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Zahl der Insekten und ihre Verbreitung nimmt zu – und damit steigt auch die Gefahr von Krankheits-Übertragungen durch Bisse Ärzte empfehlen in der Zeckenzeit: tägliche Kontrolle

Zecken – Sie haben die Dinosaurier überlebt und sind wahre Hungerkünstler – zur Not können sie jahrelang auf die nächste Mahlzeit warten. Doch ihr Biss kann vielerlei Krankheitserreger auf ihr Opfer übertragen. Ein Nordbremer Kinderarzt empfiehlt gerade bei Kindern, die draußen spielen, eine tägliche Kontrolle.
20.07.2012, 05:00 Uhr
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Von Marina Köglin

Zecken – Sie haben die Dinosaurier überlebt und sind wahre Hungerkünstler – zur Not können sie jahrelang auf die nächste Mahlzeit warten. Doch ihr Biss kann vielerlei Krankheitserreger auf ihr Opfer übertragen. Ein Nordbremer Kinderarzt empfiehlt gerade bei Kindern, die draußen spielen, eine tägliche Kontrolle.

Bremen-Nord. Einen absolut sicheren Schutz vor Zecken gibt es nicht. Aber man kann dennoch einiges tun, um Zeckenbisse zu vermeiden: Vorsicht im hohen Gras und im Gebüsch. Christian Wagner, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in Vegesack, empfiehlt Kleidung mit langen Ärmeln und lange Hosen, Kinder sollten Mützen mit Nackenschutz tragen. In Zeiten, in denen man viel draußen und im Grünen unterwegs ist, führt seiner Aussage nach allerdings nichts an der täglichen gründlichen Inspektion vorbei.

"Ein- bis zweimal am Tag sollte man seine Kinder und auch sich selbst gründlich nach Zecken absuchen", so Wagner. Wird eine Zecke entdeckt, muss diese so schnell wie möglich entfernt werden – und zwar komplett. Gut geeignet dafür sind Pinzette und Zeckenzange, die es in der Apotheke gibt. Wer unsicher ist, sollte einen Arzt aufsuchen.

Besonders gern sticht die Zecke in Kniekehlen, Armbeugen, in der Leistengegend, im Nacken sowie am Haaransatz zu. Da die Insekten ihre Blutmahlzeit gern ungestört einnehmen, kann es sein, dass sie stundenlang auf ihrem Opfer herumkrabbeln, bevor sie beißen. Um möglichst unbemerkt ihre Nahrungsquelle anzustechen, injiziert die Zecke ihrem Opfer mit dem Rüssel ein Betäubungsmittel. Es sorgt dafür, dass der Stich nicht bemerkt wird, und das Blut nicht verdickt.

Das alles wäre für das Zeckenopfer nicht so schlimm, wenn der Blutsauger nicht auch gefährliche Krankheiten übertragen könnte. Die bekanntesten Krankheiten in diesem Zusammenhang sind FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und Borreliose. Die Borreliose wird durch Bakterien ausgelöst, die beim Stich der Zecke übertragen werden. Die oft erst spät erkannte Krankheit äußert sich durch Müdigkeit, Fieber, Muskel-, Kopf und Gelenkschmerzen. Mitunter tritt auch eine wandernde Hautrötung auf.

Gefährliche Bakterien

Anders als gegen FSME gibt es gegen Borreliose keinen Impfschutz. Frühzeitig erkannt, ist eine Borreliose mit Antibiotika zu bekämpfen. Erst am Ende des Saugvorganges spritzen die Tiere die Borrelien ins menschliche Blut. Doch wenn sie in Stress geraten, passiert dies sofort. Wer eine Zecke an sich entdeckt, sollte deshalb – empfehlen die Experten – tunlichst darauf verzichten, diese mit Zahnpasta, Kleber oder Öl zu bestreichen, Die Zecke erstickt dadurch und kann im Todeskampf sofort Viren und Bakterien in das Blut abgeben.

Die Zecke ist nicht immer aktiv. Liegen die Temperaturen unter sieben Grad Celsius, fällt sie in eine Art Winterstarre. Dann ist sie nicht auf Grashalmen sondern unter einer feuchten Laubdecke zu finden. Berliner Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Zecken bei extrem mildem Winterwetter aktiv bleiben.

Eine Beobachtung, die auch Christian Wagner bestätigt. Zudem habe die Anzahl der Zeckenbisse stark zugenommen. Eine deutschlandweite Entwicklung: Inzwischen gibt es Zecken in Gebieten, wo vor 20 bis 30 Jahren kaum welche aufgetreten sind. "Und jetzt", so die Forschergruppe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung "sind sie in Mengen da."

Sobald die Temperaturen ansteigen, macht sich die Zecke, die nur wenige natürliche Feinde hat, auf die Suche nach einem "Wirt". Das können Rehe und Wildschweine sein, Hunde, Katzen – oder Menschen. Weltweit gibt es über 900 Zeckenarten, in Deutschland ist der Gemeine Holzbock am meisten verbreitet, er ist in Park, Garten und Wald zu finden. Sehen kann er nichts, doch er hat eine Art Nase auf seinen Vorderbeinen. Mit diesem "Haller‘schen Organ" nimmt er Stoffe wahr, die seine potenziellen Opfer absondern, etwa Schweiß oder ausgeatmetes Kohlendioxid. Um ihre Opfer besser erreichen zu können, klettert die Zecke auf Gräser und Büsche. Eine erwachsene Zecke kann dabei bis zu 1,50 Meter hoch klettern. Zecken klettern jedoch nicht – entgegen der weit verbreiteten Annahme – auf Bäume und lassen sich von dort auf das Opfer fallen. Meistens sind sie in Knie- bis Hüfthöhe zu finden.

Hat die Zecke ihre Jagdposition eingenommen, streckt sie ihre Vorderbeine in die Höhe, um mit ihrem Haller‘schen Organ alle Duftstoffe in ihrer Umgebung besser wahrzunehmen. Streift nun ein "Wirt" die Zecke, greift sie sich blitzschnell mit den Krallen an ihren Vorderbeinen die Haut, das Fell oder die Kleidung und hält sich fest. Dafür reicht eine Berührung von wenigen Sekundenbruchteilen aus. Danach sucht sie eine dünnhäutige, feuchte und gut durchblutete Stelle zum Blutsaugen.

Doch auch wenn Zecken aus medizinischen Gründen gefürchtet sind – aus biologischer Sicht handelt es sich bei ihnen um äußerst bemerkenswerte Wesen. Zecken sind wahre Hungerkünstler. Hat eine Zecke einmal Blut gesaugt, kann sie sehr lange bis zur nächsten Mahlzeit ausharren. Im Labor überleben einige Zeckenarten bis zu zehn Jahre ohne weitere Nahrung.

Ausführliche Informationen rund um die Themen Zecken und Zeckenbiss gibt es im Internet unter www.zecken.de

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