Der Blick auf das nächste Jahr ist eingetrübt: Nachdem 2019 viel Entspannung für den Arbeitsmarkt gebracht hat, dürfte sich in den kommenden zwölf Monaten der Druck erhöhen. „Wir erwarten, dass die Zahl der Arbeitslosen und die Zahl der Beschäftigung stagnieren werden“, sagt Armin Zubrägel, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven.
Einen Aufwärtstrend wird es 2020 also wohl nicht geben – das lässt sich auch schon an den aktuellen Arbeitsmarktdaten ablesen, die Zubrägel am Freitag vorstellte. Demnach gab es im November im Land Bremen wieder mehr Arbeitslose als noch ein Jahr zuvor. Rund 35.200 Menschen waren hier ohne Beschäftigung, das entspricht einer Arbeitslosenquote von 9,8 Prozent.

Obwohl die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zu Vormonat gesunken ist, ist sie höher als letztes Jahr.
Vor allem Menschen aus der Zeitarbeit und mit Helferstellen etwa im Bereich Lager und Logistik hätten es nun schwerer und verlören häufiger ihren Job. „Der Anstieg ist auf wirtschaftliche Ursachen zurückzuführen“, sagt Zubrägel. In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Meldungen gegeben, dass Unternehmen mit Sorge auf die Konjunktur blicken; Stellenstreichungen wurden verkündet.
Ein weiterer Indikator, dass sich die Stimmung eintrübt, ist die Kurzarbeit. Die Zahl der Unternehmen, die sich diesbezüglich von der Arbeitsagentur haben beraten lassen, ist sprunghaft angestiegen. Waren es im September noch sieben Firmen mit 62 Mitarbeitern, stieg die Zahl im Oktober auf 19 Betriebe mit fast 400 Beschäftigten. Es habe sich aber um eine Beratung gehandelt, sagt Zubrägel. Wie viele der Unternehmen tatsächlich ihre Beschäftigten in Kurzarbeit schicken, sei noch nicht klar. So könnten Phasen, in denen es wenige Aufträge gebe, auch dazu genutzt werden, Mitarbeiter zu qualifizieren.
Deutschlandweiter Tiefststand
Denn, das macht er deutlich, Fachkräfte bräuchten sich aktuell keine Sorgen machen. Sie seien noch immer gesucht. Aus Gesprächen mit Unternehmen habe er zudem erfahren, dass der Austausch untereinander sehr gut funktioniere, sagt Zubrägel. Soll heißen: Wenn bekannt wird, dass eine Firma Mitarbeiter entlässt, fragt eine andere an, ob sie nicht Beschäftigte übernehmen könne.
Diese Situation zeige sich ein stückweit auch in der Zahl der offenen Stellen. Aktuell sind 7500 im Bestand der Arbeitsagentur – ein vergleichsweise hoher Wert, der allerdings auch nachgelassen hat. „Es sind weniger Stellen hinzugekommen“, sagt der Agentur-Chef, „gleichzeitig sind weniger Menschen in Arbeit gewechselt.“
Dass im Vergleich zum Oktober die Zahl der Arbeitslosen gesunken ist, führt Zubrägel auf saisonale Effekte zurück. Durch das Weihnachtsgeschäft seien neue Jobs entstanden, etwa im Verkauf. Davon hätten zuletzt vor allem Frauen profitiert.
Anders als in Bremen, ist in Niedersachsen die Zahl der Menschen ohne Arbeit erneut gesunken – und ist nun auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Insgesamt waren 207.789 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 2355 weniger als im Oktober und 4652 weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Punkte auf 4,8 Prozent und liegt damit genau im Bundesdurchschnitt. Auch deutschlandweit ist das der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung.
Freie Arbeitsplätze werden immer weniger
Doch auch hier gibt es Vorboten dafür, dass sich die Flaute demnächst deutlicher in den Zahlen niederschlagen könnte: Niedersachsens Betriebe meldeten ebenfalls insbesondere in der Zeitarbeit, im verarbeitenden Gewerbe und in der Logistikbranche immer weniger freie Arbeitsplätze, teilte die Arbeitsagentur mit. Insgesamt wurden 69.944 freie Stellen gemeldet, 11,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Dynamik am Arbeitsmarkt lasse langsam nach, sagte die Chefin der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen, Bärbel Höltzen-Schoh.
Angesichts solcher Daten hält Bundesarbeitsminister Hubertus Heil Maßnahmen zur Arbeitsplatzsicherung bereit. „Wir dürfen uns nicht ausruhen auf der guten Lage am Arbeitsmarkt“, sagte der SPD-Politiker am Freitag in der Etatdebatte im Bundestag. „Wenn die Lage in einzelnen Branchen und Regionen sich zuspitzen sollte, haben wir die Rücklagen bei der Bundesagentur für Arbeit und die passenden Instrumente parat, um dafür zu sorgen, Brücken am Arbeitsmarkt zu bauen.“ Heil verwies etwa auf gute Erfahrungen mit Regelungen zum Kurzarbeitergeld, die in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 Jobs gesichert hätten.