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Investor stellt ersten Komplex fertig 4000 Quadratmeter der Vulkan-Zentrale in Vegesack fertig umgebaut

Im Oktober hat die Bührmann-Gruppe den Kaufvertrag unterschrieben, im November und Dezember geplant und dann damit begonnen, die ehemaligen Konzern-Zentrale des Vulkan von oben bis unten zu entkernen.
02.04.2016, 00:00 Uhr
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4000 Quadratmeter der Vulkan-Zentrale in Vegesack fertig umgebaut
Von Christian Weth

Im Oktober hat die Bührmann-Gruppe den Kaufvertrag unterschrieben, im November und Dezember geplant und dann damit begonnen, die ehemaligen Konzern-Zentrale des Vulkan von oben bis unten zu entkernen.

Dieter Kröger ist aus der Puste. Treppauf, treppab. So ging es fast den ganzen Morgen für ihn. Und geht es noch. Der Mann von der Bührmann-Gruppe zeigt den Medien, wie der Umbau der früheren Zentrale des Bremer Vulkan zur größten Bremer Flüchtlingsunterkunft voranschreitet. Aber vor allem will er an diesem Freitag zeigen, dass der erste Gebäudeflügel fertig ist: die Notunterkunft für bis zu 450 Menschen. Und das fristgerecht. Kröger strahlt. Nächste Woche soll der Komplex an die Sozialbehörde und die Arbeiterwohlfahrt als Träger übergeben werden.

Kröger geht voran. Vorbei an Handwerkern, die noch die letzten Linoleumbahnen verlegen. Vorbei an Männern, die Spinte aufstellen und Bettgestelle zusammenschrauben. Die Bettwäsche liegt verpackt bereits obenauf. Sie hat Blümchenmuster. Das Hemd von Kröger ist dagegen blütenweiß. Er hat sich fein gemacht. Nachher soll gefeiert werden. „Baustellenparty statt Richtfest“, sagt der Vertreter der Investorengruppe. Die ersten Gäste sind schon da. Viele von ihnen tragen Blaumänner.

4000 Quadratmeter hergerichtet

Später, bei der Feier, wird er ihnen sagen, was für eine Leistung sie vollbracht haben. Mehr als 4000 Quadratmeter haben sie hergerichtet – in einer Zeit, die Kröger mehr als bloß sportlich nennt: Im Oktober hat die Bührmann-Gruppe den Kaufvertrag unterschrieben, im November und Dezember geplant und dann damit begonnen, die ehemaligen Konzern-Zentrale des Vulkan von oben bis unten zu entkernen. Macht nach Krögers Rechnung eine reine Bauzeit von gerade mal drei Monaten.

Der Mann ist jetzt im vierten Obergeschoss des fertigen Flügels angekommen. Kröger nennt ihn Flügel A. Früher sagt er, waren dort die Büros der Vulkan-Chefs. Jetzt sind auf allen Etagen Sanitäranlagen in der Mitte und Zimmer für Flüchtlinge drumherum. Die Wände sind weiß, die Spinte und Bettgestelle grau, der Boden hat einen Gelbton. Kröger bezeichnet die Räume als Notunterkünfte, weil die Wände nicht ganz bis zur Decke gehen. Im Flügel B, wo später ein Übergangswohnheim entstehen soll, werden sie mit der Decke abschließen. Die größten Wohnräume haben knapp 40, die kleinsten fast 20 Quadratmeter. Bis zu 750 Flüchtlinge können in der ehemaligen Werft-Zentrale untergebracht werden.

Im Herbst soll es so weit sein, wenn der Bau komplett umgestaltet ist. Wenn die Handwerker die restlichen 11.400 Quadratmeter des früheren Verwaltungssitzes hergerichtet haben. Wenn im Flügel B nicht nur das Wohnheim, sondern auch die Etagen für die sogenannte Erstaufnahme eingerichtet sind, wo Flüchtlinge medizinisch untersucht und behördlich registriert werden sollen. Und wenn im Flügel C die Büros bezogen sind: von Mitarbeitern des Bundesamtes für Migration, des Jobcenters, der Sozialbehörde und der eigentlichen Zentralen Aufnahmestelle für Flüchtlinge. Letztere werden nach Krögers Plänen in den unteren beiden Etagen sitzen, erstere in den drei oberen.

Einen genauen Termin nennt die Sozialbehörde nicht, aber Kröger. Er sagt, dass die Arbeiten am 1. September abgeschlossen sein sollen. „Immer vorausgesetzt: Es läuft alles glatt.“ Bisher, meint er, ist es das. Oder zumindest fast immer. Einige Überraschungen hat es auf der Baustelle gegeben. Zum Beispiel beim Brandschutz – „der Löschwasserzufluss musste komplett neu gemacht werden.“ Zum Beispiel bei der Sicherheit – „alle alten Geländer in den Treppenhäuser werden ausgetauscht, weil sie nicht mehr der Norm entsprechen.“ Zum Beispiel beim Entsorgen schädlichen Baumaterials – „wir haben mehr künstliche Mineralfasern und Asbest gefunden, als die Gutachter zuvor festgestellt hatten.“ Kröger spricht von 83 Tonnen, die allein aus dem Gebäudeflügel A herausgeholt wurden. In den anderen Flügeln sind Fachfirmen noch dabei, giftige Dämmstoffe zu entfernen. Kröger schätzt, dass mittlerweile 60 bis 70 Prozent des 70er-Jahre-Baus schadstofffrei sind.

Überraschungen gehen ins Geld

Die Überraschungen sind ins Geld gegangen. Der Mann von der Investorengesellschaft sagt es nicht auf den Cent genau, aber: „Mittlerweile sind wir an 20 Millionen Euro herangekommen.“ So viel hat nach seiner Kalkulation die Bührmann-Gruppe inzwischen in Umbau und Kauf des Gebäudes investiert. Einen Teil des Geldes wird sie von der Stadt und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die das Bundesamt für Migration vertritt, wiederbekommen. Beide sind die Mieter des Gebäudes. Wie viel allein Bremen zahlt, sagt Kröger nur so ungefähr: „Die jährliche Summe ist siebenstellig.“ Der Vertrag läuft zunächst über zehn Jahre.

Vage bleibt er auch, was aus dem Gebäude wird, wenn es nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft gebraucht wird. Kröger geht davon aus, dass das Bundesamt für Migration bleiben wird. Alles andere, sagt er, wird sich finden. Fest steht bisher nur, dass der Bau später als Büro-, Gewerbe- und Wohnkomplex genutzt werden kann. Aber das ist für Kröger jetzt nicht wichtig. Der Mann schaut auf die Uhr. Die Gäste warten.

Sozialsenatorin Anja Stahmann ist nicht unter ihnen. Sie hat sich entschuldigen lassen. Aber nächsten Freitag, sagt Kröger, muss sie kommen: „Dann ist Übergabe.“

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