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Stadionsponsor Wohninvest insolvent: Was die Pleite für Werder bedeutet

Stadionsponsor Wohninvest hat Insolvenz angemeldet. Was das für den SV Werder Bremen und das Weserstadion bedeutet.
24.05.2024, 15:01 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Daniel Cottäus

Schon seit einigen Monaten stand das Szenario im Raum, am Donnerstag ist es nun eingetreten: Die Wohninvest Holding GmbH, der Stadionsponsor des SV Werder Bremen, hat beim Amtsgericht Stuttgart offiziell Insolvenz angemeldet, was freilich auch am Osterdeich nicht folgenlos bleibt. Vertraglich hatte sich das Immobilien-Unternehmen aus der Stadt Fellbach (Baden-Württemberg) im Jahr 2019 dazu verpflichtet, bis 2029 jährlich drei Millionen Euro an die Bremer Weserstadion GmbH (BWS) zu überweisen, damit die Arena im Gegenzug den „Vornamen“ Wohninvest trägt. Das ist auch bis heute der Fall – fragt sich nur, wie lange noch. Darüber hinaus gibt es etliche weitere Themen, die nun rund um Werders Stadionsponsoring geklärt werden müssen.

Verschwindet Wohninvest jetzt aus dem Stadionnamen?

Abschließend geklärt ist diese Frage noch nicht, doch spricht derzeit vieles dafür, dass das Weserstadion demnächst nicht mehr den Namen der Firma mit sich führt. „Es ist nicht auszuschließen, dass der Name Wohninvest zu Beginn der kommenden Saison kein Teil des Stadionnamens mehr ist“, sagt BWS-Geschäftsführer Hans-Jörg Otto im Gespräch mit der DeichStube. Weil Wohninvest in finanzielle Schieflage geraten war, ist schon seit gut einem Jahr kein Geld mehr aus Fellbach nach Bremen geflossen. Daran ändern wird sich in Zukunft wohl nichts. „Wir gehen nicht davon aus, dass wir in diesem Wirtschaftsjahr noch Geldeingänge von Wohninvest erhalten werden“, sagt Otto, was noch vorsichtig formuliert sein dürfte. Das wahrscheinlichste Szenario: Das Unternehmen von Geschäftsführer Harald Panzer kann gar nicht mehr zahlen und seine Seite der vertraglichen Vereinbarung damit nicht mehr erfüllen, womit das Namenssponsoring hinfällig wird. Durch das bloße Beantragen der Insolvenz ändert sich am Vertragswerk zwischen Werder und Wohninvest zunächst aber nichts. Weitere Schritte müssen nun mit dem Insolvenzverwalter abgestimmt werden. Am Donnerstag wurde der Stuttgarter Anwalt Ilkin Bananyarli für den Posten bestellt.

Kann Werder Ansprüche geltend machen?

Ja, und das wird die BWS, die zu gleichen Teilen dem SV Werder und der Stadt Bremen gehört, auch tun. „Wir werden unsere rechtlichen Optionen prüfen und beim Insolvenzverwalter unsere Ansprüche hinterlegen“, erklärt Otto, dessen BWS durch die Wohninvest-Insolvenz 18 Millionen Euro durch die Lappen gehen. Fünf Ratenzahlungen á drei Millionen Euro stehen bis 2029 ohnehin noch aus, eine ist Wohninvest bekanntlich in Rückstand. Große Hoffnungen auf eine hohe Entschädigung sollten sich die Bremer aber nicht machen. Wahrscheinlicher ist, dass am Ende, wenn überhaupt, ein vergleichsweise geringer Betrag aus der Insolvenzmasse an den Osterdeich geht. Der Insolvenzverwalter wird nun zunächst alle offenen Posten prüfen – beispielsweise laufende Bauprojekte, andere Sponsoring-Pakete und Ansprüche der Anleger – und dann auf die jeweiligen Gläubiger, die Forderungen angemeldet haben, zukommen.

Drohen der BWS jetzt finanzielle Schwierigkeiten?

Nein, betont Geschäftsführer Otto. „Die Betriebsfähigkeit der BWS und damit der Betrieb des Stadions sind durch die Wohninvest-Insolvenz nicht gefährdet“, erklärt er. Und weiter: „Wir sind in den Planungen davon ausgegangen, dass ein solches Szenario eintreten kann. Zudem konnten wir die Erlöse in anderen Bereichen steigern.“
Mit Planungen meint Otto unter anderem den bevorstehenden Umzug des Gästeblocks, bei dem die BWS in den Finanzierungsgesprächen mit Banken eine mögliche Wohninvest-Insolvenz bereits einkalkuliert hat. Die gesteigerten Erlöse gehen derweil auf die Vermietung von Stadionlogen und Konferenzräumen zurück – bis hin zur Vermietung des gesamten Weserstadions, wo am Sonntag, 2. Juni, etwa die NFL Europe mit dem Spiel Hamburg Sea Devils gegen Paris Musketeers gastiert.

Steigt ein neuer Stadionsponsor ein?

Ja. Zumindest ist das das erklärte Ziel von Verein und Stadt. Die Suche nach einem Wohninvest-Nachfolger hat dabei im Hintergrund schon lange begonnen. So ist der Vermarkter Infront bereits damit beauftragt worden, den Markt nach möglichen Interessenten zu durchforsten, für die ein Namenssponsoring des Weserstadions infrage kommen könnte. „Wir sind ein attraktiver Standort und wollen die Lücke, die möglicherweise entsteht, durch einen neuen Partner schließen“, erklärt Otto. Was wenig verwunderlich ist. Schließlich haben Werder und die Stadt Bremen in den vergangenen Jahren erlebt, dass sich mit dem Stadionnamen gutes Geld verdienen lässt. „Für die BWS ist es von großer Bedeutung, das Erlöspotenzial aus der Vermarktung des Stadionnamens weiterhin zu nutzen“, betont der Geschäftsführer.

Wackelt jetzt auch der Name Weserstadion?

Zunächst einmal dürfte vor allem die aktive Fanszene den möglichen Wegfall des Namens Wohninvest als gute Nachricht wahrnehmen. Hatte es doch bis zuletzt immer wieder Proteste gegen den Stadionsponsor gegeben. Die Palette reichte dabei von der abgehangenen Wohninvest-Loge im Stadion bis hin zu herausgeschnittenen Werbebannern und übermalten Firmenlogos. Nur weil die Fellbacher bald wohl nicht mehr da sind, heißt das aber nicht, dass alles so wird wie früher. Im Gegenteil. Nach Informationen der DeichStube sind Werder und BWS zwar darum bemüht, den Namen Weserstadion auch bei einer neuen Partnerschaft zu erhalten. Ein Ausschlusskriterium ist das aber nicht. Hans-Jörg Otto möchte dieses Thema nicht kommentieren. Er betont lediglich: „Beim Geschäft mit Wohninvest war es ein Glücksfall, dass wir den Namen Weserstadion erhalten konnten.“ Und überhaupt: Trotz aller durch die Insolvenz verursachten Probleme, zeichnen die Bremer nach wie vor ein gutes Bild von der Zusammenarbeit mit der Immobilienfirma. Vor allem die Tatsache, dass Wohninvest sämtliche Fan-Proteste still ertragen und auch nach dem Abstieg aus der Bundesliga zu unveränderten Konditionen weitergemacht hat, wird den Fellbachern am Osterdeich hoch angerechnet.

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