Noch so eine Saison im kommenden Jahr wie in diesem, und es würde ein größeres Reederei-Sterben beginnen. Schon in dieser Kreuzfahrtsaison konnten nicht alle Unternehmen den Totalausfall verkraften. Und in den nächsten Monaten wird das Geschäft ausbleiben, das immer für sichere Einnahmen im Herbst und Winter gesorgt hat: Fahrten in warme Gefilden.
Außerdem können auf die Kreuzfahrtbranche weitere Kosten zukommen: Bis 2030 sollen sich die CO2-Emissionen innerhalb der EU um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Und in diesem Zusammenhang gibt es Überlegungen, dass der Seeverkehr mit in den Emissionshandel einbezogen wird. Schiffe mit mehr als 5000 Bruttoregister-Tonnen sollen ab 2022 für ihre Abgase zahlen. Darunter werden auch viele Kreuzfahrtschiffe sein, denn nur wenige werden bis dahin mit umweltfreundlichen Antrieben unterwegs sein.
Die Kreuzfahrtbranche wird in den nächsten Monaten auf der Einnahmenseite weiterhin ein deutliches Minus im Vergleich zu den Boomjahren machen. Sie muss sich wie viele andere – Veranstalter, Gastronomen und Wirte – darauf einstellen, dass es zunächst nur mit Hygienekonzepten und weniger Gästen weitergeht.
Dass schnell in ausreichender Menge ein Impfstoff gegen Corona auf den Markt kommt, darauf deutet derzeit nichts hin. Inzwischen gibt es gute Hygienekonzepte, die zumindest einen eingeschränkten Geschäftsbetrieb ermöglichen – nicht nur auf Kreuzfahrtschiffen. Das ist auch gut so. Und es ist auch gut, dass viele Veranstalter ihre Konzepte weiterentwickeln, in der Hoffnung, dass die Behörden sie auch akzeptieren.
Es ist allen Betroffenen nur zu wünschen, dass die geringeren Einnahmen wenigstens so ausreichend sind, die Krise zu überstehen. Und auch der Staat steht in der Verantwortung, seine Förderkapazitäten auszubauen. Ansonsten gibt es eine Insolvenz-Welle mit folgenschweren Auswirkungen. Und eines ist klar: Das beste Hygienekonzept nützt nichts, wenn es nicht beachtet wird. Es funktioniert nur, wenn jeder Gast und Besucher mitmacht. Wer das kontrollieren kann? Keiner. Wer es nicht schafft, sich verantwortungsvoll gegenüber der Gesellschaft zu verhalten, sollte einfach seine vier Wände nicht verlassen und darauf warten, dass es einen Impfstoff gibt.