Wenn die Berliner kommen, gibt es leere Tüten. Hinter der etwas flapsigen Aussage steckt ein Konzept der Bremer Touristik-Zentrale (BTZ). Denn das Team von BTZ-Geschäftsführer Peter Siemering hat sich etwas Besonderes ausgedacht, um die Berliner Messebesucher dieses Wochenende auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) an den Stand der Norddeutschen zu locken. An den Messeeingängen verteilen Bremer Schausteller und Marktkaufleute leere Popcorntüten, die sich die Besucher anschließend am Stand der Bremer auffüllen lassen können. Dort dürfen sie außerdem an einer Weinprobe des Ratskellers teilnehmen oder sich – hoffentlich nicht nur in einer Weinlaune – über Busreisen informieren, die direkt von Berlin nach Bremen führen.
Wer auf der ITB Aufmerksamkeit erhalten möchte, muss sich etwas einfallen lassen. Denn auf der Tourismusmesse in Berlin lockt fast die ganze Welt mit bunten Angeboten. Wenn es das BTZ-Team aber geschafft hat, die Besucher an den Stand zu locken, können möglicherweise neue Gäste für Bremen und Bremerhaven gewonnen werden. "Städtetourismus ist anlassbezogen", sagt Siemering. Deshalb werben die Bremer Touristiker mit Veranstaltungen. Einen besonderen Fokus legen sie in diesem Jahr etwa auf die Ausstellung der Terrakotta-Armee, die von Mai bis August im BLG-Forum in der Überseestadt gezeigt wird.
"Kunst und Kultur sind die Basis unseres Erfolgs", erläutert Siemering. Museen, Breminale, La Strada oder Weihnachtsmarkt und Schlachtezauber locken jährlich mehr als 40 Millionen Tagesbesucher an, sagt der BTZ-Geschäftsführer. Städtetourismus boomt seit etwa zehn Jahren. "Der Schlüssel ist das Authentische, das Urbane", sagt er. Auch im vergangenen Jahr konnte Bremen wieder mit mehr als zwei Millionen Übernachtungen punkten.
Um weiter zu wachsen, will die Bremer Touristik-Zentrale aber nicht nur auf neue und alte Partner in der Branche setzen. Siemering würde die Weser gern mehr in das touristische Konzept der Stadt einbinden. Vorstellen könnte er sich Konzerte, Veranstaltungen wie Weser in Flammen oder eine Wiederbelebung der Badeinselregatta. "Wir sind eine Stadt am Wasser und sollten das auch mehr in den Fokus rücken", sagt er. Außerdem verbinde der Fluss Bremen und Bremerhaven.
Eine Art Flusstaxi ist eine weitere Idee des Bremer Tourismus-Chefs. "Das ließe sich vielleicht sogar in den öffentlichen Nahverkehr einbauen", glaubt er. Angeboten werden sollten auch mehr Schifffahrten mit unterschiedlichen Konzepten. So könnten etwa – wie in Berlin – Schiffe mit einem gläsernen Dach über die Weser schippern oder vermehrt – wie etwa in Paris – Gourmetabende auf einem Weserschiff entwickelt werden.
Und noch etwas fehlt Peter Siemering bisher im touristischen Konzept der Stadt: ein Aussichtsturm. "Da könnte man durchaus auf schon bestehende Gebäude zurückgreifen", sagt er und bringt den Waller Fernsehturm ins Gespräch.
"Der Tourismus ist eine Jobmaschine"
Weil Bremen bei den Gästen beliebt ist, wirbt der BTZ-Chef ausdrücklich für seine Branche. "Der Tourismus ist eine Jobmaschine", sagt er. Das werde sich auch in den kommenden Jahren vermutlich nicht ändern. Allein in Bremen arbeiten 33.000 Menschen im Tourismus. "Und die sind nicht, wie bei manch anderem Unternehmen, exportierbar", sagt er. Die Arbeit der Fachkräfte in Tourismus und Gastronomie müsse aber unbedingt aufgewertet und deshalb auch besser bezahlt werden, fordert er.
Während der Messetage hat das BTZ-Team auch Gespräche mit vielen ausländischen Kunden geführt, erzählt der Geschäftsführer. So würden die Bremer Touristiker im Portfolio der Übernachtungsplattform Airbnb gern etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen. Auch wenn die Internet-Plattform wegen Wettbewerbsvorteilen vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) kritisiert wird, gibt es keine Berührungsängste. "Wir stimmen mit der Dehoga überein, dass es die gleichen Kriterien bei der gewerblichen Unterbringung geben sollte", sagt Siemering. Gemeint sind damit etwa Hygiene- oder Feuerschutzbestimmungen. "Airbnb will das aber auch", hat er in Gesprächen erfahren.
Auch mit Vertretern von Ryanair hat er sich zusammengesetzt. So soll die Frequenz von Flugverbindungen nach Bremen erhöht werden, um die Hansestadt durch Direktflüge für mehr Gäste etwa aus England, Skandinavien, Italien oder Spanien attraktiv zu machen.