Nun macht er dicht, der letzte Schacht in Deutschland. Nach mehr als 200 Jahren geht die lange Tradition des Steinkohle-Bergbaus zu Ende. Glückauf, der Steiger geht! Bei allem Respekt vor der Leistung der Kumpel: Es ist auch gut so. Nicht, weil die deutsche Steinkohle nur dank milliardenschwerer Subventionen überleben konnte. Im Vergleich zur üppigen Förderung der erneuerbaren Energien waren die Kohle-Subventionen selbst auf ihrem Höhepunkt nur ein Klacks. Die Steinkohle hat aus ökologischen Gründen als Energieträger ausgedient.
Deshalb ist jede geschlossene Zeche, jeder stillgelegte Tagebau eine gute Nachricht. Eigentlich kommt das Ende des deutschen Bergbaus sogar eine Generation zu spät. Zu viel Zeit und Geld wurde in die Subventionierung unrentabler Beschäftigung investiert, statt den Aufbau neuer Infrastrukturen zu finanzieren. Zu lange wurden gut ausgebildete Leistungsträger mit 53 Jahren in Frührente geschickt, statt sie mit Startkapital für die Zukunft auszustatten. An einigen Stellen im Ruhrgebiet ist die Transformation zur postindustriellen Gesellschaft gelungen, an anderen – meist im Norden – nicht.
Revier wird extern kontrolliert
Zu sehr schielen die einzelnen Städte auf ihre Eigeninteressen. Alle Ansätze einer vernetzten Regionalplanung sind gescheitert, noch immer wird das Revier extern kontrolliert von drei Bezirksregierungen in Düsseldorf, Arnsberg und Münster. Daran hat noch keine Landesregierung in NRW etwas geändert.
Was wird bleiben von dem Bergbau? Sicher die 300 Millionen Ewigkeitskosten pro Jahr für die Pumpen, die verhindern, dass sich die Region zwischen Duisburg und Dortmund in eine Seenlandschaft verwandelt. Aber hoffentlich auch der enorme Gemeinschaftsgeist der Bergleute, der Zusammenhalt, die Verlässlichkeit, die Solidarität über Nationalitäten, Kulturen, Weltanschauungen und Religionen hinweg. Die hat sich in mehr als tausend Metern Tiefe entwickelt, in der jeder auf den anderen angewiesen ist. Diese Tugenden hat nicht nur das Ruhrgebiet bitter nötig.