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Grundschule Alt-Aumund 111 Jahre voller Veränderungen

Schon vor 1721 muss es in Aumund eine Schule gegeben haben. Trotzdem ist jetzt der 111. Geburtstag der Grundschule am jetzigen Standort gefeiert worden. Ein Gespräch mit Schulleiterin Heike Ahrens.
08.06.2018, 18:00 Uhr
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111 Jahre voller Veränderungen
Von Edith Labuhn

Vegesack. 111 Jahre – das ist ja eigentlich kein richtiges Jubiläum. „Aber die Zahl ist so hübsch, und da dachten wir uns, das feiern wir jetzt mal.“ Heike Ahrens, Schulleiterin der Grundschule Alt-Aumund, erklärt: „Zwar haben wir auch schon die 100 Jahre ausgiebig gefeiert, aber solche Feste dienen ja dazu, dass man sich rückversichert, was war. Und dass man gleichzeitig nach vorne schauen kann.“

Was war, lässt sich nachlesen: Die älteste vorliegende Chronik der „Schule Aumund“ beginnt mit dem Jahr 1873, und sie erzählt sogar aus noch früheren Zeiten.

So muss es bereits vor 1721 eine Schule in Aumund gegeben haben, denn aus diesem Jahr gibt es ein Dokument, in dem die Kirche in Lesum die ihr zugeordneten Aumunder auffordert, ihr Schulgeld zu bezahlen. Einen offiziellen „Contract“ über die Einrichtung einer Schule für die Dörfer Aumund und Fähr-Lobbendorf gab es allerdings erst 1753. Verwahrt werden diese Dokumente im Landesarchiv in Stade, da Aumund damals noch zu Preußen gehörte.

Wer jetzt nachrechnet, könnte ins Stutzen kommen. Wären dann nicht 265 Jahre Schule Aumund zu begehen? Oder gar 297? Ja, einerseits richtig. Doch gefeiert wird weniger die örtliche Schulgeschichte als vielmehr das Bestehen des jetzigen Schulstandorts. Und den gibt es nach wechselvollen Jahren eben erst seit 1907.

„Zuvor hatte man an der Borcherdingstraße – früher hieß die noch Bergstraße, weil es da so richtig den Berg hoch ging – ein Schulhaus neben das andere gebaut“, erzählt Heike Ahrens. „Immer wenn eins zu eng wurde, baute man das nächste ein Stück weiter. Aber dann – so um 1900 war das – kamen mit der Entwicklung der Werftindustrie immer mehr Leute“ in das Vegesacker Umland, und das kleinteilige Prinzip wurde aufgegeben.

Auf einem großen Stück Land am Ritterkamp errichtete die Baufirma Theodor Neutigs das heute noch bestehende Schulgebäude. Eingeweiht wurde es an einem Aprilsonntag 1907, „mit kirchlichem Segen, wie das damals noch üblich war.“ Acht Klassen passten hinein – und doch wieder zu wenig, wie sich 1910 herausstellte, „als schon wieder Kinder für elf Klassen da waren. Da mussten drei ins alte Schulhaus umziehen“, bis 1912 die Schule in Fähr fertig wurde – die heutige Grundschule Fährer Flur.

Als Ende der 60er Jahre die geburtenstarken Jahrgänge an die Schulen drängten, wurde es erneut zu eng in Aumund. Ein großzügiger Anbau wurde notwendig, der 1972 fertiggestellt wurde – „sozusagen das sechste Schulhaus, mit Aula und größeren Klassenzimmern.“ Insgesamt bot sich hier nun Platz für zwölf Klassen, was einer dreizügigen Grundschule entspricht. Deren Nutzung veränderte sich mit den Jahren, weil sinkende Schülerzahlen einerseits zu einer Zweizügigkeit führten, mit entsprechend geringerem Raumbedarf. Andererseits stieg die Nachfrage von Nachmittagsangeboten, wofür wiederum mehr Räume benötigt werden.

