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Bremer Friedensaktivistin geehrt Anette Klasing ist Frau des Jahres

Zum 15. Mal hat der Bremer Frauenausschuss die Frau des Jahres gewählt. Die Auszeichnung ging am Sonntag – dem Internationalen Frauentag – bei einem Festakt in der Oberen Rathaushalle an Anette Klasing. Sie ist Bildungsreferentin im Lidice-Haus.
09.03.2015, 00:00 Uhr
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Anette Klasing ist Frau des Jahres
Von Sabine Doll

Zum 15. Mal hat der Bremer Frauenausschuss die Frau des Jahres gewählt. Die Auszeichnung ging am Sonntag – dem Internationalen Frauentag – bei einem Festakt in der Oberen Rathaushalle an Anette Klasing. Sie ist Bildungsreferentin im Lidice-Haus. Zum ersten Mal wurde auch ein Ehrenpreis vergeben: an die 86-jährige Margot Konetzka für lebenslanges Friedensengagement.

Es ist wohl genau diese Haltung, für die der Bremer Frauenausschuss Anette Klasing in diesem Jahr zur Frau des Jahres gewählt hat. In ihrer Dankesrede am Sonntag, dem Internationalen Frauentag, spricht sie wenig über sich. Vor allem erzählt sie von „den mutigen Frauen in Palästina und Israel, die öffentlich und auf der Straße für den Frieden eintreten“. Dafür würden sie oft bespuckt, angefeindet und beschimpft. „Doch sie machen weiter, lassen sich nicht entmutigen – und das unter Einsatz eines großen persönlichen Risikos.“ Erst am Sonnabend seien 1000 palästinensische und israelische Frauen jeweils auf ihrer Seite der Grenze zu einem Checkpoint bei Ramallah gezogen, um dort für Frieden und ein Ende der Besatzung zu demonstrieren. „40 Frauen wurden dabei verletzt, von Gummigeschossen getroffen“, erzählt die 59-Jährige. „Diesen mutigen Frauen zolle ich meinen absoluten Respekt und widme ihnen die Auszeichnung.“

Anette Klasing arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Bildungsreferentin in der Jugend- und Erwachsenenbildungsstätte Lidice-Haus. Von jeher ist sie Friedensaktivisten, in der Frauen- und Jugendarbeit engagiert. Ihr Herzblut, wie sie es nennt, gilt vor allem dem Einsatz für Frieden. Ganz besonders im Nahen Osten. Und hier sind es die Jugendlichen, die sie in den Dialog miteinander bringt, israelische, palästinensische und auch deutsche Jugendliche. Durch Austauschprogramme, Seminare, Projekte. „Der Großteil der Jugendlichen in Nahost ist durch die Krisensituation vor Ort geprägt, von Feindbildern, die ihnen der Konflikt und die Politik vermitteln. „Die meisten von ihnen haben ihre ,Feindbilder’ noch nie im wirklichen Leben getroffen, sind mit ihnen noch nie ins Gespräch gekommen“, sagt sie. Und dies organisiert Klasing mit solchen Jugendbegegnungen, an denen auch deutsche Mädchen und Jungen teilnehmen. „An der politischen Lage wird das nichts ändern, jetzt nicht. Aber die Begegnungen helfen, ein anderes Bewusstsein zu schaffen, Ressentiments und Vorurteile abzubauen. Und sie entwickeln einen anderen Blick auf die politischen Verhältnisse vor Ort.“ Gerade in diesen Zeiten, die wenig Hoffnung auf Frieden in der Region machten, seien solche Begegnungen wichtig.

In den 1990er-Jahren hat die Sozialpädagogin gemeinsam mit israelischen und palästinensischen Frauen in einem Friedensprojekt mit dem Namen „Between the lines“ gearbeitet. Die Kontakte halten bis heute, einige der Frauen von damals gehören zu den Organisatorinnen des Protestzuges vom Sonnabend. Anette Klasing kennt die Lage in der seit Jahrzehnten von Krieg und Gewalt geprägten Region aus eigener Erfahrung. Zweieinhalb Jahre war sie bis 2007 im Rahmen des zivilen Friedensdienstes als Friedensfachkraft an einem internationalen Bildungszentrum in Bethlehem tätig. Dorthin kehrt sie immer wieder zurück, für Projekte, an denen auch Bremer Jugendliche beteiligt sind.

Die 59-Jährige ist außerdem ehrenamtlich in der Stiftung „Die Schwelle“ tätig. Sie unterstützt Friedensprojekte in der ganzen Welt. „Frieden – Freiheit – Frechheit“ lautete das Motto des diesjährigen internationalen Frauentages in Bremen. „Ein gutes Motto“, sagt Anette Klasing. „Die Frechheit interpretiere ich für mich so, dass ich das mache, was nicht im Mainstream liegt. An Frieden glauben, auch wenn es hoffnungslos scheint.“

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