Auf Jörg Hofmann, den Vorsitzenden der IG Metall kommen arbeitsreiche Wochen zu. Die Gewerkschaft will in den an diesem Montag in Niedersachsen startenden Tarifverhandlungen deutlich mehr Geld für die rund vier Millionen Beschäftigten der Branche herausholen. „Jetzt ist nicht die Zeit für Zurückhaltung“, rief er am vergangenen Sonnabend rund 2.000 demonstrierenden Metallern in Leipzig zu, „jetzt ist die Zeit für eine kräftige tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um acht Prozent.“
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall sieht das ganz anders und wirft der Gewerkschaft einen „alarmierenden Realitätsverlust“ vor. Offen zeigen sich de Arbeitgeber allerdings für eine steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung an die Beschäftigten. Als Teil des dritten Entlastungspakets macht die Bundesregierung den Weg für eine Zahlung von bis zu 3.000 Euro frei. Das ist auch ein Ergebnis der sogenannten konzertierten Aktion, mit der die Bundesregierung gemeinsam mit Wirtschaft und Gewerkschaften gegen die hohe Inflation vorgehen will.
IG Metall lehnt Einmalzahlungen bisher ab
Doch Einmalzahlungen haben aus Sicht der Gewerkschaften einen großen Nachteil. Die in den Tarifverhandlungen vereinbarten Gehälter steigen nicht. Die Basis für zukünftige Tarifrunden bleibt unverändert. Deshalb lehnt die IG Metall diesen Weg bisher ab. Hofmann begründet die hohe Forderung auch mit der Lage der Betriebe, die überwiegend gut sei. Doch das stimmt nur zum Teil. „Die Lage ist so unterschiedlich wie nie zuvor“, sagt Stefan Wolf, Präsident von Gesamtmetall. Tatsächlich erfreuen sich die Autohersteller derzeit hoher Gewinne. Bei Zulieferern und kleineren metallverarbeitenden Unternehmen sieht es dagegen häufig anders aus. Sie leiden massiv unter den hohen Energiekosten.
Die IG Metall will noch in diesem Jahr einen Abschluss erreichen. Ob das möglich ist, wird auch eine Frage der Flexibilität auf beiden Seiten sein. In der Branche gibt es die Möglichkeit für Öffnungsklauseln, wenn Betriebe nachweisen können, dass ein Tarifabschluss sie überfordert. Im Herbst starten auch die Tarifverhandlungen in der Chemiebranche. Deren Gewerkschaft IGBCE steht einer Einmalzahlung offener gegenüber als die Metaller. Es geht also auch darum, mit einem ersten wegweisenden Abschluss ein Zeichen für die kommenden Tarifverhandlungen zu setzen.
Ein Signal will vermutlich auch Roman Zitzelsberger, der Bezirksleiter der IG Metall in Baden-Württemberg setzen. Dem Funktionär werden Ambitionen auf den Vorsitz der Gesamtgewerkschaft nachgesagt. Die Wahl eines Nachfolgers von Jörg Hofmann steht im Herbst nächsten Jahres an. Mit einem guten Pilotabschluss in Baden-Württemberg könnte sich Zitzelsberger Rückenwind für eine Kandidatur verschaffen.