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Infoveranstaltung in der Gemeinde mit dem Lied „Mein Freund der Baum“, Sorgen und geteilten Meinungen Alexandra singt für Hastedt

Hastedt. „Mein Freund der Baum ist tot. Er fiel im frühen Morgenrot.
26.03.2015, 00:00 Uhr
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Von Ina Schulze

„Mein Freund der Baum ist tot. Er fiel im frühen Morgenrot. Du fielst heut früh, ich kam zu spät. Du wirst dich nie im Wind mehr wiegen, du musst gefällt am Wegrand liegen“, in einer Endlosschleife dröhnte das Lied von Alexandra aus dem Gettoblaster vor der Alt-Hastedter Gemeinde. Eines ist klar, die Gegner der Querspange Ost sind laut und gewillt, viel dafür zu tun, die Pläne zu verhindern. Allen voran Tierärztin Alexandra Dörnath.

Gemeinsam mit anderen hatte sie bereits 1500 Unterschriften gegen die Spange gesammelt. Die Meinungen und Interessen sind geteilt: Beispielsweise hat der Beirat Vahr für den Bau der Querspange Ost gestimmt. Und während im Saal der Alt-Hastedter Gemeinde an Ständen über Natur und Bäume, Verkehr oder das Straßenbahnliniennetz informiert wurde, hielten draußen Gegnerinnen und Gegner der Querspange Ost ihre Banner in die Höhe und sammelten weiter Unterschriften.

Lange hatten die Hastedter auf eine ausführliche Bürgerinformation mit Simulation der potenziellen Verkehrssituation gewartet. Zehn Tage vor dem „Markt der Informationen“ ging die Einladung von Gunnar Polzin (Abteilungsleiter Verkehr des Senators für Umwelt, Bau und Verkehr) an das Ortsamt Hemelingen heraus. Alexandra Dörnath, Tierärztin mit einer Praxis an der Bennigsenstraße, bastelte noch schnell Plakate und kleidete auch die Bäume wieder mit schwarzen Kreuzen ein. Letztere wurden erneut von einem Unbekannten heruntergerissen.

Der Ruf nach der Rettung der Bäume war zwar laut, aber beim Andrang an den Ständen ging es verstärkt um anderes. Dabei müsste der Verbindung der Linie 2 mit der Linie 1 über die Bennigsenstraße und Stresemannstraße im allerschlimmsten Fall 167 von insgesamt 360 Bäumen weichen. 67 davon sind geschützt. Es handelt sich zum Großteil um Eichen und Linden. „Selbst ein dicker Baum mit einem Durchmesser von 267 Zentimetern Umfang soll dem BahnSinn zum Opfer fallen“, sagt Alexandra Dörnath.

Nadja Müller, Landschaftsplanerin von Birkhoff und Partner, verweist darauf, dass die betroffenen Bäume weder als Brutplätze genutzt werden und auch für Fledermäuse als Leitstruktur keine Bedeutung haben. „Natürlich ist es schöner, wenn sie stehen bleiben. Wir versuchen auch, so viele wie möglich zu erhalten und Neupflanzungen im Stadtteil zu realisieren“, sagt Hartmut Kurz vom Senator für Umwelt, Bau und Verkehr.

Gabriele Bredow (SPD), die Sprecherin des Beirates Hemelingen, hat vor allem Sorge, dass Sebaldsbrück die Anbindung an die Stadt verliert. Generell sei sie dafür, dass neue Linien geschaffen werden, aber nicht, wenn andere dafür wegfallen. Mit der mehrheitlichen Ablehnung des Beirats Hemelingen wolle man signalisieren, dass man am Planfeststellungsverfahren beteiligt werden möchte. „Das Vorhaben wird kommen, es ist nur die Frage wie“, sagt Ralf Bohr (Grüne), stellvertretender Sprecher des Beirats Hemelingen. Außerdem möchte er, dass frühzeitig über die Taktzeiten der Linie 10 gesprochen wird. Laut Markus Hallenkamp, Verkehrsplaner bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG), wird die allerdings wohl erst in der Praxis untersucht und dann angepasst. Zudem fordert Gabriele Bredow, dass die Kosten für die Absenkungen unterhalb der Brücken rechtzeitig kalkuliert werden – damit es nicht noch teurer wird.

Marco Lübke (CDU) vom Beirat Hemelingen ist grundsätzlich für den Ausbau des ÖPNV. Die Baukosten von 31,5 Millionen Euro empfindet er als unverhältnismäßig hoch. Außerdem ist er überzeugt davon, dass der Verkehr zusammenbrechen wird. Markus Hallenkamp legte dar, dass derzeit ein Überangebot des ÖPNV in Richtung Sebaldsbrück bestehe. Durch die Umleitung werde die Linie 1 unterstützt, und eine Schnellverbindung könnte eingespart werden.

Während einige Querspange-Ost-Gegner auch lautstark protestierten und die Simulation des Verkehrsflusses anzweifelten, schrieben andere auf eine Tafel für offene Fragen zum Beispiel „Tolles Projekt! Bitte schnellst möglich realisieren“. Auch für Oliver Saake, Anwärter für den Beirat Vahr, stellt die Querspange Ost eine absolute Notwendigkeit dar. Immerhin sei die CO2-Einsparung durch eine Straßenbahn auch Thema des Umweltschutzes. „Natürlich ist es traurig, Bäume zu fällen“, sagt er. In einer Stadt müsse man aber fortschrittlich denken und der Ausbau der Straßenbahn gehöre nunmal dazu.

Anja Walecki (Grüne) vom Beirat Vahr findet es außerdem schade, dass Naturschutz gegen Umweltschutz ausgespielt wird. „Straßenbahn“, sagt sie, „ist Umweltschutz pur.“

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