51 Punkte und Tabellenplatz acht: Hinter dem SV Werder Bremen liegt eine sportlich äußerst erfolgreiche Saison, auch wenn die Rückkehr ins internationale Geschäft erneut hauchdünn verpasst wurde. Die Rückrunde hätte dabei kaum kontrastreicher ausfallen können: Nach einem schwachen Start ins neue Jahr spielte sich das Team im Frühling in einen Rausch und blieb in den letzten acht Partien ungeschlagen. Ein Grund für den Aufschwung war die Stabilität in der Defensive, in der viele Leistungsträger nach Verletzungen im März zurückkehrten und starke Vorstellungen zeigten. Wie sich die einzelnen Spieler in der Saison 2024/25 geschlagen haben, zeigt das große Saisonzeugnis unserer Deichstube – wie gewohnt in drei Teilen. Den Anfang machen Tor und Abwehr, in Teil zwei folgt das Mittelfeld, ehe im dritten Teil der Fokus auf dem Angriff liegt.
Tor
Michael Zetterer: Nach einer überwiegend starken Hinrunde, die ihm unter anderem das Interesse des DFB einbrachte, erlebte der 29-Jährige zu Jahresbeginn eine schwierige Phase. Zwischen Januar und Februar blieb er nur einmal ohne Gegentor und kassierte 24 Treffer in neun Spielen. Tiefpunkt war die 1:2-Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg, bei der Zetterer trotz grippalen Infekts spielte und bei beiden Gegentoren patzte (Note 5). Doch der Torwart fand wieder zu seiner Form. Schon eine Woche später zeigte er beim überraschenden 2:0-Sieg in Leverkusen eine Glanzleistung (Note 1,5). Auch im Saisonendspurt war auf Zetterer Verlass: In den letzten acht Spielen musste er lediglich vier Gegentreffer hinnehmen.
Durchschnittsnote unserer Deichstube: 3,1
Einsätze: 34
Gespielte Minuten: 3.060
Abwehr
Niklas Stark: Nach einer grundsoliden Hinrunde tat sich der erfahrene Innenverteidiger zunächst schwer, im neuen Jahr Fuß zu fassen. Er fehlte in Dortmund krankheitsbedingt und handelte sich kurz vor Schluss im Spiel gegen Mainz – nach zuvor starker Leistung – eine umstrittene Gelb-Rote Karte wegen vermeintlichen Zeitspiels ein. Beim 1:3 gegen Hoffenheim zeigte er seine schwächste Leistung der Rückrunde (Note 5). Anfang März zwangen Stark Knieprobleme zu einer kurzen Pause, doch beim 3:0 in Kiel meldete sich der 30-Jährige mit einer starken, konzentrierten Vorstellung zurück. In den darauffolgenden Wochen verpasste er keine Minute mehr und präsentierte sich in Topform: zweikampfstark, souverän und als Führungsspieler unverzichtbar. Einer der Hauptverantwortlichen für die defensive Stabilität im Saisonendspurt.
Durchschnittsnote unserer Deichstube: 3,0
Einsätze: 26
Gespielte Minuten: 2.111
Amos Pieper: Nach einer Hinrunde zum Vergessen – geprägt von geringer Einsatzzeit – entwickelte sich der Verteidiger in der Rückrunde zum großen Gewinner in Werders Defensive. Spätestens mit seinem Startelfeinsatz in Freiburg kämpfte sich der 27-Jährige dauerhaft zurück ins Team und stand in den letzten zwölf Bundesliga-Partien jeweils in der Anfangsformation. Nach einem durchwachsenen Auftritt gegen Borussia Mönchengladbach (Note 4,5) zeigte Pieper nahezu durchgängig starke Leistungen. Besonders auffällig: sein exzellentes Timing im Zweikampf und seine ausgeprägte Kopfballstärke. Gegen Stuttgart, Leipzig und Heidenheim glänzte er mit nahezu fehlerfreien Auftritten (jeweils Note 2) – und das auf der für ihn ungewohnten linken Position in der Dreierkette.
