Die alten Meister in der Kunsthalle, moderne Kunst in der Weserburg und Tierstudien im Überseemuseum regten Zweitklässler der Schule am Pulverberg an, einmal ganz anders ans Bildermalen heranzugehen. Eva Maria Vonrüti Möller, Museumspädagogin und Mitarbeiterin des Kek-Kindermuseums, begleitete sie dabei.
Mit einem gesungenen und getanzten Alphabet, das ihre Lehrerin Iwona Gazda mit ihnen einstudiert hatte, verabschiedeten sich die Zweitklässler der Ganztags-Grundschule am Pulverberg von einem Bilder- und erlebnisreichen Projekt. „H bis L, du lernst ja ganz schön schnell“, sangen sie. Und von diesem raschen Umsetzen des Gelernten sprachen vor allem ihre Bilder. Blau, gelb, orange, rot und grün strahlten die Bilder. Schutzengel sind dort abgebildet. Jays Engel steht aufrecht, der von Mete fliegt, aber bei beiden lacht er.
Wie haben die alten Meister gemalt? Das haben sich die Kinder vorher mit der Museumspädagogin Eva Vonrüti Möller in der Kunsthalle angeschaut. „Danach haben sie in der Schule Farben gemischt, wie es damals üblich war“, erzählt sie. Das heißt, auf Naturbasis mit Ei-Tempera und Kaseinfarbe, die mit Farbpigmenten ihre leuchtenden Töne erhielt. Der Malgrund aus Holz und die Grundierung mit Gesso, einem Gipsgemisch, sind ebenfalls den alten Meistern abgeschaut. Schulleiterin Ulrike Deister-Haag ist begeistert von den ausdrucksstarken Bildern. Sie sieht sie jetzt zum ersten Mal nebeneinander ausgestellt.
Zeitgenössisches ebenfalls Ziel
Zeitgenössische Kunst war Ziel der zweiten Exkursion, bei der die Zweitklässler mit Eva Vonrüti Möller die Weserburg ansteuerten. Am Beispiel des Hamburger Künstlers Werner Büttner sahen sie kritisch-ironische Bilder, die eine kleine Geschichte erzählen und die in einer sehr freien Malweise ausgeführt sind. Statt der gewohnten Pinsel lagen also auch für die Kinder in der Schule Spachtel und Schwämme bereit, um den bewegten Hintergrund zu gestalten. In diese geheimnisvolle Umgebung setzten sie ausgeschnittene Figuren und Gesichter und erfanden so ganz nebenbei ihre eigene bildnerische Erzählung. Man kann sich richtig vertiefen in diese geheimnisvollen und ganz individuellen Bilder, die aufgereiht im Schulflur an einer Leine hängen.
Dass man aus Zwiebelschalen, Rotkohl, Efeu und Rote Bete Farbstoffe gewinnen kann, erfuhren die Kinder im dritten Teil des Projekts. Zarte Blau- Violett- Grün- und Gelbtöne wurden das, mit denen man wunderbar aquarellieren konnte. Wie geschaffen für die Darstellung des Elements Wasser. Studienobjekt war ein Aquarium im Überseemuseum, dort beobachteten die Siebenjährigen die Fische und skizzierten sie mit Buntstift. In der Schule malten sie sie aus, ließen sie in hellblauen Farben schwimmen und malten Wasserpflanzen dazu. Aber wenn man nun ein kräftigeres Rot brauchte? Auch daran hatte Eva Vonrüti Möller gedacht. Ganz kostbar und faszinierend: Diesen Farbstoff gewinnt man aus den Eiern der Cochenille-Laus. Für die Kinder war das ein besonderes Erlebnis. „Die waren ganz klein und schwarz, und rochen so komisch“, erzählt Zoe. Der leuchtende Effekt der roten Farbe auf den Bildern aber war nicht zu übersehen.
„Es war eine schöne Zeit.“ Die Museumspädagogin strahlt, als sie von zwei kleinen Kavalieren einen Blumenstrauß überreicht bekommt. „Das Kek-Kindermuseum besteht jetzt seit zehn Jahren. Im Herbst ist eine Aktion zum Thema Skulptur geplant in der Weserburg, wo Kinder ausgiebig experimentieren können.“ Außerdem sei auch eine Wiederholung des soeben beendeten Projekts erwünscht – von Seiten der Schulleiterin Ulrike Deister-Haag zustimmendes Nicken.