Die BLG will Autos künftig auch mit einer der beiden Bremerhavener Weserfähren zwischen ihren Terminals und Stellflächen hin und her transportieren. Das Verfahren soll am Dienstag erstmals erprobt werden und – wenn alles klappt – kurz darauf in den Dauerbetrieb gehen. Der Transport auf dem Wasserweg soll die Straßen der Stadt entlasten.
Die BLG Logistics Group betreibt im Bremerhavener Überseehafen einen der größten Automobilterminals Europas. Zurzeit werden dort rund 1,7 Millionen Fahrzeuge im Jahr umgeschlagen. 90.000 Stellplätze stehen im Bereich Nordhafen, Osthafen und Kaiserhafen zur Verfügung. In der Vergangenheit waren diese oft weitgehend belegt, so dass es auf dem Terminal eng wurde.
Um sich mehr Platz und Bewegungsfreiheit zu verschaffen, hat die BLG zum 1. August zusätzliche Stellflächen auf dem ehemaligen Flugplatz Luneort angemietet. Bis zu 6000 Autos können dort abgestellt werden. Der stillgelegte Flugplatz, der zu einem Hafen- und Gewerbegebiet entwickelt werden soll, liegt im Süden der Stadt, rund sechs Kilometer von den Autoterminals im Überseehafen entfernt. Die Autos müssen also von den Schiffen zum Luneort und zurück transportiert werden. Zurzeit setzt die BLG dafür ausschließlich Lkw ein.
Bahnstrecke wird saniert
Das Logistikunternehmen hatte jedoch angekündigt, umweltfreundlichere Alternativen prüfen zu wollen. Die Bahn scheidet dabei vorläufig aus, weil die Schienenstrecke noch bis Ende 2024 saniert wird. Also sah sich die BLG auf dem Wasserweg um. Der Anleger der Weserfähre Bremerhaven–Nordenham ist nicht allzu weit vom Luneort entfernt. Von dort erreicht man in wenigen Minuten per Schiff die Kaiserschleuse und damit die Zufahrt zum Autoterminal.
Berechnungen ergaben, dass eine Fähre 45 bis 50 Neufahrzeuge transportieren könnte. "Eine Fährfahrt hin und zurück entspricht etwa 16 Lkw-Fahrten, die pro Fährtransport entfallen", erklärt Karsten Dirks, operativer Geschäftsführer am BLG Autoterminal Bremerhaven. Am Dienstag will man testen, ob die Berechnungen stimmen und der Transport vom Kaiserhafen zum Fähranleger an der Geestemündung reibungslos funktioniert.
Im Regelbetrieb könnte eine der beiden Fähren werktags ab 18 Uhr – nach Ende des Berufsverkehrs – und an den Wochenenden als Autotransporter zum Einsatz kommen. „Mit der Weserfähre haben wir einen starken Partner gefunden, der sich sehr für dieses Projekt engagiert", freut sich Dirks. Der Terminalchef erwartet "keine negativen Überraschungen" bei der Probeverladung am Dienstag. Dann muss er nur noch die Autohersteller von dem zusätzlichen Kurztrip über die Weser überzeugen. "Sobald unseren Kunden der Verladung ihrer Fahrzeuge auf die Fähre zugestimmt haben, könnten wir in den Regelbetrieb gehen“, kündigt Dirks an.