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Kolumne 0421 Heute müssen wir reden: Es geht ums Geld, was denn sonst?

In der Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Armut, Polizeikosten, Busfahrkarten.
18.01.2025, 05:00 Uhr
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Heute müssen wir reden: Es geht ums Geld, was denn sonst?
Von Oliver Matiszick

Wir müssen reden: Wenn Ihr Gegenüber ein Gespräch so beginnt, dann lehrt die Lebenserfahrung, dass im Anschluss Unheil droht. Das gilt beim bösen Wort mit B, dem Beziehungsgespräch, immer. Aber etwa auch bei der überraschenden Einladung zum Personalgespräch, beim Elternsprechtag in der Schule oder dem Termin, um den der seltsam besorgt klingende Bankberater gebeten hat. Bei gesunden Menschen löst jene Eröffnungsformel mehr oder weniger starke Fluchtreflexe aus, die wir als Serviceleistung Ihrer geschätzten Qualitätszeitung hier ganz ohne Zusatzbeitrag testen. Also: Wir müssen reden. Heute über Geld.

Das ist immer ein ernstes Thema, wer wüsste das besser als die Menschen im 0421-Land? Schließlich sagt der jüngste Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands: wie das Land, so die Leute. Mit einer Armutsquote von 29,1 Prozent liegt Bremen weit über dem deutschen Durchschnittswert von 16,8 Prozent und im Vergleich der Bundesländer einsam an der Spitze. Wer mag sich da noch wundern, dass Bremen bis in die letzte Instanz verbissen um jeden Euro kämpft, der sich irgendwie eintreiben lässt?

Da wären wir sodann bei den Polizeikosten für Hochrisikospiele eines örtlichen Bundesligisten, mit deren Inrechnungstellung sich die Stadt bei der Deutschen Fußball Liga, der DFL, schon seit Jahren nachhaltig unbeliebt gemacht hat. Diese Woche hat das Bundesverfassungsgericht das Vorgehen des Innensenators bestätigt und auf eine allgemeingültige juristische Basis gestellt: Sieg für Ulrich Mäurer in der Verlängerung, herzlichen Glückwunsch. Dass sein Porträt bei der DFL und den betroffenen Profiklubs fortan täglich mit frischen Blumen bekränzt werden wird? Unwahrscheinlich. Und genau die Einstellung gefällt mir: Findet mich ruhig alle so richtig doof, juckt mich nicht, weil das Recht auf meiner Seite ist.

Das gilt gleichermaßen für ein anderes heikles Thema: die Grundsteuer. Im 0421-Land sind diese Woche massenhaft die nach dem neuen Verfahren berechneten Bescheide verschickt worden, allein in Bremen fast 200.000. Da bleibt ja kaum Zeit für das Alltagsgeschäft. Daher sehen wir mal darüber hinweg, dass der Bremer Mensch 2024 mit durchschnittlich 79,7 Tagen viel länger als in anderen Bundesländern auf die Bearbeitung seiner Steuererklärung warten musste. Ach, das hat einerseits schon Tradition, andererseits kommt auch ans Ziel, wer langsam fährt.

Wobei: Beim Bus trifft das nicht immer zu. Denn was ich zu Beginn dieser Woche in Sachen Geld auch gelernt habe: Fehlen einem neunjährigen Schüler sagenhafte zehn Cent für die Fahrkarte, weil seine Eltern die Preiserhöhungen für den öffentlichen Nahverkehr zu Jahresbeginn verbaselt haben, bleibt er in Bremen schon mal auf der Strecke und in der Kälte stehen. So ließe sich auch am Ende dieser Kolumne sagen: Liebe Leute bei der BSAG, wir müssen reden!

Tagebucheintrag: Zur Ehrenrettung der Busfahrerzunft: Meine ganz und gar nicht kindliche Tochter durfte neulich auf einem Kinderticket bis nach Syke fahren, nachdem sie sich zuvor nachhaltig verstört über den Preis einer Erwachsenenkarte gezeigt hatte. In Vertretung: Danke dafür!

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