Irgendwann kam der Trainer mal ein bisschen zur Ruhe. Der Jubel über die Leistung seiner Fußballer wich dem wohligen Gefühl, etwas Großes erreicht zu haben. Auf der Rückfahrt nach Bremen, im hinteren Teil des Mannschaftsbusses stimmte das Team noch immer Gesänge an, da entspannte sich Alexander Nouri im Sessel – und lud den Akku auf für die noch folgenden Aufgaben. „Die Jungs werden sich etwas ausdenken, wir werden mit Sicherheit noch irgendwo einkehren“, erläuterte Alexander Nouri den groben Plan der spontanen Feierlichkeiten.
Nun galt es also, Kraft zu tanken nach 120 spannenden Minuten. „Das Spiel war ja auch an der Linie sehr intensiv“, sagte Nouri. Aber es hatte sich gelohnt. Dank des 2:0 (0:0)-Erfolgs nach Verlängerung gab Werders U 23 dem Nachwuchs von Borussia Mönchengladbach das Nachsehen. Die Bremer spielen in der kommenden Saison in der Dritten Liga. „Wahnsinn!“ So beschrieb Torwart Tobias Duffner stellvertretend für seine Kollegen die Stimmung in der Mannschaft.
Sie hatte ihre Chancen gewahrt im Hinspiel am vergangenen Mittwoch. Aber einen Vorteil verschaffte dieses 0:0 auf Platz 11 den Bremern nicht. Im Rückspiel verließ die U 23 den Platz aber nicht nur mit der Gewissheit, nun drittklassig spielen zu dürfen. Sie war sich bewusst: Diese Aufstiegsentscheidung hatte einen leistungsgerechten Verlauf genommen. „Nach den 90 Minuten und der Verlängerung denke ich schon, dass wir hier auch als verdienter Sieger vom Platz gegangen sind“, betonte Duffner. Auch Nouri meinte, dass sich die „bessere Mannschaft“ am Ende durchgesetzt habe. Aber der Weg zum Erfolg – er war lang.
Wie erwartet hatte der Gastgeber , unterstützt von rund 10 000 Zuschauern, ausgesprochen druckvoll losgelegt. Bereits nach vier Minuten sah sich Duffner Gladbachs Guiseppe Pisano gegenüber, parierte aber stark und verhinderte den frühen Rückstand. Der Torhüter, seit Jahren eigentlich die feste Nummer drei im Kader des Talentschuppens, deutete einmal mehr an, dass er zum Aufstiegshelden werden könnte. Er vereitelte später allein gegen Mario Rodriguez (51., 63.) zwei weitere Großchancen. „Er war sensationell“, sagte Nouri.
Der Trainer räumte ein, dass Gladbach lange die besseren Möglichkeiten besessen hatte. „Aber dafür hatten wir mehr Szenen.“ Rund ein halbes Dutzend Mal war es auch im Borussia-Strafraum gefährlich geworden in der regulären Spielzeit. Etwa beim Kopfball von Enis Bytyqi (25.), als Max Wegner eine Vorlage von Lukas Fröde knapp verpasste (26.) oder beim Freistoß durch Levent Aycicek (48.). Was Werder aber deutlich unterschied von seinem Gegner, war der Auftritt in der Verlängerung. „Wir hatten hinten raus den längeren Atem und uns die Tore ganz klar verdient“, beschrieb es Alexander Nouri.
Werder erkämpfte sich nun deutliche Vorteile. Für Frank Baumann kam das nicht überraschend. „Die Jungs haben sich eben nie hängen lassen und auch heute alles rausgehauen“, sagte der Werder-Direktor. Borussia sah sich oft in die eigene Hälfte zurückgedrängt. Durch Konter blieb der Gastgeber jedoch gefährlich. Bevor Patrick Mainka nach einer Ecke von Aycicek zum erlösenden 1:0 für Werder einköpfte, hatte Pisano aus zehn Metern nur knapp neben das Bremer Tor geschossen (103.). Doch Zählbares hatten nur die Bremer zu bieten. Zwei Minuten vorm Abpfiff machte Levent Aycicek schließlich einen Haken unter den Gang in Liga drei. Er schloss einen Konter zum 2:0 ab.

Eine (weitere) Bierdusche für den Trainer: Julian von Haacke macht Alexander Nouri nass.
„Ich habe immer dran geglaubt, aber war nie so vermessen, den Aufstieg zu fordern“, sagte Nouri nach einem Spiel, dass „alles geboten hat, was ein Fußballspiel bieten kann“. Der Erfolg sei aber nicht nur auf ihn und die Mannschaft zurückzuführen. „Eine tolle Geschichte, mit der ganzen Geschlossenheit und der Unterstützung, auch vom Profibereich. Ich muss ganz klar den Zusammenhalt des gesamten Vereins hervorheben“, sagte Nouri. Es sei auch immer wieder auf die Verständigung mit Viktor Skripnik, seinem Vorgänger, angekommen. Der darf sich nun ebenfalls ein bisschen als Meistertrainer fühlen, hatte er das Team doch bis Ende Oktober verantwortlich trainiert.
„Mit dem Aufstieg haben sich die Mannschaft und der Betreuerstab für die Arbeit eines ganzen Jahres belohnt, und sie haben als Team Großes geleistet. Für die Spieler ist es wichtig, eine solch positive Erfahrung mitnehmen zu können. Jetzt sollen die Jungs den Moment auskosten und sich ausruhen“, ließ Skripnik übermitteln. Ob daraus etwas wird? Nach einer langen Nacht macht sich die Mannschaft an diesem Montag zur Saisonabschlussfahrt nach Mallorca auf. Zumindest bis zur Rückkehr am Donnerstag dürfte es angesichts des Aufstiegs nicht sehr weit her sein mit der Ruhe. Vielleicht verzichtet Nouri ja auch deshalb auf seine Teilnahme an der Reise.