- Darf jeder auf seinem Balkon eine kleine Solaranlage installieren?
- Was muss man beachten, wenn man so eine Anlage installiert?
- Muss man eine Balkon-Solaranlage anmelden?
- Wer verkauft und installiert solche Anlagen?
Söndra Brand hat den Beweis erbracht: Platz für Solarenergie ist auf dem kleinsten Balkon. Gerade mal zwei Meter ist ihrer lang, weniger als ein Meter breit. Wenn zwei Menschen darauf sitzen und auf die Feldstraße im Viertel schauen, ist er voll. Aber es reicht für ein Solarpanel am Geländer. Die ist 1,70 mal ein Meter groß, gut drei Zentimeter dick und produziert theoretisch bis zu 300 Watt Leistung.
Ein kleiner Wechselrichter auf der Rückseite macht aus dem Gleichstrom des Solarmoduls den notwendigen Wechselstrom, der per Steckdose mit 240 Volt ins Stromnetz fließt. "Die Idee ist, dass die Anlage nur soviel Strom liefert, dass ich den direkt selber verbrauchen kann", sagt Brand.
Wenn das gut funktioniert, senkt das eigene Solarmodul die Stromrechnung entsprechend und macht sich nach acht bis zehn Jahren bezahlt. "Ich mache das aber nicht allein, um Geld zu sparen", sagt Brand. Sie sieht das auch als persönlichen Beitrag zur Energiewende, den eigentlich jeder mit Balkon leisten könne. "Die Anlage ist gut sichtbar und hat schon ein paar Nachbarn inspiriert", sagt Brand.
Darf jeder auf seinem Balkon eine kleine Solaranlage installieren?
Theoretisch ja. Aber es gibt praktische Hindernisse. Vermieter – oder bei Eigentumswohnungen die Eigentümergemeinschaft – könnten zum Beispiel dagegen sein. Sie können die Anlagen aber auch nicht völlig willkürlich ohne sachliche Gründe verhindern. Das Amtsgericht Stuttgart hat im vorigen Jahr die Klage eines Vermieters abgewiesen, der seinen Mieter zwingen wollte, eine schon installierte Anlage wieder abzubauen. Das Gericht wertete das Aufstellen einer Solaranlage auf dem Balkon als einen ordnungsgemäßen Gebrauch der Mietsache. Das mit der Anlage angestrebte Ziel des Umweltschutzes sei außerdem als Staatsziel im Grundgesetz festgelegt. Andererseits dürfen Vermieter und Mit-Eigentümer verlangen, dass die Anlage fachgerecht installiert wird und der Betreiber für mögliche Schäden haftet.
Was muss man beachten, wenn man so eine Anlage installiert?
Die Gewoba als Bremen größter Vermieter berichtet bislang von weniger als zehn Anfragen, die aus ihren über 40.000 Mietobjekten dazu eingegangen sind. "Das Thema ist noch ganz am Anfang. Wir unterstützen das grundsätzlich, verlangen aber den Einbau oder zumindest Kontrolle durch einen Fachbetrieb, sodass alle Sicherheitsnormen eingehalten werden", erklärt Sprecherin Christine Dose. Das bedeute neben einer stand- und sturmsicheren Befestigung auch den Anschluss über eine eigens einzubauende sogenannte Wielandsteckdose, wie sie der örtliche Netzbetreiber vorschreibt.
Doch es gibt dazu unterschiedliche Auffassungen: Wesernetz hält den Betrieb über eine normale Haushaltssteckdose mit Verweis auf eine VDE-Norm für nicht zulässig. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) vergibt Sicherheitszertifizierungen für solche Balkon-Anlagen und legt die gleiche VDE-Norm dahingehend aus, dass auch haushaltsübliche Stecker erlaubt sind, so lange die Produkte ihr Siegel tragen. Christian Gutsche vom Verein Bremer Solidarstrom, der solche Anlagen für den Eigenbau vertreibt, sieht es als promovierter Physiker technisch ähnlich wie die DGS. "Jeder Wasserkocher, jeder Haartrockner hat mehr Leistung als die Balkon-Solaranlage und braucht auch keinen Extra-Stecker."
Muss man eine Balkon-Solaranlage anmelden?
So lange sie durch ihre Bauart weniger als 600 Watt Leistung erbringt, ist sie genehmigungsfrei, muss aber beim örtlichen Netzbetreiber als Anlage zur Stromerzeugung angemeldet werden. Auch ein Eintrag im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur ist vorgeschrieben. Beides ist mit einigen Formularen zu erledigen. Sinnvoll ist auch die Rücksprache mit einem Versicherer, ob beispielsweise mögliche Schäden schon durch die Privathaftpflicht und die Wohngebäudeversicherung abgedeckt sind oder vorhandene Versicherungen entsprechend erweitert werden können. "Wir verlangen in jedem Fall den Nachweis einer Haftpflichtversicherung", betont Gewoba-Sprecherin Dose.
Wer verkauft und installiert solche Anlagen?
Es gibt kaum örtliche Betriebe, die sich darauf spezialisiert haben. Vielfach werden die Anlagen online gekauft und dann ein Elektriker engagiert, der die Installation übernimmt. Ein anderes Konzept verfolgt der Verein Bremer Solidarstrom. Er vertreibt komplette Anlagen, aber die Kundinnen und Kunden packen selbst mit an. Nur die Elektroarbeiten müsse ein Profi übernehmen. „Wir planen die Solaranlage, bestellen alles und leiten die Leute dann beim Aufbau an“, erklärt Gutsche. Der Gesamtpreis für eine Anlage mit Solarmodul und Wechselrichter schwankt je nach Anbieter zwischen 500 und 1000 Euro plus Kosten für den Anschluss. Ein anderes Hindernis sind aktuell Lieferengpässe der Solarmodule aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage.