- Wie viele Infektionen gibt es in Bremen und in Niedersachsen?
- Wie geht es den Erkrankten?
- Für wen gilt eine Isolation?
- Das Bremer Gesundheitsamt hat vor drei Wochen eine kostenlose, anonyme Teststelle eingerichtet. Wie wird dieses Angebot wahrgenommen?
- Wie laufen die Impfungen – und wie viel Impfstoff steht zur Verfügung?
- Wurde nicht genug Impfstoff bestellt?
- Wo kann man sich in Bremen über Affenpocken, Infektionsschutz insbesondere auch für Kontaktpersonen, Teststellen und die Impfung informieren?
Die Bundesländer beklagen, dass sie nur spärlich mit Impfstoff gegen Affenpocken (kurz: MPX) beliefert werden. Nachfrage und Bedarf seien da, vor allem auch für präventive Impfungen, um eine Ausbreitung zu verhindern. Die aktuelle Lage.
Wie viele Infektionen gibt es in Bremen und in Niedersachsen?
Mitte Juli wurde die erste Infektion mit dem Affenpocken-Virus im Land Bremen gemeldet. "In der Stadt Bremen sind es seitdem insgesamt sieben Fälle, in Bremerhaven eine Infektion", sagt der Sprecher des Gesundheitsressorts, Lukas Fuhrmann. Mit Abstand am höchsten ist die Inzidenz in Berlin: Dort wurden laut Robert Koch-Institut (RKI) mit Stand von Mittwoch 1392 Fälle erfasst. Niedersachsen meldet 41 Infektionen. Bundesweit sind es 2781 Infektionen. Wie berichtet, sind rund drei Monate nach dem ersten MPX-Nachweis in Deutschland erstmals auch Infektionen bei männlichen Jugendlichen im Alter von 15 und 17 Jahren festgestellt worden. "In Bremen sind und waren ausschließlich männliche Erwachsene infiziert, im Schnitt in einem Alter von 20 bis 40 Jahren", sagt Fuhrmann. Die Infektionen betreffen bundesweit fast ausschließlich Männer, die Sex mit anderen Männern hatten; fünf Fälle wurden bei Frauen bestätigt. Die Bremer Behörde und das RKI warnen ausdrücklich vor Stigmatisierung: Jede und jeder könne sich infizieren, Hauptübertragungsweg sei direkter Hautkontakt.
Wie geht es den Erkrankten?
"Soweit bekannt, erkranken die meisten Betroffenen nicht schwer", schreibt das RKI. Das bestätigt Behördensprecher Fuhrmann auch aus Bremen: "Vier der sieben infizierten Personen konnten die Isolation wieder verlassen. Auch in Bremerhaven hat die betroffene Person diese bereits beendet." Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI nach derzeitigen Erkenntnissen als gering ein, wie es heißt. Der Leiter des Bremer Gesundheitsamtes hatte zuletzt im WESER-KURIER jedoch die Sorge geäußert, dass Infektionen unter anderem aus der Drogenszene über Freier in Familien hineingetragen werden könnten. "Diese Sorge gibt es weiterhin", betont Fuhrmann.
Für wen gilt eine Isolation?
Bei einer bestätigten MPX-Infektion wird die Isolation vom Gesundheitsamt angeordnet. "Sie dauert, bis Schorf und Krusten abgeheilt beziehungsweise abgefallen sind, jedoch mindestens 21 Tage", informiert das RKI. Eine behördliche Anordnung für enge Kontaktpersonen gibt es nicht, das Institut empfiehlt aber eine Quarantäne – und bis 21 Tage nach dem ersten Kontakt zu dem isolierten Erkrankten sowie nach der Entlassung aus der Isolation auf Symptome zu achten. In einem gemeinsamen Haushalt sollten Infizierte möglichst getrennt von anderen Personen in einem Einzelzimmer untergebracht sein – und unbedingt Hygieneregeln wie getrennte Wäsche eingehalten werden. Vor allem Personen mit Risikofaktoren sollten nach Möglichkeit nicht im gleichen Haushalt untergebracht sein, teilt das RKI mit. Dazu gehörten Menschen mit unterdrücktem Immunsystem, Schwangere, Kinder unter zwölf Jahren sowie hochaltrige Menschen.
Das Bremer Gesundheitsamt hat vor drei Wochen eine kostenlose, anonyme Teststelle eingerichtet. Wie wird dieses Angebot wahrgenommen?
"Seit der Einrichtung des anonymen Testangebots gab es sechs Verdachtsfälle, vier davon haben sich bestätigt", sagt Fuhrmann. Termine müssen zuvor telefonisch unter der Nummer 0421/361-15121 vereinbart werden. Das Gesundheitsamt bietet unter dieser Telefonnummer auch eine Beratung an. In Bremerhaven gebe es aktuell keine anonyme Teststelle, unter der Telefonnummer 0471 / 590-21 60 könnten jedoch Test- und Beratungsangebote vor Ort vermittelt werden.
Wie laufen die Impfungen – und wie viel Impfstoff steht zur Verfügung?
"Berlin hat vom Bund bisher 9500 Dosen Impfstoff erhalten. Zu den ursprünglich 8000 sind später noch 1500 hinzugekommen. Wir wissen nicht, wann die nächste Lieferung kommt", sagte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit der "Berliner Zeitung". Der Impfstoff sei fast aufgebraucht. Berlin hatte mit präventiven Impfungen begonnen, um eine MPX-Ausbreitung zu verhindern; zwei Impfungen pro Person in zeitlichem Abstand werden empfohlen. Bremen hat laut Fuhrmann bisher 200 Impfdosen erhalten. "34 weitere Dosen sind für August vom Bund in Aussicht gestellt. Wir wissen aber nicht, wann und ob sie überhaupt noch in diesem Monat kommen." Jeweils eine testende und eine enge Kontaktperson seien bislang geimpft worden. "Das Testpersonal hat ein erhöhtes Risiko, sich zu infizieren", so der Sprecher. Präventive Impfungen seien aktuell nicht möglich. "Ansonsten wären bei einem eventuellen Ausbruch alle Impfdosen bereits verbraucht. Das ist einfach zu wenig Impfstoff." Die Nachfrage gebe es jedoch: Anrufer beim Beratungstelefon erkundigten sich gezielt nach präventiven Impfungen.
Wurde nicht genug Impfstoff bestellt?
"Der Bund hatte insgesamt 240.000 Dosen des Impfstoffs Jynneos/Imvanex bestellt, von denen die erste Tranche in Höhe von 40.000 Impfdosen Jynneos Mitte Juni an das zentrale Lager des Bundes ausgeliefert wurde", teilt eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums dem WESER-KURIER mit. Die restlichen 200.000 Impfstoffdosen gegen Affenpocken aus nationaler Beschaffung würden im September erwartet. "Die weltweite Nachfrage nach dem Impfstoff übersteigt aktuell das Angebot, daher kommt es temporär zur begrenzten Lieferfähigkeit seitens des Herstellers", so die Sprecherin.
Wo kann man sich in Bremen über Affenpocken, Infektionsschutz insbesondere auch für Kontaktpersonen, Teststellen und die Impfung informieren?
Das Gesundheitsamt Bremen hat auf seiner Internetseite mehrsprachige Informationen zu Affenpocken, Test- und Beratungsstellen aufgelistet: www.gesundheit.bremen.de. Das Robert Koch-Institut informiert mit Fragen und Antworten unter: www.rki.de.