Durchschnittsnote unserer Deichstube: 3,1
Einsätze: 23
Gespielte Minuten: 1.500
Julian Malatini: Für den jungen Argentinier verlief die Rückrunde enttäuschend. Während Malatini in der Hinserie noch achtmal zum Einsatz kam – davon fünfmal in der Startelf – stand der 23-Jährige in der Liga im neuen Jahr insgesamt nur noch 22 Minuten auf dem Platz. Nach seinem desaströsen Auftritt im DFB-Pokal-Viertelfinale in Bielefeld (inklusive Eigentor) fand er keine Berücksichtigung mehr: In den elf darauffolgenden Ligaspielen saß er ausschließlich auf der Bank.
Durchschnittsnote unserer Deichstube: 3,1
Einsätze: 10
Gespielte Minuten: 452
Milos Veljkovic: Es dürfte nicht die Abschiedssaison gewesen sein, die sich Milos Veljkovic gewünscht hat. Der dienstälteste Feldspieler im Kader verlässt Werder nach über neun Jahren ablösefrei in Richtung Roter Stern Belgrad. Bereits in der Hinrunde kam der serbische Nationalspieler verletzungsbedingt nur auf sechs Einsätze. Auch in der Rückserie warfen ihn muskuläre Probleme in der Wade zurück, sodass er die letzten acht Spiele der Saison verpasste. In den Wochen zuvor sammelte Veljkovic noch einige Einsatzminuten – darunter sein bestes Spiel der Saison beim 2:0-Erfolg in Leverkusen, wo er als Kapitän überzeugte (Note 2). Doch auch schwache Auftritte waren dabei, etwa gegen Hoffenheim und Gladbach (jeweils Note 5), in denen ihm der fehlende Spielrhythmus deutlich anzumerken war.
Durchschnittsnote unserer Deichstube: 4,0
Einsätze: 14
Gespielte Minuten: 1.029
Marco Friedl: Diese Saison dürfte auch die letzten Kritiker überzeugt haben, wie wichtig der Kapitän für Werders defensive Stabilität ist. Der Österreicher fehlte im Februar zunächst wegen einer Gelb-Roten Karte, anschließend wegen einer Innenbandverletzung – und musste mitansehen, wie seine Kollegen fünf Pflichtspielniederlagen in Serie kassierten. Mit seiner Rückkehr beim 3:0 in Kiel begann Werders erfolgreicher Saison-Endspurt – und Friedl zeigte dabei eine Glanzleistung nach der nächsten. Besonders in den Spielen gegen Frankfurt, Leipzig und Heidenheim (jeweils Note 1,5) war der 27-Jährige der klare Anführer der Abwehr und kaum zu überwinden. Die symbolträchtigste Szene: Nur einen Tag nach Bekanntgabe seiner Vertragsverlängerung sicherte Friedl beim 1:0 gegen Bochum in der Nachspielzeit mit einer überragenden Grätsche als letzter Mann die drei Punkte.
Durchschnittsnote unserer Deichstube: 2,9
Einsätze: 26
Gespielte Minuten: 2.164
Anthony Jung: Lange Zeit war er erneut Werders verlässlicher Mann auf der linken Seite der Dreierkette. Doch nach der Entscheidung des Vereins, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, musste sich der 33-Jährige in der Schlussphase der Saison mit der Reservistenrolle zufriedengeben. In den letzten acht Spielen kam Jung nur noch auf insgesamt 35 Einsatzminuten. Zuvor hatte er in der Rückrunde durchaus solide Auftritte gezeigt – etwa bei den Siegen gegen Mainz und Leverkusen (jeweils Note 2,5), wo er wie gewohnt mit Ruhe und Zweikampfstärke überzeugte. Allerdings leistete sich der Linksfuß auch einige schwache Spiele: Gegen den FC Bayern verschuldete er zwei Elfmeter (Note 5,5), und im Spiel gegen Gladbach – nur wenige Tage nach der Entscheidung über seine Zukunft – sah er bei zwei Gegentoren ebenso nicht gut aus (Note 5,5).
Durchschnittsnote unserer Deichstube: 4,0
Einsätze: 28
Gespielte Minuten: 1.898