Die Grohner Filmemacherin Agnes Kondering hat einen Film übers Werden und Vergehen gedreht. Fünf Menschen erzählen, wie sie es mit dem Leben, wie sie es mit dem Tod halten. Eine Erkenntnis daraus: Es fängt nicht erst mit der Geburt an und es endet nicht mit dem Tod. Heute ist Premiere in der Stadtbibliothek Vegesack.
„Mich wundert‘s, dass ich fröhlich bin! – Vom Werden und Vergehen“ heißt der neue Film von Agnes Kondering. In dem 44-Minuten-Streifen beschreibt die Filmemacherin aus Grohn ihre eigene Lebenssituation: Abschied nehmen zu müssen von ihrer kranken, 88-jährigen Mutter und das Willkommen heißen ihrer beiden Enkel. Heute, Freitag, 7. November, ist Premiere in der Stadtbücherei Vegesack.
Eigentlich sollte es ein Film mit dem Schwerpunkt Vergehen und Sterben werden. Dann aber kam Urenkel Martin ins Spiel und Agnes Kondering dehnte das Thema aus. Und so spannt sich der Film thematisch vom Urknall bis zum Jüngsten Gericht.
Fünf Protagonisten lässt Agnes Kondering zu Wort kommen: einen betagten Pfarrer, einen Psychologen im besten Alter, eine Seniorin aus dem Freundeskreis, einen Biologen (auch mittleren Alters) und eine Pastorin. Zwischen die jeweiligen Beiträge sind Musikstücke des russischen Spätromantikers Reinhold Moritzewitsch Glière (1875 bis 1956) eingeflochten, gespielt von Beate Weis (Violine) und Marc Froncoux (Violoncello), Mitglieder der Kammerphilharmonie Bremen. Die Musiker werden auch bei der Premiere spielen.
Zuerst aber kommt Agnes Konderings Mutter ins Bild, und deren Urenkel – hier treffen sich Anfang und – mit „knapp auf hundert und schon auf der anderen Straßenseite“ – der Ausgang. Der erste Kommentator dieser Ausgangslage ist Pastor Heinz Strothmann (80) aus Cloppenburg, meint, dass es schon vor der Geburt eine Kraft gibt, die ins Leben führt: „Es muss das gegeben haben, dass ich geboren worden bin – irgend etwas.“ Und das werde es dann wohl auch nach dem Tode geben.
Für den Psychologen Thomas Harms vom Zentrum für Primäre Prävention und Körperpsychotheraphie in Bremen bringt jeder Mensch eine Grundpersönlichkeit, eine „Grundmelodie“ mit. Aber von Anfang an, auch schon bei der Geburt, muss der Mensch das gewohnte Leben loslassen. „Wie wir überhaupt ein ganzes Leben lang das Sterben üben.“ Und danach? „Ich bin überzeugt, es geht weiter. Wie? Das weiß ich nicht.“ Auch Seniorin Gertrud Ritter hat keine Angst vor dem Danach, fühlt sich einem Kosmos zugehörig und definiert Gott als eine Kraft, „die in uns ist, in allem. Ich falle nicht aus der Welt“.
Alexander Lerchl, Biologe an der Jacobs University, interessiert sich mehr für den Ursprung des Lebens, als fürs Sterben. Aber auch der Blick zum Anfang allen Seins kann einem zu schaffen machen: denn Urknall – schön und gut. Aber: Was war denn vor diesem Urknall? „Der Ursprung des Lebens ist noch lange nicht ermittelt.“ Andererseits sei es schon eine interessante Frage, warum wir eigentlich sterben, und der Biologe wundert sich, „dass sich bisher kein Organismus entwickelt hat, der sich fortwährend selbst repariert“.
Für Ute Schmidt-Theilmann, Pastorin aus Lesum, ist dagegen nicht das Woher entscheidend oder das Wohin. Sie braucht das Bild der leiblichen Auferstehung nicht. Ihr geht es vielmehr um die Frage: Wer bin ich? Doch aufs Sterben angesprochen, meint sie: „Es gibt da mehr, was über die Welt hinausgeht. Ich kann dieses Mehr zwar nicht verorten, es ist aber da, auch wenn ich nicht mehr bin.“ Sie bemüht hier die Bibel, in der vom Lehmklumpen die Rede ist, dem der göttliche Atem eingehaucht wird. „Und dieser Atem fließt beim Sterben wieder aus und kehrt zurück zu allem.“
Was den Film auszeichnet, ist, dass er weder Geburts- noch Sterbehilfe sein will. Er weist – natürlich – auch keinen Weg zum Quell des Ewigen Lebens. Er will auch kein Ratgeber für ein sinnerfülltes Leben sein. Er wird Atheisten auch nicht für Gott begeistern. Und doch ist er von jedem etwas. Wenn man genau hinhört, dann findet man hier was, oder dort. Insgesamt, sagt Agnes Kondering selbst, „findet sich in meinem Film etwas Tröstliches – obschon man nicht weiß, wo es hingeht“.
„Mich wundert‘s, dass ich fröhlich bin! – Vom Werden und Vergehen“ ein Film von Agnes Kondering. Premiere ist Freitag, 7. November, ab 19 Uhr in der Stadtbibliothek Vegesack, Aumunder Heerweg 87. Eintritt 5 Euro. Eine weitere Vorstellung gibt es am Dienstag, 25. November, ab 18.30 Uhr im Bürgerhaus, Kirchheide 49.