Telematik-Tarife richten sich vor allem an junge Fahrer. Statt der einheitlichen Tarifgestaltung für alle kann der Kunde anhand seines Fahrstils selbst seine Prämie beeinflussen. Beurteilt wird von den Anbietern Geschwindigkeit und Beschleunigung, Bremsverhalten und Kurvenmanöver. Noch ist das ein Nischenmarkt angesichts von über 64 Millionen Haftpflichtpolicen. Gerade einmal 200 000 bis 230 000 Telematik-Tarife dürfte es nach Schätzung von Branchenkennern inzwischen geben. Diese Tarife bieten vor allem jungen Fahrern, die Möglichkeit ihr Fahrverhalten zu kontrollieren und durch finanziellen Anreiz zu verbessern.
Neu auf dem Markt ist HDI mit DiamondDrive. Bis zu 30 Prozent der Prämie lassen sich – eine entsprechende Fahrweise vorausgesetzt – im Vergleich zum klassischen Tarif sparen. „Für junge Leute sind Telematik-Lösungen ideal, um die Kosten für die Kfz-Versicherung spürbar zu senken, sagt Dirk Höring, Leiter Produktmanagement Privat der HDI Versicherung. „Durch das Feedback zum Fahrverhalten und konkrete Tipps zur Verbesserung des Fahrstils möchten wir gleichzeitig die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen.“
Denn 18- bis 24-jährige Verkehrsteilnehmer haben immer noch das mit Abstand höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr. Im Jahr 2017 verunglückten in Deutschland insgesamt 62 966 junge Männer und Frauen dieser Altersgruppe im Straßenverkehr. Tödlich endete das für 394 junge Erwachsene.
App oder Telematik-Box
Die meisten Anbieter setzen auf eine App, die auf dem Smartphone des Fahrers installiert wird. Nur die VHV Allgemeine verwendet eine Telematik-Box ein, die aber auch den Vorteil hat, dass sie bei einem Unfall Alarm gibt und die Standortdaten an Helfer übermittelt. Die Versicherung sieht darin auch eine Beruhigung für die Eltern von jungen Fahrern. Die VHV verweist aber noch auf einen weiteren Vorteil ihrer Technik: Wird der Wagen gestohlen, meldet die Box einen Alarm auf das Handy und die Position des Wagens kann bestimmt werden.
Die Versicherer bewerten das Fahrverhalten individuell und ermitteln daraus einen sogenannten Score. So wird bei der Axa bei jeder Fahrt aus den vier Kriterien Bremsen, Beschleunigung, Kurvenverhalten und Geschwindigkeit der Score ermittelt, der zwischen 0 und 100 liegt. Je besser die Fahrweise, desto höher liegt der Score. Er führt am Ende zum Beitragsnachlass von bis zu 15 Prozent. Dazu muss bei der Axa der Score zwischen 80 und 100 Punkten liegen.
Zwischen 0 und 69 Punkten reduziert sich der Bonus auf fünf Prozent. Zehn Prozent Rabatt gibt es für einen Score von 70 bis 79 Punkten. Wie die einzelnen Fahr-Parameter gewichtet werden, bleibt den Anbietern überlassen. Bei der Allianz geht das Einhalten der Geschwindigkeitsbeschränkungen mit zehn Prozent in die Fahrtwertung ein. Weitere Messkriterien sind Bremsvorgänge mit einem Anteil von 30 Prozent bei der Fahrwertung, Beschleunigungsvorgänge (20 Prozent), das Kurvenfahrverhalten (20 Prozent) sowie der Wochentag, Tageszeit und die Straßenart mit 20 Prozent. Bei der Straßenart geht es darum, ob der Fahrer auf der Landstraße oder einer Autobahn unterwegs ist.
Die höchsten Einsparungen bei angemessener Fahrweise versprechen AachenMünchener, Allianz, Cosmos Direkt, HDI und VHV mit bis zu 30 Prozent. Bei der Signal Iduna ist es ein absoluter Betrag von bis zu 110 Euro im Jahr, der aber nur in Form von Gutscheinen gewährt wird. Die Allianz und Cosmos Direkt geben zusätzlich einen Startbonus von zehn Prozent im ersten Jahr.
Fahrstil bei Abschluss nicht bekannt
Unterschiedlich sind die Modelle, wann die Nutzer von den Telematik-Tarifen profitieren, denn der Fahrstil ist bei Abschluss nicht bekannt. Bei der Allianz bekommt der Fahrer am Ende des Jahres eine Rückzahlung. Mindestens 600 Kilometer müssen innerhalb von zwölf Wochen bei 40 Einzelfahrten bei der Axa zurückgelegt werden. Sobald der Kunde den Scorewert an die Versicherung übermittelt hat, erhält er den Nachlass auf die Kfz-Haftpflicht- und Kaskoversicherung, der dem erreichten Scorewert entspricht.
Maximal sind das 15 Prozent. „Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass Kunden, die HDI DiamondDrive abschließen und die App nutzen, vom Grundsatz her schon eine höhere Bereitschaft zu einer sicheren und vorausschauenden Fahrweise haben“, sagt ein Sprecher der Versicherung. Daher erhalten Kunden direkt bei Abschluss bereits eine Vorabprämie in Höhe von fünf Prozent auf den zu zahlenden Kraftfahrtversicherungsbeitrag.
Es gibt gute Gründe dafür, dass die Versicherer die Tarife zunächst vor allem für junge Fahrer anbieten. Denn für sie sind aufgrund hoher Unfallschäden in der Altersgruppe auch die Versicherungsprämien deutlich höher als bei älteren Fahrern. Zum Teil richten sich die Tarife bisher auch nur an Fahrer, die nicht älter als 30 Jahre sind.