Der Trend hielt so lange, bis steigende Schülerzahlen auch in Aumund wieder drei erste Klassen füllten. Mittlerweile ist hier nur noch der vierte Jahrgang zweizügig, es sind also insgesamt elf Klassen, 270 Schüler und Schülerinnen. Zudem wurden in jüngster Zeit auch zwei Sprachklassen eingerichtet, die junge Zugewanderte auf das reguläre Schulsystem vorbereiten. „Zudem sind wir seit 2012 offene Ganztagsschule. Und wenn Kinder länger in der Schule sind, muss man gute differenzierte Angebote machen, für die man nicht nur Ideen und Personal haben muss, sondern auch Raum.“

Zum Beispiel eine Lern-Küche, eine große Bibliothek, Computerraum und Experimentier-Labor. Ein richtiger Speisesaal hingegen konnte bis heute nicht geschaffen werden, das Mittagessen wird seit Jahren in vier Schichten eingenommen. Das wäre nun kein Anlass zum Feiern, doch der eingangs erwähnte Blick in die Zukunft schon: Als letztlich alles Improvisationstalent keine Lösungen mehr hergab, reiften die Planungen für eine erneute Erweiterung, der Schulbehörde gegenüber gut begründet. „Denn ob es eine offene oder gebundene Ganztagsschule ist, ist eben ein himmelweiter Unterschied. Und wir haben seit diesem Schuljahr die gebundene Form.“ Dem soll auch baulich Rechnung getragen werden.

Unlängst haben Umbauarbeiten begonnen, die zwei neue Klassenzimmer schaffen. Für den darüber hinaus erforderlichen Anbau, der sich Richtung Ritterkamp erstrecken soll, stehen Klassenzimmer mit Differenzierungsräumen und eine vernünftige Mensa auf dem Wunschzettel, am besten mit einer angeschlossenen Küche. Frisch gekochtes Essen schmeckt doch besser, „und es wäre damit auch möglich, besser auf die Vorlieben der Kinder einzugehen oder sogar Schul- oder Klassenprojekte per Speiseplan zu begleiten".

Mit Blick aufs Schulprofil ist da einiges vorstellbar. Da ist zum einen der seit Jahren etablierte Sportschwerpunkt in Kooperation mit vielen Vereinen. Im Bereich Naturwissenschaften sorgt die seit 2003 ununterbrochene Teilnahme am Wettbewerb „Jugend forscht“ unter anderem dafür, dass schon die Kleinen die Schritte wissenschaftlichen Arbeitens erfassen – und zwar mit Erfolg, wie regelmäßige Qualifikation im Regionalwettbewerb für den Landeswettbewerb belegen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im musischen Bereich, was sich etwa durch Zusammenarbeit mit der Musikschule Bremen in einem Schulorchester niederschlägt, und durch Instrumentalunterricht, ausgeprägte Chorarbeit, Tanz-AG und Theaterspiel komplettiert wird. Der künstlerische Ansatz wird außerdem durch eine Kooperation mit dem Overbeck-Museum gefördert.

Die Projektwoche vor dem Abschlussfest am Freitag stand unter dem Motto „Bauen und Verschönern“, was die Schule als Thema auch noch einige Zeit begleiten wird. Zumindest optisch gab es zum Festakt schon eine Verbesserung. Schulsozialarbeiterin Salma Mansouri hat mit den Kindern ihrer AG „Vielsprachigkeit“ während der Projektwoche nämlich herausgefunden, dass an der Schule 25 verschiedene Sprachen vertreten sind, darunter Türkisch, Kurdisch, Polnisch, Russisch, Arabisch, und in Einzelfällen sogar Chinesisch, Griechisch und Hindi. Ein Reichtum, der fortan für allen Ankommenden per 25-sprachigem Schriftzug „Herzlich willkommen“ an den Wänden des Eingangs sichtbar wird.

Info

Zur Sache

Die Schulleiterin

Heike Ahrens ist seit 2008 Schulleiterin an der Grundschule Alt-Aumund. Zuvor war sie bereits neun Jahre lang die Stellvertretung. Nach ihrem Lehramtsstudium in Göttingen, mit den Fachrichtungen Musik und Naturwissenschaften, kam sie schon zum Referendariat nach Bremen-Nord, zunächst an die Grundschule am Pürschweg. Nach einigen Erziehungsjahren nahm sie ihre Arbeit dann in Aumund wieder auf. Und noch ist kein Ende in Sicht: „Ich bin jetzt 67 Jahre, also schon in der der Verlängerung. Manche verstehen das nicht. Aber wenn man gerne arbeitet und einige Projekte noch begleiten möchte? Es ist halt ein spannender Beruf und diese Schule ist auch sehr schön.“

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