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Protestaktion in München Bauern machen mobil

Die Bauern haben die Landluft mit nach München gebracht. Wo sonst Cabrios spazieren fahren, reihten sich am Dienstag am noblen Odeonsplatz in der Innenstadt Hunderte Traktoren mit Stallgeruch aneinander.
02.09.2015, 10:24 Uhr
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Die Bauern haben die Landluft mit nach München gebracht. Wo sonst Cabrios spazieren fahren, reihten sich am Dienstag am noblen Odeonsplatz in der Innenstadt Hunderte Traktoren mit Stallgeruch aneinander. Viele Bauern kamen direkt von ihren Höfen, um sich zur größten Protestaktion der Landwirte seit Jahren mitten in der bayerischen Hauptstadt zu versammeln.

Etliche waren aus Bayern, das als wichtigstes Erzeugerland für Milch besonders vom Preisverfall für die Milch betroffen ist. Aber auch aus Ostfriesland und anderen Regionen hatten sich die Bauern auf den Weg nach München gemacht – im Gepäck Milchkannen, Kuhglocken – und eine große Portion Wut. Seit Monaten müssen sie zusehen, wie ihre Einnahmen aus der Milcherzeugung dahinschmelzen.

Auf Transparenten warfen sie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Agrarminister Christian Schmidt (CSU) vor, der Entwicklung tatenlos zuzusehen und damit Existenzen zu vernichten. „Aber wir werden nicht sang- und klanglos untergehen“, rief der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, den Landwirten zu. Nach der Kundgebung fuhren viele Landwirte mit ihren Traktoren zur bayerischen Staatskanzlei und protestierten auch dort.

Bundesweite Sternfahrt

Die bundesweite Sternfahrt der Landwirte hatte vergangenen Montag in Schleswig-Holstein begonnen. Rund 3000 Landwirte auf 500 Traktoren nahmen nach Schätzungen des BDM allein an der Aktion in München teil. Schaber kündigte weitere Proteste vor dem Treffen der EU-Agrarminister am Montag in Brüssel an. Viele der rund 80 000 Milchbauern in Deutschland bangen um ihre Existenz, weil ihre Einnahmen aus der Milchproduktion in diesem Jahr massiv zurückgehen. Seit dem vergangenen Jahr ist der Auszahlungspreis, den sie von den Molkereien erhalten, um mehr als zehn Cent pro Kilo Rohmilch gefallen. Der BDM macht für den Preisverfall das derzeitige Überangebot an Milch nach dem Wegfall der Milchquote verantwortlich und fordert ein vorübergehendes Verbot der Überproduktion durch die Europäische Union und einen Mindestpreis von 40 Cent.

„Milchmarkt gestalten statt Krisen verwalten“, forderten die Landwirte auf Transparenten. Etliche Plakate richteten sich gegen die CSU und Bundesagrarminister Schmidt, dem sie mangelnde Unterstützung vorwerfen. „Wer Bauern quält, wird nicht gewählt“, schrieb ein Landwirt auf ein Plakat an seinem Traktor. Schaber kritisierte, Schmidt lehne trotz stark fallender Milchpreise jeden Markteingriff ab und fordere gleichzeitig von den Milchviehhaltern eine Art Duldungsstarre. „Sie sollen alles brav über sich ergehen lassen, was der freie Markt für sie bereithält. Das können wir nicht akzeptieren.“

Die Politik allerdings ist uneinig, mit welchen Maßnahmen sie gegen den Milchpreisverfall in Europa vorgehen soll. Nach einem Treffen von Schmidt mit seinen französischen und polnischen Amtskollegen, Stéphane Le Foll und Marek Sawicki, am Montag war deutlich geworden, dass Frankreich eine Intervention am Markt anstrebt. Schmidt lehnt dies aber ab. (dpa)

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