Wohnen am Wasser gilt als attraktiv, Wohnen auf dem Wasser ist ebenfalls im Kommen – aber nicht in Bremen. Die Baubehörde sieht kaum Möglichkeiten, in Hafenbereichen und auf den Gewässern Liegeplätze für schwimmende Häuser zu schaffen.
Anders als etwa in Hamburg sprechen in Bremen aus Sicht des Senatsressorts verschiedene praktische Gründe gegen sogenannte Floating homes auf dem Wasser. Das geht aus einem Papier hervor, mit dem sich der Senat in der kommenden Woche befassen wird. 2011/12 hatten sich Politik und Verwaltung dem Thema noch mit einer Portion Zuversicht genähert.
Dass es nun erneut auf den Tisch kommt, ist einer parlamentarischen Anfrage der SPD-Bürgerschaftsfraktion geschuldet. Die Sozialdemokraten wollten wissen, ob inzwischen Investoren auf der Matte stehen oder zumindest maritime Musterhäuser ausgestellt werden könnten, vorzugsweise im Europahafen. Ganz konkret war 2011 eine etwa 400 Meter lange Wasserzone auf Höhe des Schuppens 3 als geeignet eingestuft worden.
Bereich des Schuppens 3 soll dicht bebaut werden
Doch gerade über dieses mögliche Versuchsfeld für Floating homes ist die Zeit hinweggegangen. Der Bereich des Schuppens 3 soll dicht bebaut werden. Der Bremer Investor Ingo Damaschke plant dort rund 450 Wohnungen. Seinen Käufern und Mietern will die Stadt jetzt offenbar keine schwimmenden Häuser vor die Nase setzen. Damaschkes Projekt sei „auch damit gerechtfertigt worden, dass es für die Bewohner große Wasserflächen gibt, die über die Promenaden als Freiflächen erlebbar sind“, heißt es in dem Papier aus dem Bauressort.
Für den Europahafen hat die Behörde trotzdem schon mal überschlägig kalkuliert, wie viel es kosten würde, die notwendige Infrastruktur für schwimmende Häuser anzulegen, also Dalben, Pontons sowie Ver- und Entsorgungsleitungen. Pro Liegeplatz wären das demnach etwa 100.000 Euro. Kosten, die auf die Eigentümer der Floating homes umgelegt werden müssten. Bedenkt man, dass die schwimmenden Eigenheime des Verdener Herstellers Floating Homes GmbH im Neupreis bei 260.000 Euro anfangen, wird schnell klar, dass das Projekt Wohnraum auf dem Wasser ohnehin nichts für Leute mit schmaler Brieftasche gewesen wäre.
Das Grundproblem ist nach Einschätzung der Baubehörde jedoch ein anderes. In Bremen ist der Tidenhub mit 4,20 Meter einer der höchsten entlang deutscher Seeschifffahrtsstraßen. Dieser Umstand stellt hohe Anforderungen an Statik und Gestaltung von Rettungswegen. Technisch lösbar ist das schon, macht die Sache aber teuer. Andere Standorte als der Europahafen kommen aus Sicht des Bauressorts nicht wirklich in Betracht. In den vorhandenen Sportboothäfen gibt es kaum freie Liegeplätze, und in der Lesum sprechen überwiegend Naturschutzgründe gegen Floating homes. Unterm Strich stellt die Auflistung von Hindernissen eine Absage ans Wohnen auf dem Wasser dar.
Projekt könnte Wohnungsmangel nicht beheben
Den Verein Ökostadt Bremen enttäuscht das. Er hatte sich bereits vor Jahren für schwimmende Eigenheime starkgemacht. Der stellvertretende Geschäftsführer Andreas Jordan räumt ein, dass es Floating-homes-Projekte an anderen Standorten leichter hätten. In Hamburg zum Beispiel, wo es abseits des Elbstroms ein Netz von tideunabhängigen Kanälen gibt. Doch solche Standorte fänden sich auch in Bremen, gibt Jordan zu bedenken. Zum Beispiel oberhalb des Weserwehrs im Bereich des Yachthafens Habenhausen. Jordan glaubt, dass sich im Bauressort schlicht die Prioritäten verschoben haben und man dort zurzeit keine Arbeit in ein Projekt investieren will, das kaum etwas zur Behebung des Wohnungsmangels beitragen kann.
Die Verdener Hersteller der schwimmenden Eigenheime sind nicht so vermessen zu behaupten, dass Floating homes ein Mittel zur Linderung der Wohnungsnot darstellen. Akquisiteur Mirco Temp spricht aber von einem „aufstrebenden Markt“ in anderen Städten. So hat die Floating Homes GmbH zuletzt am Victoriakai im Hamburger Stadtteil Hammerbrook sieben schwimmende Häuser fertiggestellt.
„Hamburg steht dem Wohnen auf dem Wasser grundsätzlich positiv gegenüber“, sagt die Sprecherin der dortigen Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, Constanze von Szombathely. Konkrete Zielzahlen verfolge die Hamburger Politik allerdings nicht. In der Elbmetropole sind dem Vernehmen nach auch schon Floating-homes-Projekte an der Finanzierung gescheitert. Banken gewähren schlicht keine Kredite, wenn sich unterm Haus statt eines Grundstücks nur eine Handbreit Wasser befindet.