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Neuzugang Was Malatini mit Werder erreichen will und was er kostet

Julian Malatini heißt der neue Innenverteidiger von Werder Bremen. Er soll den Ausfall von Amos Pieper kompensieren. Was er kostete und warum der Wechsel in seiner Heimat negativ aufstößt.
16.01.2024, 19:46 Uhr
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Was Malatini mit Werder erreichen will und was er kostet
Von Malte Bürger

Lässig sitzt Julian Malatini vor einer riesigen Raute des SV Werder Bremen und führt sein erstes Interview in Deutschland. Noch mit dem Vereins-TV, aber für den Anfang muss das reichen. Die Farben seiner blau-weiß-lila-gemusterten Jacke beißen sich ein wenig mit dem satten Grün des Vereins, doch das ist egal. Viel wichtiger ist, dass der 22-Jährige endgültig da ist. Der Abwehrspieler kommt aus seiner argentinischen Heimat vom Erstligisten Defensa y Justica und soll künftig dafür sorgen, dass die Personaldecke in der Bremer Defensive wieder etwas dicker ist. „Für jeden Fußballer in Südamerika ist es der Traum, in Europa spielen zu dürfen. Nachdem ich von dem Interesse von Werder gehört habe, war für mich sofort klar, dass ich diese Chance nutzen möchte“, erklärte Malatini glücklich. „Die Bundesliga ist eine der größten Ligen der Welt. Ich kann es kaum erwarten, das erste Mal auf dem Platz zu stehen.“

Ärger bei Argentiniens U23

Für diesen Traum hat der Youngster im wahrsten Sinne des Wortes alles stehen und liegen lassen. Malatini war nämlich eigentlich gerade mit der argentinischen U23-Nationalmannschaft unterwegs, sollte dabei helfen, dass am kommenden Wochenende ein gutes Abschneiden bei einem vorolympischen Turnier in Venezuela gelingt. Dass er nun Hals über Kopf den Abflug nach Deutschland macht, kam dort nicht wirklich gut an. „Was mit Julian passiert ist, hat uns überrascht, weil wir absolut nichts wussten“, verriet Nationaltrainer Javier Mascherano im Interview mit „DSports Radio“. Und damit nicht genug. „Letzten Mittwoch hat Julian mir von einem Moment auf den anderen gesagt: Der Transfer ist durch. Und dass Werder ihn nicht für das Turnier freigeben wird.“ Die Laune im Land des amtierenden Weltmeisters sank dadurch nur noch mehr. „Er sagte, es sei eine große Möglichkeit für ihn, er werde abreisen“, betonte Mascherano. „Ich konnte ihn nicht umstimmen.“

Die Eindrücke, die wir von Julian sammeln konnten, sind sehr vielversprechend. Julian ist ein großgewachsener Abwehrspieler, der eine gute Grundschnelligkeit und Zweikampfstärke mitbringt und ein großes Entwicklungspotenzial hat.
Ole Werner, Werder-Trainer

So groß der Ärger auf der Südhalbkugel ist, so glücklich sind sie an der Weser über den Transfer. „Nach der längeren Ausfallzeit von Amos Pieper war es unser Ziel, uns in der Abwehr breiter aufzustellen. Mit Julian wechselt ein vielversprechender Perspektivspieler zu uns, den wir schon über einen längeren Zeitraum beobachtet haben und der sowohl in der Innenverteidigung als auch auf der rechten Seite eingesetzt werden kann“, erklärte Clemens Fritz als Werder Leiter Profifußball. „Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, den Wechsel bereits im Winter zu realisieren.“ Nach Informationen unserer Deichstube war dafür eine Ablöse in Höhe von zwei Millionen Euro vonnöten, im Gegenzug unterschrieb Malatini einen langfristigen Vertrag bis zum Sommer 2028.

Der Rechtsfuß ist bei Werder also ab sofort das, was klassischerweise als Versprechen in die Zukunft bezeichnet wird. Und doch steigt er schon jetzt direkt in den Konkurrenzkampf in der Abwehrkette mit Milos Veljkovic, Marco Friedl und Niklas Stark ein – und könnte sogar schon am kommenden Sonntag beim Auswärtsspiel gegen den FC Bayern München (Sonntag, 15.30 Uhr) im Kader stehen. „Die Eindrücke, die wir von Julian sammeln konnten, sind sehr vielversprechend. Julian ist ein großgewachsener Abwehrspieler, der eine gute Grundschnelligkeit und Zweikampfstärke mitbringt und ein großes Entwicklungspotenzial hat“, lobte Cheftrainer Ole Werner den 1,91 Meter großen Neuzugang.

Nelson Valdez als "Paten"

Damit Malatini möglichst schnell an der Weser Fuß fasst, hat sich Werder einen besonderen Kniff einfallen lassen. Ex-Stürmer Nelson Valdez, der bislang als Co-Trainer bei der U23 im Einsatz war, rückt in den erweiterten Stab von Ole Werner auf, um Malatini unter seine Fittiche zu nehmen. Beim ersten Interviewtermin fungierte der 40-Jährige dann auch direkt als Dolmetscher. „Nelson hat den Weg von Julian einst selbst beschritten und kann ihm daher seine Erfahrungen weitergeben“, sagte Clemens Fritz. „Er soll für ihn auf und neben dem Platz Ansprechpartner sein, um ihm das Ankommen in Bremen und die Integration in die Mannschaft zu erleichtern.“

Julian Malatini dürfte für jede Unterstützung bei seinem großen Auslands-Abenteuer dankbar sein. „Ich kann sagen, dass ich ein sehr ruhiger Mensch bin. Auf dem Feld bin ich aber anders und spiele sehr aggressiv. Ich gebe keinen Ball verloren“, kündigte der Defensivakteur an, der aber natürlich um die große Herausforderung bei Werder weiß. „Ich denke, dass der Fußball in Deutschland sehr viel taktischer ist. Zwar spielt die Taktik in Südamerika auch eine Rolle, aber nicht so sehr wie hier“, meinte er. „Außerdem ist die Intensität hier höher.“ Doch genau darauf hat er richtig Lust. Allein schon wegen seines großen Vorbildes und Landsmannes Cristian Romero. Ein Foto von sich mit dem Profi des Premier-League-Clubs Tottenham Hotspur hat er kürzlich ebenso stolz via Instagram geteilt wie ein gemeinsames Bild mit Angel di Maria oder Lionel Messi. Ihnen möchte er in Europa nacheifern. In Bremen. Ab sofort. Sonst hätte er in Argentinien nicht alles stehen und liegen gelassen.

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