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Werder-Kolumne Frankfurt und Stuttgart haben es vorgemacht

Lange kommt das internationale Geschäft ohne die Beteiligung von Werder Bremen aus. Die Fans haben die Hoffnung allerdings nicht aufgegeben. Das meint Jörg Wontorra.
23.11.2024, 06:00 Uhr
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Von Jörg Wontorra

Es ist angerichtet bei Werder. Oder anders ausgedrückt: Irgendwie läuft es gerade auf allen Ebenen. Zum einen hat die Jahreshauptversammlung am Montag gezeigt, dass sich Grün-Weiß mit weitreichenden Entscheidungen für die Zukunft rüstet. Und zum anderen liefert die Mannschaft auf dem Rasen trotz eines schweren Auftaktprogrammes zuverlässiger, als zu erwarten war (inklusive Spielglück wie gegen Kiel). Dazu stimmt nach zwischenzeitlichen Turbulenzen auch die Kasse wieder, die Bilanzen sind im Lot.

Die Macher am Osterdeich könnten sich also zurücklehnen, die Arme verschränken und zufrieden in die Welt schauen. Sollten sie aber nicht. Denn Zufriedenheit ist zumindest im Business die Vorstufe zum Stillstand. Werder wäre also gut beraten, das ruhige Fahrwasser, in dem der Klub sich gerade befindet, aktiv zu nutzen. Jetzt ist es an der Zeit, um eine neue Aufbruchstimmung zu erzeugen.

Lange nicht mehr auf internationalem Niveau

Und so ganz nebenbei: Es gibt ja – trotz aller guten Nachrichten – auch noch die Kehrseite der Medaille. Wann war Werder zuletzt im internationalen Geschäft unterwegs? 2010, lange 14 Jahre her. Davor hatten sie sich an der Weser noch als Dauergast in der Champions League breitgemacht. Die Sehnsucht der Fans nach diesen Zeiten ist weiter latent vorhanden, und diese Sehnsucht will halt irgendwann mal wieder bedient werden – auch, wenn es nicht gleich die Königsklasse sein muss.

Zwei Klubs, die auf Augenhöhe sind, haben es vorgemacht: Frankfurt und Stuttgart, ausgerechnet die nächsten beiden Gegner. Ähnliche Etats, ähnliches Umfeld, ähnliche Philosophie, aber eine andere Erfolgsbilanz. Die Hessen grüßen mittlerweile als Gewinner der Europa League, und die Schwaben katapultierten sich aus der zweiten Liga in nur vier Jahren bis in die Champions League. Möglich geworden ist diese Entwicklung nicht durch Kapital von Kalifen und Konzernen, sondern durch kreative Unternehmens- und Personalpolitik.

Krösche bringt den Umschwung

Beispiel Eintracht: Unter der ehemaligen Geschäftsführung jahrelang auf Sicherheit bedacht, frei nach dem Motto: unfallfrei durchs Leben kommen. Trotzdem gelangen Transfer-Erfolge, hauptsächlich bei Vollblutstürmern. Jovic und Rebic kamen für kleines Geld und brachten bei ihren Wechseln gute Erträge. Der wahre Umschwung aber kam mit dem neuen Sportvorstand Markus Krösche, übrigens als Spieler einst Deutscher A-Jugendmeister mit dem SV Werder.

Ablösefrei wechselte 2022 ein gewisser Randal Kolo Muani von Nantes zur Eintracht. Ein Jahr später spülte er satte 95 Millionen in die Kassen des Klubs. Und auch der Nachfolger performt derzeit auf allen Ebenen: Omar Marmoush, in Wolfsburg nicht sonderlich gut gelitten und zwei Mal ausgeliehen. Der Mann wechselte ebenfalls ablösefrei nach Frankfurt – und avanciert nun prompt zum nächsten Goldesel.

Erfolgreiche Kaderplaner

Beispiel VfB: Auch dort sorgten Änderungen in der Chefetage für eine Schubumkehr. Auch dort erwiesen sich die Kaderplaner als wahre Perlentaucher bei ihren Transfers. Serhou Guirassy kam für neun Millionen aus Rennes, machte den Klub zum Vizemeister und brachte nur ein Jahr später den doppelten Ertrag. Und Deniz Undav, bis zu seinem 16. Lebensjahr bei Werder, reifte in Stuttgart zum Nationalspieler. Mit einem geschickten Händchen und ein wenig Mut zum Risiko lässt sich also auch für die Normalos im Milliardengeschäft Fußball etwas bewegen.

Clemens Fritz und Peter Niemeyer, beide noch relativ frisch im neuen Amt, hätten jetzt die Chance dazu. Sie könnten Akzente setzen und Werder weiterentwickeln. Allerdings braucht die sportliche Leitung stets die Rückendeckung von Restvorstand und Aufsichtsrat. Bei ihren Vorgängern hat dieses Zusammenspiel in seligen Zeiten immer reibungslos funktioniert, denn sonst wären Diego, Micoud oder Ailton nie an der Weser gelandet. Jetzt, da Ergebnisse und Erträge wieder stimmen, könnten sie sich bei Werder vielleicht ein wenig daran erinnern und wieder größer denken. Wie gesagt: Es ist angerichtet.

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