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Bremen Niels Stolberg und der Mann im Hintergrund

Bremen. Er ist der Mann im Hintergrund gewesen, ein Ratgeber mit allen Vollmachten, vergleichbar mit dem Consigliere im Mafia-Klassiker „Der Pate“, und um einen Krimi geht es in diesem Fall schließlich auch. Nicht Niels Stolberg war es, der den Vertrag mit dem US-Hedgefonds Oaktree ausgehandelt hat, um Anteile seiner Reederei Beluga zu verkaufen, sondern dieser Mann, Stolbergs Steuerberater.
13.10.2016, 00:00 Uhr
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Niels Stolberg und der Mann im Hintergrund
Von Jürgen Hinrichs

Bremen. Er ist der Mann im Hintergrund gewesen, ein Ratgeber mit allen Vollmachten, vergleichbar mit dem Consigliere im Mafia-Klassiker „Der Pate“, und um einen Krimi geht es in diesem Fall schließlich auch. Nicht Niels Stolberg war es, der den Vertrag mit dem US-Hedgefonds Oaktree ausgehandelt hat, um Anteile seiner Reederei Beluga zu verkaufen, sondern dieser Mann, Stolbergs Steuerberater.

Deutlich wurde das einmal mehr am Mittwoch beim Prozess gegen den Ex-Reeder, der mit drei weiteren ehemaligen Beluga-Verantwortlichen wegen Betrugs und Untreue angeklagt ist. „Das Wort des Steuerberaters galt, es ist durchaus denkbar, dass Stolberg ihm freie Hand ließ“, sagte ein Vertreter der Wirtschaftskanzlei Freshfields, der als Zeuge geladen war und den ganzen Tag Rede und Antwort stand.

Freshfields hatte in Auftrag von Oaktree verhandelt, bis es vor ziemlich genau sechs Jahren mit Beluga zu einem Abschluss kam. „Ich mache jeden Tag so etwas, aber selbst für mich war das eine sehr komplizierte Materie“, erklärte der Zeuge, ein 54-jähriger Rechtsanwalt aus Hamburg. Allein die Beurkundung der Verträge habe sich über drei Tage hingezogen. Sein Unternehmen sei unter anderem für die steuerlichen Fragen und die Art der Finanzierung zuständig gewesen. „Ungewöhnlich war, dass Oaktree sich mit einer Minderheit beteiligen wollte, solche Firmen wollen normalerweise immer die totale Kontrolle.“

37,5 Prozent der Anteile für 9,5 Millionen Euro, das war der Handel, so hatte sich Stolberg einen Investor ins Boot geholt, der ihm in seinem notleidenden Unternehmen mit Darlehen helfen sollte und dies auch tat. Doch wann genau gingen die Anteile an Oaktree über? Darum ging es an diesem Tag vor Gericht. Waren die Amerikaner bereits Eigentümer, als eine Transaktion vollzogen wurde, die für die Staatsanwaltschaft den Tatbestand der Untreue erfüllt?

Von den einzelnen Schiffsgesellschaften der Reederei war Eigenkapital abgezogen worden, in der Annahme, das dort genug vorhanden war. Das Geld floss direkt in die privaten Taschen von Stolberg. Oaktree hatte das gewusst und gebilligt, es war Teil einer komplexen Finanzkonstruktion. Die Idee dazu kam – von Stolbergs Steuerberater, wie der Zeuge aussagte.

Später kam heraus, dass es mit dem Eigenkapital doch nicht so gut nicht bestellt war. Stolberg hat es, wie er selbst sagt, „kreativ dargestellt“. Er hat Tricks angewandt und mit fingierten Geldflüssen etwas vorgegaukelt. Die Amerikaner fielen darauf herein, doch Untreue, wie die Staatsanwaltschaft meint, kann das nur sein, wenn Oaktree zum Zeitpunkt der Transaktion im Zusammenhang mit den Schiffsgesellschaften bereits Teilhaber war.

Aufklären ließ sich das vor Gericht nicht. Möglicherweise waren wenige Stunden entscheidend, als am 31. Oktober 2010 während eines ganzen Tages das Finanzierungspaket zusammengeschnürt wurde. Ein Konvolut an Formalitäten, das zu erledigen war. Doch was kam zuerst dran und was danach? Ratlosigkeit.

Es gibt einen, den man auch zu diesem Punkt befragen könnte: Stolbergs Steuerberater. Doch er will nicht und hat dem Gericht, das ihn gerne vorgeladen hätte, mit dem Hinweis auf seine berufliche Schweigepflicht einen Korb gegeben.

Fortgesetzt wird der Prozess am kommenden Dienstag um 9.30 Uhr.

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