Im Zusammenhang mit dem Neubau der Columbuskaje in Bremerhaven müssen insgesamt drei Kräne im südlichen Bereich der Kaje abgerissen werden. Seit einer Woche laufen die Abbrucharbeiten an den beiden letzten Kränen, die im Bereich des Stückgutterminals tätig waren.
Die beiden 1971 von der Firma Peiner erbauten blauen Pierkräne waren schon lange Zeit nicht mehr in Betrieb und verfügen auch nur über eine Hebeleistung von sechs Tonnen. Sie stammen noch aus der Zeit, als an der Kaje die letzten großen Auswandererschiffe, aber auch konventionelle Frachtschiffe be- und entladen wurden. Unzählige Koffer für Kreuzfahrtreisende hingen in den vergangenen Jahrzehnten an deren Haken. Doch durch die mittlerweile zu geringe Hebekraft und vor allem wegen der immer größer werdenden Schiffe kamen die beiden Kräne in den vergangenen Jahren nur noch selten zum Einsatz, da sie die Ladeluken nicht mehr erreichen konnten. Beide werden nun bis zum Ende des Monats zurückgebaut und von einem örtlichen Altmetallhändler entsorgt. Wenn zukünftig Krankapazität an der Columbuskaje benötigt wird, kommen Mobilkräne zum Einsatz, die mit ihren überlangen Auslegern auch die größten Kreuzfahrtschiffe beladen können.
Auch die weithin sichtbare Landmarke am südlichen Ende der Columbuskaje, der 54 Meter hohe Containerkran mit dem Spitznamen "Giraffe", muss zurückgebaut werden, wie Holger Bruns, Sprecher der Hafengesellschaft Bremenports, auf Anfrage mitteilte. Diese aus dem Jahr 1976 stammende Containerbrücke in Leichtbauweise stammt ebenfalls vom Hersteller Peiner und ist schon lange nicht mehr zum Einsatz gekommen. Der Kran war in der Lage, Ladungen bis zu einem Gewicht von 38 Tonnen zu bewegen. Die unübliche Gitterkonstruktion wurde seinerzeit gewählt, um Gewicht zu sparen, denn die „Giraffe" ruht hier noch auf einem alten Teil der Kaje, die vor 100 Jahren auf Holzpfählen gegründet wurde. Eine Containerbrücke in Vollbauweise wäre somit zu schwer gewesen.
Untersuchung auf Schadstoffe
Vor dem Rückbau muss der Korrosionsschutz des Krans erst noch auf Schadstoffe untersucht werden, wie Bruns weiter erläuterte. Erst nach Abschluss dieser Untersuchungen kann der Kran dann abgebrochen werden. Je nach Ergebnis der Begutachtung muss vor der Entsorgung gegebenenfalls noch der Korrosionsschutz aufwendig abgetragen werden. Bruns geht deshalb davon aus, dass der Rückbau erst im nächsten Jahr erfolgen wird.
Hafen- und Ladekräne haben über Jahrzehnte das Hafenbild bestimmt. In den vergangenen Jahren sind schon viele dieser Landmarken entlang der Hafenbecken von Bremerhaven verschwunden. Nachdem bereits 2017 mehrere über 40 Jahre alte Peiner-Ladekräne an der Columbuskaje verschrottet worden waren, traf es im Sommer im Fischereihafen vor der Nordfrost-Pier drei alte Einheiten, die seinerzeit der Entladung der Fischdampfer gedient haben. Auch der alte grüne Werftkran von Rickmers Lloyd aus dem Kaiserhafen ging den Weg ins Alteisen, denn dieser landete im dänischen Frederikshavn bei einem Schrotthändler. Einzig bei den drei Werftstandorten sind noch landseitige Hafenkräne sichtbar. Und das Stahlbauunternehmen Strako im Fischereihafen betreibt zwei Peiner-Ladekräne mit einer Hebeleistung von jeweils rund 30 Tonnen für die wasserseitige Verladung von Spundwandbohlen.
Einigen Kränen wird zudem ein zweites Leben als Industriedenkmal geschenkt: Neben dem alten orangefarbenen Grube-Kran am ehemaligen Betonwerk am Neuen Hafen und dem 35,5 Meter hohen Turmdrehkran der 1986 geschlossenen Rickmers Werft an der Geeste sollen nach den Plänen von Investor Dieter Petram auch die vier verbliebenen Werftkräne am Helgen der Schichau Seebeckwerft stehenbleiben. Im Rahmen der Umgestaltung zum "Werftquartier" sollen sie als Zeitzeugen der vergangenen Ära des Schiffbaus in Bremerhaven erhalten bleiben und in das Projekt dort einbezogen werden.