Rund 1500 Mitarbeiter der Unternehmensberatung Ernst & Young in Düsseldorf und Essen sind Ende vergangener Woche nach Hause geschickt worden. Der Grund: Einer ihrer Kollegen hatte sich mit dem Coronavirus infiziert. Noch mehr, nämlich 1600 Mitarbeiter, sind beim Maschinenhersteller DMG Mori in Pfronten betroffen, teilte das Unternehmen am Sonntag mit. Auch hier legt die Erkrankung eines Mitarbeiters das komplette Unternehmen lahm. Meist haben die Firmen mit Notfallplänen vorgesorgt – auch in Bremen.
Vorbereitungen haben viele Firmen schon vor dem Bekanntwerden des ersten Coronafalls in Bremen getroffen. Das Mercedes-Werk, mit 12.500 Beschäftigten Bremens größter privater Arbeitgeber, beobachtet nach eigenen Angaben die Lage sehr genau und passt gegebenenfalls seine Maßnahmen an. Was genau das im Einzelfall bedeutet, ließ das Unternehmen offen. Bislang laufe in der Fertigung in Sebaldsbrück alles nach Plan.
Ähnlich hält es der Lebensmittelkonzern Mondelez, dessen Deutschlandzentrale ihren Sitz in der Bremer Überseestadt hat. Auch hier habe man die Situation im Blick, um im Ernstfall schnell reagieren zu können, teilte eine Sprecherin mit. Eine Maßnahme sei bereits getroffen worden: Dienstreisen für Mitarbeiter in und aus den betroffenen Gebieten wurden eingeschränkt, um die Beschäftigten keiner unnötigen Gefahr auszusetzen.
Diesen Weg geht auch OHB: Das Raumfahrtunternehmen hat neben der Zentrale im Bremer Technologiepark mehrere Tochterfirmen, unter anderem in Schweden und Italien. Man habe der Belegschaft empfohlen, Dienstreisen generell zu vermeiden, sagt OHB-Sprecher Günther Hörbst. Wenn möglich, sollen Beschäftigte stattdessen auf Telefon- oder Videokonferenzen umsteigen. Auch bei Großveranstaltungen wie Messen solle geprüft werden, ob die Teilnahme nötig sei. Reisen in Gebiete, in denen schon etliche Corona-Fälle bekannt wurden, werden laut Hörbst vorerst nicht genehmigt. „Wir appellieren zudem an unsere Mitarbeiter, auf die entsprechenden Symptome zu achten“, sagt der OHB-Sprecher. Außerdem sei man darauf vorbereitet, Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten zu lassen.
Arbeit im Homeoffice
Das Gleiche gilt für die IT-Firma Team Neusta. Die Unternehmensgruppe mit mehr als 1000 Mitarbeitern richtet sich darauf ein, dass künftig mehrere Beschäftige aus dem Homeoffice heraus arbeiten. Daher habe man die technischen Kapazitäten erhöht, um mehr Mitarbeitern als sonst den Zugriff von außen auf das IT-System zu ermöglichen, teilt eine Sprecherin mit.
Die Unternehmen sorgen sich aber nicht nur um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Sie fragen sich auch, was passiert, wenn der Betrieb nicht aufrechterhalten werden kann, etwa wie sie weiterhin Löhne zahlen können. Bei der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven häufen sich Anfragen für ein derartiges Szenario. „Wenn es so weit kommt, kann Kurzarbeitergeld in Anspruch genommen werden“, sagt Agenturchef Joachim Ossmann. Er rät, bei der Kontaktaufnahme mit der Arbeitsagentur die digitalen Angebote zu nutzen. „Es gibt viele Möglichkeiten, seine Angelegenheiten zu regeln, ohne persönlich zu erscheinen.“ Dazu zählten auch zwei Telefon-Hotlines.