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„Norwegian Sky“ Lloyd-Werft vollendet vor 25 Jahren letzten Vulkan-Bau

Der Rumpf war schon fertig, aber der Vulkan war pleite. Die Lloyd-Werft vollendete den Bau und lieferte vor 25 Jahren die „Norwegian Sky“ ab.
16.08.2024, 05:00 Uhr
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Von Christian Eckardt

Das Kapitel Bremer Vulkan war zwar beendet, aber ein Teil der Geschichte setzte sich bei der Lloyd-Werft in Bremerhaven, die mit zum Vulkan-Verbund gehörte, fort: der Bau von Kreuzfahrtschiffen. 1997 hatte die Norwegian Cruise Line (NCL) die Seestadt-Werft damit beauftragt, die "Costa Olympia" als NCL-Kreuzfahrtschiff „Norwegian Sky“ fertigzubauen. Der bereits schwimmfähige Rumpf existierte bereits – er war noch auf der Vulkan-Werft in Vegesack gefertigt, bevor diese 1996 Insolvenz anmeldete. Auftraggeber für die "Costa Olympia" war ursprünglich die italienische Reederei Costa gewesen, die aber wegen der Turbulenzen beim Vulkan den Auftrag stornierte.

25 Jahre ist es her, als die bis dahin auf Reparatur und Umbau spezialisierte Lloyd-Werft, die vom Konkurs verschont blieb, die fertige „Norwegian Sky“ ablieferte. Das 258 Meter lange Schiff ist nach wie vor für die amerikanische Reederei im Einsatz. Der damalige Auftragswert über 500 Millionen Mark war der bis dahin größte Einzelauftrag für die Lloyd-Werft.

Für NCL war das schneeweiße Kreuzfahrtschiff, das sie am 28. Juli 1999 von der Lloyd-Werft übernahm, damals der erste Neubau nach sechs Jahren. Mit einer Bruttoraumzahl von 77.104 BRZ war die „Norwegian Sky“ das bis dahin größte jemals in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff. NCL und die Lloyd-Werft hatten bereits vorher schon miteinader zu tun gehabt: Von 1979 bis 1980 hatte die Lloyd-Werft im Kaiserdock II der Werft in Bremerhaven den Transatlantikliner „France“ zum Kreuzfahrtschiff „Norway“ umgebaut.

Kreuzliner war zu 35 Prozent fertiggestellt

Die Fertigstellung der ursprünglichen „Costa Olympia“ hatte der Bremer Vulkan eigentlich für Mitte 1997 geplant. Als Schwesterschiff der 1996 beim Vulkan und auf der Lloyd-Werft fertiggestellten „Costa Victoria“ – dieses letzte Vulkan-Schiff wurde 2021 verschrottet – war der Kreuzliner zu etwa 35 Prozent fertiggestellt, als der Bremer Vulkan Insolvenz anmelden musste.

Die Lloyd-Werft Bremerhaven GmbH erwarb im Herbst 1997 das nicht fertige Kreuzfahrtschiff für 46 Millionen Mark aus der Konkursmasse des Vulkan-Verbunds – der Marktwert des Schiff-Rohlings lag bei etwa 250 Millionen Mark. Das notwendige Kapital kam direkt von NCL. „NCL war es wichtig, während der Bauzeit klare Besitzverhältnisse zu haben“, sagt Werner Lüken rückblickend. Lüken war seinerzeit Geschäftsführer der Lloyd-Werft.

Zwei weitere Kabinendecks

Bis zur NCL-Entscheidung hatten einige Beobachter damit gerechnet, dass der Rumpf der „Costa Olympia“ sein Ende unter Schneidbrennern findet. Als Pluspunkt für die Bremerhavener Werft sprachen die Erfahrungen mit dem Bau des Schwesterschiffs. Der Rumpf wurde mit Schleppern am 8. März 1997 von Bremen-Nord nach Bremerhaven überführt. Das nunmehr in „Norwegian Sky“ umbenannte Schiff wurde auf der Lloyd-Werft nach einer umfassenden Neugestaltung nach den Anforderungen von NCL fertiggestellt. Dazu gehörte unter anderem im Vergleich zur „Costa Victoria“ der Anbau von zwei weiteren Kabinendecks, die im neuen Trend der Zeit mit Balkonen ausgestattet wurden. Diese Sektionen wurden im Unterauftrag bei Schichau-Seebeck im Fischereihafen in Bremerhaven gefertigt.

Nach der Ablieferung erfolgte Anfang August im Jahr 1999 mit der 2000 Gäste fassenden „Norwegian Sky“ eine Überführungsfahrt ins englische Dover, wo die offizielle Indienststellung des unter Bahamas-Flagge fahrenden Schiffes erfolgte. Es schlossen sich zunächst ein paar Reiserouten in Europa an, bevor das Schiff nach Kanada und Neuengland und schließlich in die Karibik weiterfuhr.

„Norwegian Sky“ ist immer noch im Einsatz

Im Jahr 2004 wurde die „Norwegian Sky“ für Kreuzfahrten zwischen den Inseln Hawaiis in „Pride of Aloha“ umbenannt. Grund war, dass die „Pride of America“ die für diesen Dienst vorgesehen war, im Januar 2004 durch Wassereinbruch auf der Lloyd-Werft havarierte. Aufgrund einer rechtlichen Ausnahme erhielt somit die „Norwegian Sky“ die US-Flagge und wurde auf die neue Marke NCL America übertragen. Im Jahr 2008 kehrte das Schiff wieder unter dem früheren Namen in die Hauptflotte des Unternehmens zurück.

Nachdem die „Norwegian Sky“ mehrere Jahre lang Kurzkreuzfahrten zu den Bahamas durchführte, startete sie 2024 zu längeren Kreuzfahrten in die Karibik mit Abfahrten von Miami in den USA und der Dominikanischen Republik. Das mittlerweile mehrfach umgebaute Kreuzfahrtschiff wird in diesem Jahr die Herbstsaison in Kanada und Neuengland bereisen, bevor es zu einer Reihe von Routen mit exotischen Zielen aufbricht. So stehen Kreuzfahrten ins Mittelmeer, nach Afrika, in den Indischen Ozean, nach Südostasien und in den Fernen Osten auf dem Programm. Die Reederei setzt das Schiff auch im nächsten Jahr weiter ein.

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