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Traditionsunternehmen in Bremen-Nord werden nach und nach in jüngere Hände übergeben Auf einmal Geschäftsinhaber

Ältere Geschäftsinhaber gehen in den Ruhestand und benötigen Nachfolger. Auch in Bremen-Nord ist ein Umbruch zu beobachten. In den Stadtteilen gibt es Inhaberwechsel bei alteingesessenen Betrieben, oder Übergaben werden vorbereitet.
24.02.2013, 05:00 Uhr
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Von Sylvia Wörmke

Ältere Geschäftsinhaber gehen in den Ruhestand und benötigen Nachfolger. Auch in Bremen-Nord ist ein Umbruch zu beobachten. In den Stadtteilen gibt es Inhaberwechsel bei alteingesessenen Betrieben, oder Übergaben werden vorbereitet.

Bremen-Nord. Wenn Firmen seit Generationen im Familienbesitz sind, hängt das Herz daran. Wohl dem, der in der Familie Nachwuchs hat, der in die Fußstapfen treten möchte. Dieses Glück haben nicht alle Geschäftsbetreiber. Es gibt aber Lösungen, die zufriedenstellen. Cornelia Lohmann jedenfalls hat zugegriffen, als eine potenzielle Nachfolgerin an die Tür ihrer Buchhandlung in Lesum klopfte.

Eigentlich hatte die Inhaberin noch nicht vor, sich zurückzuziehen. Sie habe aber eine Überlebenschance für die Buchhandlung gesehen, sagt sie. Svenja Esch, von Beruf Buchhändlerin, "verliebte" sich sofort in "die kleine Buchhandlung". Sie lebt seit Sommer 2012 in Bremen. Durch ihre Tante, die in Lesum wohnt, wurde sie auf das Geschäft aufmerksam.

"Die Selbstständigkeit war immer mein Traum", sagt die 35-jährige Düsseldorferin, die als Buchhändlerin in Erfurt, Düsseldorf und Filialleiterin in Wuppertal gearbeitet hat. Vor einem Jahr machte sie sich mit einem Onlinedienst für individuelle Buchgeschenke selbstständig. Das reiche ihr aber nicht aus.

Cornelia Lohmann ist begeistert von diesem Fang. Sie wird die Papierwerkstatt behalten und auch weiter Ausstellungen organisieren. Ihre Nachfolgerin möchte den Schwerpunkt auf Bücher legen, den Kinder- und Jugendbuchbereich erweitern und literarische Veranstaltungen anbieten. Wermutstropfen für Cornelia Lohmann: die Buchhandlung soll "Lesumer Lesezeichen" heißen. Damit verschwindet der alte Name "Buchhandlung Liebricht". Peter Liebricht übergab vor fünf Jahren den Betrieb an seine Kundin Cornelia Lohmann. Er wiederum hatte die 1904 eröffnete Buchhandlung 1977 übernommen.

Im Lesumer Ortskern wird noch ein anderes über 100 Jahre altes Traditionsunternehmen in jüngere Hände gegeben. Ariane Aschemann, gerade mal 24 Jahre alt, verwirklicht sich mit der Übernahme von "Dohr 1a Blumen.de" ebenfalls "einen Traum". Die Floristin und Bürokauffrau hatte sich auf eine Anzeige im Internet gemeldet. Inhaberin Henny Röber zieht sich aus gesundheitlichen Gründen mit fast 64 Jahren aus dem Geschäftsleben zurück. Nach drei Wochen als Chefin im eigenen Laden mit drei Angestellten ist die junge Geschäftsinhaberin noch aufgeregt vor Freude, und ihr erster Gedanke morgens sei: "Das ist meins."

Eigentlich habe sie sich erst später selbstständig machen wollen, "aber es hat so gepasst". Die Schwanewederin bringt Erfahrung aus der Ausbildung in einem Blumenhaus in Bremerhaven und der kaufmännischen Ausbildung in einem Gartencenter mit. Falls sie Unterstützung brauchen sollte, hat sie ihre Familie im Hintergrund. Zufällig werden Svenja Esch und die Floristin nach einer Renovierung der Läden zeitgleich am 9. März neu eröffnen.

Die Renovierung hat Michaela Weichelt bereits hinter sich. Seit Anfang Januar ist sie Inhaberin von "Ideen mit Blumen" in Vegesack – der Name blieb, wurde aber ergänzt durch: "Liebenswertes & Lebenswertes". Die neue Chefin ist bildlich gesprochen ein Eigengewächs. Mit einem Schulpraktikum bei Ruth Riethmüller startete Michaela Weichelt in den späteren Beruf. Es folgten Ferienjobs und die Ausbildung zur Floristin. Seit 23 Jahren arbeitet Michaela Weichelt in diesem Geschäft. Ihre Chefin, die aus Altersgründen aufgeben wollte, zog sich quasi ihre Nachfolgerin heran.

Die neue Chefin brauchte ein Jahr, um sich auch seelisch auf die Übernahme vorzubereiten. "Wir haben das Hand in Hand gemacht", erzählt sie. Sie besorgte sich einen Steuerberater, informierte sich über Existenzgründungen und über Möglichkeiten, Darlehen zu bekommen. "Das geht nicht mal eben so", sagt sie.

Ihre frühere Chefin, erzählt sie, freut sich, dass das Geschäft erhalten bleibt. Sie wiederum "ist superglücklich und zufrieden", ihren eigenen Blumenladen zu haben. Ich hätte mich nicht selbstständig gemacht, hatte nie den Drang dazu", sagt sie. Als das Angebot von Ruth Riethmüller kam, griff sie zu. "Das hat alles gepasst", sagt sie.

Jürgen Witthus (Hammer-Witthus-Heimtex Fachmarkt GmbH) hat seine Nachfolge schon lange geregelt, obwohl er mit 60 Jahren noch nicht vorhat, sich zur Ruhe zu setzen. Sein Junior Dennis ist Mitinhaber und Geschäftsführer im Blumenthaler Betrieb. "Die Weichen für die Zukunft sind gestellt", sagt der Senior. Er hat den Fachmarkt 1983 von seinem Vater übernommen, der 1959 ein Geschäft für Farben, Tapeten und Bodenbeläge gründete. "Oma verkaufte aus dem Wohnzimmer heraus Tapeten", erzählt Dennis Witthus, "Opa ging auf den Vulkan."

Der Textil-Betriebswirt und Einzelhandelskaufmann ist seit 1998 in der Firma und wächst in die Rolle des Firmenchefs hinein. Mit 39 Jahren macht er sich selber noch keine Gedanken darüber, wer einmal sein Nachfolger wird. Sein Jüngster liegt noch in den Windeln, und die Tochter ist vier Jahre alt. "Sie hat einen Kaufmannsladen, für den ich eine Miniatur-Farbdose gebastelt habe", erzählt Dennis Witthus. Es könnte also sein, dass hier eine Nachfolgerin für das Unternehmen heranwächst.

Auf einmal Geschäftsinhaber

Traditionsunternehmen in Bremen-Nord werden nach und nach in jüngere Hände übergeben

Zitat:

"Die Weichen

für die Zukunft

sind gestellt."

Seniorchef Jürgen Witthus

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