Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Maike Schaefer über Ascheverstreuung "Es geht um das Selbstbestimmungsrecht"

Seit 2015 darf in Bremen die Asche von Toten auch auf privatem Grund verstreut werden. Maike Schaefer erklärt, warum sie die Reform des Gesetzes noch immer für sinnvoll hält.
08.06.2021, 06:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Gerald Weßel

Frau Schaefer, enttäuschen Sie die relativ geringen Zahlen bei der Verstreuung?

Maike Schaefer: Nein, überhaupt nicht. Es war immer klar, dass dieses Gesetz in erster Linie ein Ergänzungsangebot zu Bestattungen außerhalb von Friedhöfen wie zum Beispiel Seebestattungen oder Baumbestattungen in Friedwäldern darstellt. Es ging mir bei dieser Änderung weg vom Friedhofszwang auch nicht um Zahlen, sondern um das Selbstbestimmungsrecht des Menschen über seinen Tod hinaus.

Weshalb ist dieses Gesetz für Sie persönlich besonders wichtig?

Nicht jeder Mensch kann sich eine Bestattung auf einem Friedhof vorstellen, sondern hat vielleicht einen Lieblingsort, mit dem er bestimmte Erinnerungen verbindet oder der für ihn und die Angehörigen eine besondere Bedeutung hat. Die Gründe können vielfältig sein, auch zum Beispiel die Verbundenheit zur Natur oder zum eigenen Garten. Das passt nicht mit einem Friedhofszwang zusammen, den es ja übrigens nur in Deutschland und Österreich gibt. Überall sonst in Europa, Amerika, Australien darf die Asche ja ausgestreut werden.

Glauben Sie, dass andere Bundesländer nachziehen und Bremen somit in Rückschau in ein paar Jahrzehnten Vorreiter bei diesem Thema sein wird?

Wir haben nach Erlass des Gesetzes Anfragen aus fast der Hälfte der übrigen Bundesländer gehabt und Unterlagen zur Verfügung gestellt. Das Interesse ist also vorhanden. Es scheint nur der Mut zur Umsetzung noch zu klein zu sein. Perspektivisch bin ich mir aber sicher, dass andere Bundesländer und Kommunen dem Beispiel Bremens folgen werden. Bremen hat hier eine Vorreiterrolle.

Werden Sie für sich persönlich Ascheverstreuung als mögliche Bestattungsform bei sich in Vegesack in Betracht ziehen?

Ich selber habe mich schon lange in meinem Testament für eine Seebestattung entschieden. Das Gesetz kommt anderen Menschen zu Gute, die sich, so wie ich auch, nicht vorstellen können, auf einem Friedhof bestattet zu sein. Aber in dem Fall hängt mein Herz am Meer.

Das Gespräch führte Gerald Weßel.

Zur Person

Maike Schaefer

ist seit 2019 Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Zuvor war sie vier Jahre lang Fraktionsvorsitzende der Grünen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)