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Bäume im Hulsberg Viertel Letzter Versuch zur Rettung alter Eichen

Ihr Schicksal scheint besiegelt, doch haben zwei Frauen den Kampf um die uralten Eichen im kleinen Park auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Mitte noch nicht aufgegeben. Ein Bürgerantrag als letzte Rettung?
13.06.2022, 09:00 Uhr
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Letzter Versuch zur Rettung alter Eichen
Von Sigrid Schuer

Schon seit geraumer Zeit sind die vier alten Eichen auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Mitte mit einem weißen Totenkreuz markiert worden. Nicht nur an diesem Mittwoch-Nachmittag ist der kleine Park nahe der früheren HNO-Klinik belebt: Kinder spielen im Schatten der Baumkronen, Flanierende nutzen den Park für eine kurze Pause. Ein Rotkehlchen hüpft über das Gras. "Die alten Eichen haben einen eindrucksvollen Stammumfang, eine davon stolze 2,96 Meter. Alle sind über 200 Jahre alt, haben zwei Weltkriege überlebt und mindestens 13 Generationen von Menschen gesehen", heißt es in einem Bürgerantrag, den Hilde Kohake und Astrid Hager-Guthrie für die morgige Sitzung des Beirates Östliche Vorstadt eingereicht haben. Die Bäume sollen, wie bereits berichtet, im Zuge der Neubebauung des Neuen Hulsberg Viertels gefällt werden. Das wäre dann auch das Aus für den kleinen Park, der sich rechts hinter der ehemaligen HNO-Klinik befindet.

Wo wird der künftige Standort der Grundschule an der Lessingstraße sein?

"Dieser kleine Park ist nicht nur Oase, sondern auch grüne Lunge des Krankenhausgeländes" heißt es in dem Bürgerantrag weiter. "Mir ist sehr bewusst, dass das ein sehr emotionales Thema ist", räumt Ortsamtsleiterin Hellena Harttung auf Nachfrage ein. Auch für sie sei der Verlust jeden Baumes schmerzhaft. Hilde Kohake und Astrid Hager-Guthrie hegen nun zumindest ein Fünkchen Zuversicht, dass dieses umkämpfte, idyllische Fleckchen Grün auf dem Kinik-Gelände vielleicht in letzter Minute doch noch gerettet werden könnte. Ihre Hoffnung: Dass der Bebauungsplan des Neuen Hulsberg Viertels noch einmal aufgeschnürt werden muss. Grund ist der Umzug der Grundschule an der Lessingstraße auf das Gelände des Neuen Hulsberg Viertels, der am Dienstag, 14. Juni, um 19 Uhr, auf der Beiratssitzung im Bürgerhaus Weserterrassen das zentrale Thema sein wird. Die Argumentation der beiden Frauen: Wenn der Bebauungsplan deswegen sowieso aufgeschnürt werden müsste, dann könne sich der Beirat doch auch erneut dem Erhalt der alten Eichen widmen.

Wird der Bebauungsplan neu aufgeschnürt?

Ortsamtsleiterin Hellena Harttung kann den beiden Bürgerinnen keine Hoffnung machen: "Fakt ist, dass der Bebauungsplan nicht wieder aufgeschnürt wird". Zwar müssten in der alten HNO-Klinik noch Umbauarbeiten vorgenommen werden, um das Gebäude für den Schulbetrieb zu ertüchtigen, dafür müsse der Bebauungsplan allerdings nicht wieder aufgemacht werden. Die Entwicklung, dass die Grundschule an der Lessingstraße nun auf das Klinikgelände umzieht, bewertet Harttung als positiv für die Östliche Vorstadt. Der Beirat wolle sich auch mit Nachdruck dafür einsetzen, dass der Fußradweg, der wie geplant vom Neuen Hulsberg Viertel zum Lüneburger Platz führt, so nun auch umgesetzt wird. Das berühre allerdings nicht den Bebaungsplan. Harttung räumt aber auch ein, dass der 2018 beschlossene Bebauungsplan, heute wohl an so mancher Stelle anders gedacht werden würde. Darauf weisen auch Hilde Kohake und Astrid Hager-Guthrie hin: "Ein Blick über den Tellerrand in andere Städte zeigt, dass Bauen inzwischen um solche Grünoasen herum erfolgt".

Besteht noch Hoffnung für die alten Eichen?

Ihr Argument wäre gewesen, falls der Bebauungsplan wieder aufgeschnürt worden wäre: Wenn auch nur ein Arm des geplanten Gebäudes hätte verlegt werden können, dann hätte der Park gerettet werden können, "auch wenn der dort vorgesehene Radweg nicht mehr geradeaus verläuft, sondern eine Kurve aufweist". Groß ist die Verärgerung nicht nur im Quartier über die Kahlschlag-Politik der grünen Mobilitätssenatorin Meike Schäfer. Hilde Kohake und Astrid Hager-Guthrie weisen in diesem Zusammenhang auf den massiven Kahlschlag von 180 Bäumen für die sogenannte Querspange Ost hin. Zweck: Eine Einsparung von vier Minuten Fahrzeit im Öffentlichen Nahverkehr. Zu diesem neuralgischen Thema hatten auch viele Protestbriefe der Leserschaft die Redaktion des WESER-KURIER erreicht. "Allein eine 100-jährige Eiche mit bis zu 150.000 Blättern setzt in diesen biologischen Solarzellen jährlich 6000 Kilogramm Kohlendioxid um, und produziert bis zu 4500 Kilogramm Sauerstoff. Eichen verbrauchen mehr Kohlendioxid (CO2) als sie Sauerstoff produzieren", heißt es in dem Bürgerantrag weiter. Abschließend wird der Klimaexperte Roger S. Chalmers von der Universität Göteborg zitiert: "Bäume tragen nachweislich zu einem schnelleren Heilungsprozess bei". Und, so Kohake und Hager-Guthrie weiter: Für die Fällung eines gestandenen Baumes müssten vier junge Bäume nachgepflanzt werden, auch hier liege Bremen bereits im Hintertreffen.

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