Für viele Fans muss es schon etwas kurios anmuten. Da verpflichtet der SV Werder Bremen in Senne Lynen endlich einen neuen Sechser, gibt dafür zwei Millionen Euro an Ablöse aus, stellt ihn auch am ersten Bundesliga-Spieltag gegen den großen FC Bayern München (0:4) in die Startelf – und lässt ihn seitdem fast gar nicht mehr ran. Gegen Freiburg (0:1) und Mainz 05 (4:0) kam der defensive Mittelfeldspieler erst in der Schlussphase in die Partie, gegen den 1. FC Heidenheim (2:4) dann gar nicht mehr. Christian Groß bekam den Vorzug. Was ist da los? „Er ist gar nicht weit weg“, betont Werder-Coach Ole Werner und erklärt, warum Lynen zuletzt so wenig Spielpraxis sammeln durfte.
Da war zunächst das Freiburg-Spiel. Schon damals hatte der Coach erklärt, gegen die Breisgauer ob ihrer taktischen Flexibilität lieber auf die Erfahrung von Groß zu setzen, der die Abläufe besser kenne als der Neuzugang. Schon im Spiel gegen die Bayern soll Werner nicht wirklich zufrieden mit Lynen gewesen sein. Von außen betrachtet hatte der Belgier eigentlich einen ordentlichen Auftritt abgeliefert, intern wurde Lynens Leistung aber kritisiert, weil er sich nicht strikt an die taktischen Vorgaben gehalten haben soll. In Freiburg lieferte Groß dann trotz der Niederlage einen Auftritt ab, den nicht nur Werner, sondern auch viele Beobachter als „sehr gut“ einstuften. „Und gegen Mainz haben wir dann wenig Anlass gehabt, etwas zu verändern, was in der Mannschaft relativ gut funktioniert hat.“
Werner attestiert Lynen gute Trainingswoche
Im Duell mit den Rheinländern lief es dann noch besser, und nach dem 4:0-Sieg sprach noch weniger für Veränderungen in der Mittelfeldzentrale. Zumal Werner in der folgenden Länderspielpause mit kleinerer Trainingsgruppe nur „sehr begrenzte Trainingseindrücke“ hatte sammeln können. Gegen den 1. FC Heidenheim (2:4) ging es also wieder mit Groß statt Lynen los – eine Entscheidung, die Werner trotz schlechter Mannschaftsleistung auch nicht so einfach habe korrigieren können. „Im Spiel selbst hast du eher auf anderen Positionen den Grund gesehen, früh zu reagieren, was dann zur Folge hat, dass man den einen oder anderen Wechsel, den man sonst im Kopf gehabt hätte, nicht vorgenommen hat.“ In der Halbzeit nahm Werner lieber Marco Friedl, Anthony Jung und Dawid Kownacki raus, später wechselte er dann nur noch offensiv. So blieb Lynen draußen.
Eine neue Chance könnte der Belgier am Samstag (18.30 Uhr) gegen den 1. FC Köln bekommen. Werner lässt alles offen, attestiert Lynen eine gute Trainingswoche und erklärt: „Er ist sicherlich eine Option, ob von Beginn an oder von der Bank.“