Jedes dritte Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr in Bremen-Nord ist älter als 20 Jahre. Vertreter der Einsatzkräfte befürchten, dass „qualifizierte Hilfe“ in zehn bis fünfzehn Jahren nicht mehr möglich sei. Neue Fahrzeuge sollen geliefert werden. Der Haken: Überall in Bremen ist der Bedarf groß.
Sie fahren noch, die Löschfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr in Bremen-Nord. Die Frage ist nur: Wie lange noch? „Auf dem neuesten Stand sind sie nicht mehr“, sagt Detlef Scharf, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr in Schönebeck. In seinem Fuhrpark steht ein 18 Jahre alter Löschwagen. Das 11 000 Tonnen schwere Fahrzeug von Daimler Benz ist noch im Einsatz – allerdings mit veralteten Pumpen und fehlenden Gurten. Anschnallen können sich die Rettungskräfte also nicht. Auch in weiteren Wehren in Bremen-Nord kommen die Fahrzeuge in die Jahre. In Farge steht zum Beispiel ein 28 Jahre altes Löschfahrzeug – der dienstälteste Feuerwehrwagen in der Gegend.
Insgesamt unterhalten die Freiwilligen Feuerwehren Blumenthal, Farge, Vegesack, Schönebeck und Burgdamm zehn Löschfahrzeuge. Davon sind drei über 20 Jahre alt. In der Freiwilligen Feuerwehr Burgdamm steht ein 23 Jahre altes „LF 10/6“, in der Freiwilligen Feuerwehr in Vegesack ein 25 Jahre altes „LF 16 S“.
Defekte Pumpanlagen
Noch müssen sich Anwohner keine Sorgen um ihre Sicherheit machen. Im Jahr 2011 wurden drei alte Löschfahrzeuge in Bremen-Nord durch drei neue Brandschutzfahrzeuge vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ausgetauscht. Deshalb sagt Marcus Schleef, Landesvorsitzender des Feuerwehrverbandes Bremen: „Das Problem mit der Versorgung haben wir nicht heute und auch nicht morgen.“
Irgendwann aber, in zehn bis 15 Jahren, droht der Freiwilligen Feuerwehr in Bremen-Nord ein veralteter Fuhrpark. „Fahrzeuge, die heute 20 Jahre alt sind, werden 35 Jahre alt sein“, so Schleef. Die Befürchtung sei groß, keine „qualifizierte Hilfe“ mehr leisten zu können, weil etwa Motoren nicht anspringen oder Pumpanlagen defekt sind. „Wenn das nicht funktioniert, kann ich das Fahrzeug für unsere Aufgaben nicht gebrauchen,“ so Schleef.
Eigentlich sollen die 19 Freiwilligen Feuerwehren in Bremen schrittweise mit neuen Löschfahrzeugen ausgestattet werden. Laut eines Umsetzungspapieres der Bremer Innenbehörde aus dem Jahr 2011 sollen die Fahrzeuge eine Nutzungsdauer von 20 Jahren nicht überschreiten. Damit das gelingt, sollen im „Durchschnitt pro Jahr ein Löschfahrzeug und ein Mannschaftstransportfahrzeug für die Freiwilligen Feuerwehren“ bereitgestellt werden.
Marcus Schleef hält das Konzept für unausgegoren. Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes erachtet die Berechnung als unzureichend, da die Freiwilligen Feuerwehren in Bremen insgesamt 39 Löschfahrzeuge betreiben. Demnach müssten jährlich etwa zwei Feuerwehrwagen bereitgestellt werden, damit die Nutzungsdauer von höchstens 20 Jahren eingehalten wird.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Senat die Vorgaben des Konzepts nicht als verpflichtend betrachtet. Auf eine Anfrage der Linksfraktion im Juni 2012 entgegnete der Senat, dass es sich bei diesem Konzept um ein „lebendiges Papier“ handle, „bei dem Abweichungen möglich sind.“ Die Rede von Abweichungen hält Detlef Scharf von der Freiwilligen Feuerwehr in Schönebeck allerdings für eine „Hintertür“. Der Senat halte sich offen, den Umfang der bereitzustellenden Fahrzeuge weiter zu reduzieren. Folglich könne es Jahre geben, in denen kein einziges Fahrzeug geliefert werde. Bestes Beispiel ist die junge Vergangenheit: Das letzte Fahrzeug, dass aus kommunaler Hand stammt, wurde im Jahr 2007 ausgeliefert. „Das ist ein Hammer“, sagt Scharf. In der Bremer Geschichte hätte man nie so lange auf einen Wagen warten müssen.
Die Innenbehörde verteidigt hingegen den eingeschlagenen Weg. Das Konzept „muss ein bewegliches Papier sein“, teilt Pressesprecherin Rose Gerdts-Schiffler mit. Es könne nicht vorhergesehen werden, ob Fahrzeuge der Berufsfeuerwehr kaputt gingen oder ob es unverhofft zu einem erhöhten Einsatzaufwand komme. Demnach könne nicht statisch geplant werden, welche Fahrzeuge der Berufsfeuerwehr an die freiwilligen Helfer übertragen werden.
In diesem Jahr soll das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zumindest einen Neuwagen an Bremen ausliefern. Zwei gebrauchte Fahrzeuge sollen aus kommunaler Hand folgen. An welche Wehr die Fahrzeuge gehen, lässt Rose Gerdts-Schiffler offen. Die Frage der Verteilung sei derzeit Gegenstand einer Anfrage in der Bürgerschaft.
Detlef Scharf von der Freiwilligen Feuerwehr in Schönebeck glaubt nicht daran, dass ein Fahrzeug nach Bremen-Nord übergeben wird. Andere Standorte in der Hansestadt hätten die gleichen Probleme wie Bremen-Nord – mit zum Teil älteren Fahrzeugen. Überhaupt glaubt der Wehrführer erst an ein neues Fahrzeug, „wenn es auf unserem Parkplatz steht.“