). Ein Querpass auf den mitgelaufenen Njinmah wäre zudem wohl die deutlich erfolgversprechendere Variante gewesen. Wenig später eroberte sich dann Schmid das Leder von Jadon Sancho und bediente erneut Ducksch, allerdings war der Pass viel zu schlampig gespielt, sodass die gute Chance verpuffte und Niklas Süle noch entscheidend klären konnte (14.). Bei der anschließenden Ducksch-Ecke kam Weiser frei zum Abschluss, doch Kobel hatte erneut keine Mühe, den zu harmlosen Schuss zu entschärfen.
Und der Champions-League-Achtelfinalist aus Dortmund? Trat in der 21. Minute erstmals offensiv gefährlich in Erscheinung – und wie! Einen strammen Distanzschuss des gebürtigen Bremers Julian Brandt ließ Zetterer unglücklich nur vor die Füße von Donyell Malen abklatschen. Dieser nahm den Ball am Fünfmeterraum einmal hoch und traf dann sehenswert per Seitfallzieher durch die Beine des Bremer Keepers zur Gästeführung – 0:1 (21.).
Werder nach Dortmunder Führung angeschlagen
Werder wirkte in der Folge leicht angeknockt, auch wenn Njinmah nach einem schnell ausgeführten Stage-Einwurf plötzlich im Strafraum zum Schuss kam – sein Versuch traf jedoch nur das Außennetz (28.). Besser machten es die eiskalten Gäste: Nach einem Fehlpass von Schmid ging es blitzschnell in Richtung Bremer Gehäuse, der Ball landete über Füllkrug und Brandt bei Sancho, der Malatini mit einer kurzen Finte viel zu einfach düpierte und cool ins kurze Eck vollstreckte – 0:2 (38.). In der 44. Minute sorgte Ducksch mit einem über die Mauer geschlenzten Freistoß noch einmal für einen Hauch von Torgefahr – aber wieder war der starke Kobel auf dem Posten. Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff wollte Marcel Sabitzer dann noch einen letzten Bremer Konter unterbinden, trat Weiser dabei aber derart unglücklich mit gestrecktem Bein auf die Achillesferse, dass Schiedsrichter Deniz Aytekin sofort die Rote Karte für den Österreicher zückte (45.). Eine harte, aber vertretbare Entscheidung.
Gäste-Trainer Edin Terzic reagierte zur Pause und nahm den Torschützen Malen runter und brachte in Mats Hummels einen weiteren Verteidiger, um die Führung in einem tiefen 5-3-1 zu verteidigen. Ole Werner schickte dagegen dieselbe Elf ins Rennen. Und die versuchte fortan, das Kommando zu übernehmen. Nach zwei zu ungenauen Distanzschüssen von Schmid (46.) und Njinmah (52.) gehörte Werder dann die erste dicke Chance des zweiten Durchgangs. Eine scharfe Hereingabe von Weiser ließ Schmid geschickt durch die Beine gleiten, sodass Ducksch frei zum Abschluss kam. Der Schuss rauschte aber haarscharf am kurzen Eck vorbei (54.). Das hätte der Anschluss sein müssen. Werder blieb gegen sich nun einigelnde Gäste in der Folge am Drücker, aber agierte im letzten Drittel noch zu oft ohne die nötige Präzision. Ole Werner reagierte nach gut einer Stunde mit einem Doppelwechsel: für den unglücklichen Malatini schickte er Milos Veljkovic in die Partie, der sein Comeback nach Knieverletzung feierte. Dazu kam Dawid Kownacki für den blassen Stage (65.). Dann hatte der bis dahin glücklose Marvin Ducksch plötzlich einen Geistesblitz. Seinen tiefen Ball schätzte Hummels völlig falsch ein, sodass Schmid allein durch war, den mitgelaufenen Njinmah bediente, der aus nächster Nähe nur noch ins rechte untere Eck einschieben musste – 1:2 (70.).
Wenig später holte sich Schmid für ein Foul am eingewechselten Felix Nmecha an der Mittellinie seine fünfte Gelbe Karte ab (77.). Und dann hatte Mitchell Weiser plötzlich die dicke Ausgleichschance auf dem Fuß: Nach einer Freistoßflanke von Ducksch landete der Ball im Rückraum beim Schienenspieler, doch dessen Abschluss aus zentraler Position blockte Schlotterbeck in allerhöchster Not zur Ecke (79.). Doch statt den Fuß auf dem Gas zu lassen, verpasste es Werder in der Folge am Drücker zu bleiben und sich weitere Chancen zu erarbeiten. Die Folge: Der Spielfluss wurde immer weniger. Daran änderten auch die personellen Wechsel – Leo Bittencourt für Felix Agu (79.), sowie Skelly Alvero und Nick Woltemade für den vom Platz humpelnden Stark und Schmid (84.), wenig. Gefährlich wurde es nur noch mal nach einem finalen Konter – aber für den BVB: Doch Rany Bensebaini vergab freistehend die mögliche Entscheidung (90.+5). So blieb es letztlich bei der knappen 1:2-Niederlage, nach der sich vorwerfen lassen muss, insgesamt zu wenig Druck in Halbzeit eins und zu wenig Esprit in Abschnitt zwei entfacht zu haben. Am kommenden Samstag (15.30 Uhr) geht es für die Bremer dann auswärts beim 1. FC Union Berlin weiter.