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Kolumne 0421 Wie Bremen auf dem Farmwalk leuchtet: Wer ahnt denn so was?

In der Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Drohnen, Laternen und Weidecoaches.
13.09.2025, 05:00 Uhr
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Wie Bremen auf dem Farmwalk leuchtet: Wer ahnt denn so was?
Von Oliver Matiszick

Die nunmehr bald drei Jahre, die wir uns Woche für Woche an dieser Stelle treffen, haben Sie womöglich das ein oder andere Mal in der Auffassung bestärkt, dass ich keine Ahnung habe. Meinem Widerspruch fehlt da jede Vehemenz, doch sehen Sie die Sache positiv: Manchmal kann der Umstand, von manchen Dingen nichts geahnt zu haben, ungemein beruhigend wirken.

Nehmen wir nur mal die Nacht zum Mittwoch dieser Woche. Wenn ich lese, welch helle Aufregung da in den Radarstationen an der Nato-Ostflanke herrschte, weil plötzlich etliche Punkte auf den Bildschirmen – russische Drohnen – sich immer weiter westwärts in den polnischen Luftraum bewegten, bin ich heilfroh, dass ich unterdessen ahnungslos im noch weiter westwärtigen 0421-Land dem nächsten Tag entgegen schlummerte. Der Bundeskanzler dagegen soll wegen der Drohnen aus der Nachtruhe geholt worden sein, was mich in meiner Berufswahl einmal mehr bestätigt hat. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich, wäre ich einst nicht in Richtung weitgehend brotloser Betätigung abgebogen, Chancen auf Deutschlands Spitzenposten gehabt hätte. Aber vielleicht hätte ich, bei etwas mehr Ehrgeiz und Karrierebewusstsein, in dem Szenario derjenige sein können, der den Kanzler wecken und sich deshalb anmaulen lassen muss.

Neben jener Erleichterung, nicht als Überbringer schlechter Nachrichten den Kopf hinhalten zu müssen, fußt meine Ahnungslosigkeit vor allem auf dem viel harmloseren Erstaunen. Das traf mich zum Beispiel diese Woche, als ich unserer geschätzten Qualitätszeitung entnehmen durfte, dass die Stadt von der SWB die Straßenbeleuchtung zurückkaufen will. Dass Bremen die schon seit 1999 nicht mehr selbst in der Hand hatte, nun aber gegen Zahlung von nur 23,5 Millionen Euro aus der notorisch klammen Kasse ab 2026 wieder selbst bestimmen möchte, wie es leuchtet: Man ahnt es ja nicht!

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Ebenso wenig war mir bewusst, welche Bedeutung in unserem kleinflächigen und platznötigen Zwei-Städte-Staat entlang der Weser die Weidetierhaltung hat. Dazu flatterte mir jüngst die Mitteilung auf den Tisch, dass es in Bremen das von der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft unterstützte Projekt Weidecoach gibt. Ende August hat daher mit Landwirtinnen und Landwirten (so viel Zeit muss sein, ansonsten: Landbewirtenden) in Oberneuland ein erster Farmwalk stattgefunden, bei dem sich alles um „Zusammensetzung der Grasnarbe im Dauergrünland und die Nachsaat zum Erhalt einer ertragreichen Weide“ drehte. Da kann ich – auch vom neudeutschen Begriff Farmwalk – nur beeindruckt sagen: Ich hatte echt keine Ahnung!

So wie mir, als Kind allenfalls Halter von Federvieh in Form von Wellensittichen, nicht bewusst war, dass die Bremer Freibäder zum Abschluss der Sommersaison ihre demnächst zu entleerenden Becken für das Hundeschwimmen öffnen. Los geht es an diesem Wochenende im Schlossparkbad, das Freibad Blumenthal und das Horner Bad folgen. Das aber nur als Info, falls Sie es nicht ohnehin geahnt haben.

Tagebucheintrag: Muss ich ein Wort über den diese Woche ebenfalls veröffentlichten Bildungsmonitor 2025 verlieren? Bremens – inzwischen schon traditionell – letzter Platz darin hat mich dann zur Abwechslung: nicht überrascht.

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